Ich besuche das faszinierende Bunkermuseum Kolkwitz GS-31 westlich von Cottbus, einen ehemaligen Gefechtsstand der DDR-Luftverteidigung mit drei Untergeschossen voller authentischer Technik und Ausrüstung.
Bei meiner zweistündigen Führung durch das beeindruckende Luftlagezentrum mit seiner riesigen Plexiglaswand, funktionierenden Fernschreibern, historischen Computern und sogar einer kompletten Küche entdecke ich mit viel Herzblut restaurierte Zeitgeschichte, die jeden Technik- und Geschichtsinteressierten begeistern wird. Schaut doch mal rein!
Inhaltsverzeichnis
Das Bunkermuseum Kolkwitz GS-31
Das Bunkermuseum Kolkwitz ist ein einzigartiges, militärhistorisches Museum, das sich in einem ehemaligen Schutzbauwerk der Nationalen Volksarmee der DDR befindet. Das Schutzbauwerk wurde ab 1965 erbaut und 1967 in Betrieb genommen. Es war im diensthabenden System zur Luftraumaufklärung im zivilen und militärischen Bereich eingesetzt (Kurzbezeichnung: GS-31 der 1. LVD).
Die Anlage diente als Gefechtsstand der 1. Luftverteidigungsdivision der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung der DDR. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Sicherstellung der Luftaufklärung und Überwachung des südlichen Luftraums der DDR sowie der Führung von Jagdfliegerkräften, Raketen- und Funktechnischen Truppen. Der überwachte Luftraum war beeindruckend groß und erstreckte sich südlich der Linie Salzwedel–Schwedt in westlicher Richtung bis in den Raum Meppen–Münster und in östlicher und südlicher Richtung bis nach Polen und in die damalige ČSSR.
Seit 2004 wird das Museum vom Verein „Kolkwitzer Bunkerfreunde GS-31 e. V.” betrieben, der am 9. November 2004 gegründet wurde. Der Verein bewahrt einen wichtigen Teil der Kolkwitzer Militärgeschichte und macht ihn der breiten Bevölkerung zugänglich. Da es sich um eine gemeinnützige Organisation ohne festangestellte Mitarbeiter handelt, werden die Führungen ehrenamtlich von Vereinsmitgliedern durchgeführt. Die genauen Öffnungszeiten des Museums und die Termine der Führungen findet ihr auf der Webseite des Vereins.
Das Museum befindet sich westlich von Cottbus in Kolkwitz und ist ein interessantes Ausflugsziel für Familien und Geschichtsinteressierte. Besucher können die authentischen Räume und die technischen Einrichtungen besichtigen, die einst der Luftraumüberwachung dienten.
Das Museum
Das Orgateam der 19. Deutschen Geocaching-Meisterschaft hat für uns eine Sonderführung durch das Bunkermuseum organisiert. Kurz vor neun Uhr fahre ich auf den großen Parkplatz unmittelbar vor dem Bunkermuseum. Da ich noch etwas Zeit habe, nutze ich die Gelegenheit, um den Geocache und zwei Labs dort zu loggen.
Anschließend gehe ich ins Museum, wo ich freundlich von den beiden Guides des Vereins begrüßt werde. Bis alle zur Führung Angemeldeten angekommen sind, kann ich mich im Museum umschauen. Auf den ersten Blick kann ich sehen, wie viel Herzblut vom Verein in die Ausstellung gesteckt wurde. In einem Raum erfahre ich viel über die Jagdpiloten der ehemaligen DDR.
Ein anderer Raum wurde als Mannschaftsunterkunft hergerichtet.
Besonders interessant finde ich die ehemalige Verkaufseinrichtung, die hier sehr anschaulich dargestellt wird.
Ich bleibe lange in diesem Raum, um mir die vielen Details anzuschauen.
An der Wand finde ich sogar noch eine alte Preistafel, mit den Dingen, die hier zum Essen angeboten wurden.
Sogar die für diese Region typische Eierschecke ist auf der Tafel zu finden!
Das Außengelände
Nachdem alle Besucher eingetroffen sind, verlassen wir das Museum und treffen uns draußen im Außengelände, wo einige typische Militärfahrzeuge der ehemaligen DDR zu sehen sind.
