Eine Führung durch den Bundesbankbunker in Cochem

Auf Einladung der Touristeninformation Cochem verbrachte ich drei Tage in Cochem. Da ich vor dem Beginn des offiziellen Programms noch genügend Zeit hatte, fragte ich nach, ob es möglich wäre, den Bundesbankbunker zu besichtigen …

… und es klappte! In einer knappen Stunde wurde ich durch den Bunker geführt und mir wurde auf unterhaltsame Weise die sehr beeindruckende Geschichte dieser lange Zeit hochgeheimen Örtlichkeit näher gebracht. Kommt mit auf die virtuelle Reise in längst vergangene Zeiten!

 

 

Der Bundesbankbunker Cochem

Es war eines der geheimsten Projekte der Bundesbank zwischen 1964 und 1988, von dem damals nur wenige wussten. In dem Bunker wurde eine Ersatzserie für die D-Mark gelagert. Da die Bundesbank unabhängig ist, wusste nicht einmal die Bundesregierung davon. Heute ist der Bunker ein privates Museum, das besichtigt werden kann.

 

Vor dem Eingang

Gegen halb elf Uhr komme ich am Eingang des Bundesbankbunkers an. Obwohl die Führungen erst um elf Uhr beginnen, ist das Tor schon offen. An der Seite ist das große Schild, welches auf den Bunker hinweist, zu sehen.

Ich folge der Beschilderung, die mich nach rechts unten zum Eingang des Museums leitet. An der Seite befindet sich ein großes Schild, welches sich gut für Selfies eignet.

Natürlich nutze auch ich die Gelegenheit mich davor zu fotografieren.

In dem neu errichteten Gebäude befinden sich heute der Zugang zum Bundesbankbunker und die Kasse, an der die Tickets für die Führung gekauft werden können. Um fotografieren zu dürfen, ist ein zusätzliches Ticket notwendig. Bitte beachtet, dass die Fotografien nur zu Privatzwecken verwendet werden dürfen. Die aktuellen Preise und Öffnungszeiten findet Ihr auf der Webseite des Bundesbankbunkers.

Als der Bunker im April 1966 fertiggestellt wurde, gab es das moderne Eingangsgebäude in seiner heutigen Form natürlich noch nicht. Damals stand an dieser Stelle ein Betonbau mit Garagentoren, durch die die Banknoten der Ersatzserie in unscheinbaren Fahrzeugen angeliefert wurden. Erst nachdem die Bundesbank den Bunker aufgegeben und an die Volksbank Cochem verkauft hatte, gestaltete diese diesen Bereich für ihre Schließfachkunden so um, dass ein exklusives und ansprechendes Ambiente entstand (Glasfassade, Vordach, Natursteinpodest, Holzvertäfelung). Der Glasbau darüber wurde erst später errichtet.

Da das Projekt streng geheim war, betrat man den Bunker damals nur durch diese Garagentore oder durch zwei Tarnhäuser, die sich unauffällig in das Wohngebiet einfügten.

Diese Häuser wurden von der Bundesbank als Schulungs- und Erholungsheim genutzt. Dies hatte auch den Vorteil, dass immer Personen vor Ort waren, was die Überwachung und Wartung der Anlage sowie die Anlieferung erleichterte.

Ich setze mich auf die Holzbank vor den Eingang und warte, dass die Führung beginnt. Der freundliche Gästeführer kommt heraus und fragt mich, ob ich der Blogger sei, was ich bejahe. Ich freue mich, dass die Organisation so gut klappt und ich angekündigt worden bin!

 

Durch den Zugangsstollen

Mit vielen anderen Gästen gehe ich in das heutige Eingangsgebäude und wir steigen über die Treppen eine Etage nach unten. Hinter der nächsten Biegung öffnet sich ein langer Zugangsstollen, der zu Beginn mit zwei großen Stahltüren luftdicht abgeschlossen werden kann.

An der Wand hängt der Flucht- und Rettungsplan, der einen guten Überblick über den Bundesbankbunker vermittelt.

Am rechten Rand ist der ursprüngliche Zugang aus den Tarnhäusern zu sehen. Unmittelbar links daneben befinden sich ein kleiner Tresorraum und das Treppenhaus, welches wir gerade heruntergestiegen sind. Noch weiter links ist der Zugangsstollen zu sehen, in dem wir uns gerade befinden und am linken Rand befindet sich der zweigeschossige Bunker mit dem großen Tresorraum im Untergeschoss und Büros im Obergeschoss. In diesem Teil ist auch die komplette Technik untergebracht.