Das Highlight ist die große Turbine, die früher dazu genutzt wurde, den Bunker mit Notstrom zu versorgen, falls die externe Stromversorgung mal ausfallen sollte.
Und es ist wirklich gut, dass diese Turbine mittlerweile im Außengelände steht. Als der Guide sie einschaltet, fliegen mir fast die Ohren weg, so laut ist dieses Ding!
Der Bunker GS-31
Das Hauptbauwerk ist beachtlich dimensioniert und misst 42,50 Meter in der Länge sowie 18,00 Meter in der Breite. Die Anlage verfügt über drei Untergeschosse, die bis in eine Tiefe von 9,93 Metern reichen, eine Grundfläche von 700 Quadratmetern umfassen und Raumhöhen zwischen 4 und 1,50 Metern aufweisen. Der Bunker wurde unter dem Gebäude errichtet, welches heute als Museum genutzt wird. Die Führung durch die drei Etagen mit vielen Erklärungen dauert gute zwei Stunden und ist sehr informativ. Unterwegs erfahre ich, dass unser Guide früher selbst in diesem Bunker gearbeitet hat.
Der Eingangsbereich
Wir betreten den Bunker über eine Treppe durch den Haupteingang.
Gleich nachdem ich rechts abgebogen bin, stehe ich vor einer gasdichten Panzertür.
Gleich dahinter befinden sich Räume mit Duschen zur Dekontamination. Im Ernstfall konnten die Soldaten so gereinigt werden, bevor sie den Bunker betreten durften.
Durch jedes Stockwerk verläuft ein langer Hauptgang, von dem die verschiedenen Räume abzweigen.
Die Darstellung der Sperrzäune
Unsere Führung beginnt in einem Raum mit einem Modell der kompletten ehemaligen Anlage rund um den Bunker. Wir sehen Lagerräume, Unterkünfte, Bürogebäude und den Bunker GS-31. Das ganze Gelände ist umgeben von einem Sperrzaun, der mit Strom gesichert war.
An der Wand hängt ein Kasten, mit dem der Strom am Zaun geregelt werden kann.
Auch ein Pfosten mit den Isolatoren und den Drähten wird gezeigt.
Dann zeigt uns der Guide, was passiert, wenn zum Beispiel ein (Plüsch-) Hase den stromführenden Draht berührt …
… und wie anschließend der Alarm ausgelöst wird. Alles sehr anschaulich!
Das Luftfiltersystem
Wir laufen weiter durch die Gänge und kommen in den Filterraum. Diese Art von Luftfiltersystemen kenne ich schon aus der Maginotlinie.
Auch hier wurden große Kohlefilter verwendet. Ein Filter wurde aufgeschnitten, so kann ich mir sein Innenleben anschauen.
In der damaligen DDR wurden natürlich russische Kohlefilter verwendet.
Da ich kein Russisch kann, fällt mir nur ein Datum ins Auge: Juni 1986?
Die Verbindung zu den Funk- und Radaranlagen
Im nächsten Raum wird das Zusammenspiel der Radar- und Funkanlagen und dieses Bunkers dargestellt.
In diesem Raum ist auch ein kleines Kontrollpult zu finden, an dem vermutlich alle Informationen zusammenliefen.
Wieder zu Hause überprüfe ich die angegebene Webadresse und stelle enttäuscht fest, dass die inzwischen wohl nicht mehr funktioniert?!
Die Sanitätsstation
Als Nächstes komme ich zur ehemaligen Sanitätsstation.
Hier konnten Kranke und Verletzte behandelt werden.
Fernschreibzentrale
Etwas weiter wird es dann wieder etwas Technischer: n diesem Raum sind viele Fernschreiber aufgestellt worden.
Einige davon funktionieren sogar noch. Unser Guide zeigt uns, wie ein Lochstreifen gemacht wird und wie dieser verwendet wird, um eine Nachricht zu verschicken.
Die Telefonanlage
Gleich daneben befindet sich die Telefonanlage mit den mechanischen Verbindungsrelais. In mühevoller Arbeit wurde diese Anlage zusammengetragen und wieder instand gesetzt.
Es ist sehr beeindruckend für mich zu sehen, wie nach der Bedienung einer Wählscheibe eines Telefons die Anlage zu rattern anfängt und beginnt die Verbindung herzustellen. Kurze Zeit später klingelt ein anderes Telefon und die Verbindung steht!
Das Luftlagezentrum
Dann ist es soweit: Im zweiten Untergeschoss kommen wir nun in das ehemalige Luftlagezentrum, dem Herzstück dieses Bunkers.
Vor einer Glaswand befindet sich eine lange Konsole mit mehreren Arbeitsplätzen.
Von diesen Arbeitsplätzen blicke ich auf eine riesengroße Wand aus Plexiglas, auf der eine Karte der ehemaligen DDR samt den umgrenzenden Ländern und ein Raster zu sehen ist. Darüber sehe ich viele bunte Lampen, die den jeweiligen Status des Luftraums der DDR angezeigt haben.
Auf der riesigen Plexiglaswand wurden von hinten die jeweiligen Flugbewegungen von Hand eingezeichnet und verfolgt.
Durch das Raster mit eindeutigen Nummern konnten alle Flugzeuge mit einer langen Zahlenkolonne beschrieben werden.
Ich finde es beeindruckend zu sehen, wie aufwendig das damals war. Heute könnte die Darstellung und Verfolgung der Flugbewegungen von einem Computer erledigt werden.
Die Heizungsanlage
Wir gehen weiter und kommen zur Heizungsanlage, die ebenfalls noch funktionsfähig ist.
Es gibt hier viele beschriftete Anzeigen und Ventile zum Steuern der Anlage.
Wir verlassen den Heizungsraum wieder und gehen weiter.
Die Küche
Als Nächstes schauen wir uns die Küche an. Hinter der Wand war ein großer Kühlraum mit einer Durchreiche.
Auf der anderen Seite befinden sich einige Spülbecken und davor die typischen Thermokübel, wie sie auch heute noch vom Militär verwendet werden.
Der Ofen wirkt eher klein auf mich, um die komplette Bunkerbesatzung von hier zu verpflegen.
Der Rechnerraum
Im letzten Raum, den wir uns auf dieser Führung anschauen, befindet sich ein Großrechner, so wie er hier im Bunker verwendet wurde.
Sehr interessant finde ich die großen Magnetplatten-Speicher, die trotz ihrer Größe bei Weitem nicht die Kapazität eines aktuellen USB-Sticks erreichen.
Auf der Anlage ist zu sehen, wie das Lesen dieser Magnetplatten funktionierte … im Prizip wie eine Festplatte ohne Gehäuse.
An der Seite kann ich mir dann noch den ersten Computer anschauen, der in der Lage war, Grafiken zu erzeugen.
Damit geht unsere Führung zu Ende.
Mein Fazit
Ich bin von den vielen Dingen, die hier im Bunker und im Museum ausgestellt sind, begeistert. Der Verein arbeitet mit viel Herzblut daran, eine wirklich tolle Führung mit vielen interessanten Fakten zu präsentieren. Wenn ihr mal in der Nähe seid, lege ich euch dieses Bunkermuseum ans Herz!
Interaktive Karte meines Besuchs im Bunkermuseum GS-31
Auf der folgenden Karte könnt ihr die genaue Lage des Bunkermuseums, seines Parkplatzes und die Lab- und Geocaches, die ich geloggt habe, sehen. Die Karte ist interaktiv: Ihr könnt hinein- und herauszoomen und die Marker anklicken. Bei den Lab- und Geocaches öffnet sich das Listing bei einem Klick auf den Cachenamen.
Falls euch meine Tour interessiert, so könnt ihr hier meine gpx-Datei herunterladen.
** ** ** ** ** **
Wie hat euch mein Erfahrungsbericht von der Führung durch den Bunker Kollwitz gefallen? Seid Ihr selbst schon dort gewesen? Was sind eure Empfehlungen für diese Region um Cottbus? Wie immer freue ich mich auf eure Kommentare unter diesem Beitrag!