Unser Gästeführer bleibt stehen und erläutert an einem Zeitstrahl an der Wand die weltpolitischen Ereignisse, die die Geschichte dieses Bunkers beeinflusst haben.

Noch etwas weiter ist noch eine Entwurfszeichnung vom Querschnitt dieses Stollens zu sehen.

Ich gehe in meinem Tempo weiter durch den Stollen und habe genügend Zeit mir alles Interessante anzuschauen. Hinter einer der Stahltüren befindet sich ein Raum, der scheinbar vorgesehen war, um Jemanden dekontaminieren zu können. Darin ist eine Puppe in Vollschutz zu sehen, wie ich ihn noch aus meiner Bundeswehrzeit kenne.

Etwas tiefer im Stollen findet sich die Erklärung, warum dieser Bundesbankbunker so lange geheim gehalten werden konnte: In der Zeit des Kalten Krieges wurden überall in Deutschland Luftschutzräume angelegt. Und genau als solcher wurden die aufwendigen Aushubarbeiten für diesen Bunker „verkauft“ und der Zugangsstollen wurde als solcher angelegt. Es befinden sich dort sanitäre Räume.

Über den Rohren waren Bänke geplant, um die Schutzsuchenden unterbringen zu können.

Diese Arbeiten wurden jedoch nie vollständig abgeschlossen, da sie ja nur zur Tarnung dienten.

 

Im Untergeschoss des Bundesbankbunkers

Wir folgen weiter dem Verbindungsgang bis zum Ende und erreichen den Teil des Bunkers, in dem sich der große Tresorraum befindet. Dort ist rechts vom Gang die komplette Technik untergebracht. Durch eine unscheinbare Metalltür gelangen wir in einen Vorraum, in dem eine große Lüftungsanlage installiert ist.

Unser Gästeführer schaltet sie kurz ein und sie macht einen Höllenlärm. Am Ende des Vorraums ist die große Panzertür zu sehen, die den Tresor vor unbefugtem Zugriff schützt. Zum Öffnen der Tür waren eine Zahlenkombination und drei Schlüssel notwendig. Alle Schlüssel waren bei verschiedenen Mitarbeitern der Bundesbank in Frankfurt hinterlegt. Die beiden Mitarbeiter, die im Schulungszentrum (Tarnhäuser) arbeiteten, hatten keinen Zugang zum Tresor.

Die Panzertür ist so gefertigt, dass sie mit ein wenig Kraftaufwand geöffnet werden kann. Das hätte ich bei der Dicke dieser Tür nicht erwartet.

Hinter der Tür ist der lange Gang zu sehen, an dem sich rechts und links Stahlkäfige befinden.

Ab 1966 wurde in diesen Stahlkäfigen mit der Einlagerung der Ersatzserie begonnen. Sie bestand aus 10er-, 20er-, 50er- und 100er-Banknoten, die vom Bild eine Ähnlichkeit zu den damaligen D-Mark-Scheinen aufwiesen, von diesen aber deutlich zu unterscheiden waren. Insgesamt wurden Banknoten im Wert von 25 Milliarden D-Mark gedruckt, was der Bargeldumlaufmenge des Jahres 1963 entsprach. Innerhalb von vierzehn Tagen wollte man in der Lage sein – im Falle, dass der deutsche Markt mit Falschgeld überschwemmt worden wäre – das bis dahin gültige Zahlungsmittel auszutauschen, um so eine Störung der Wirtschaft zu verhindern.

Die Banknoten wurden regelmäßig auf Vollständigkeit und ihren Zustand hin überprüft.

Selbstverständlich wurden die Prüfungen dokumentiert.

Eigentlich sollten alle Kisten in einem verplombten Sack gelagert werden. Am Ende wurde diese Maßnahme jedoch nicht mehr vollständig durchgeführt.

Ich gehe weiter durch den Tresor und komme zu einer Kiste mit Banknoten der besagten Ersatzserie.

Ich lese, dass sich in einem Paket 20.000 Geldscheine befanden, was ein Gewicht von 23 kg und im Falle von 100er-Banknoten das Paket einen Wert von zwei Millionen D-Mark hatte.

Am Ende des Tresorraums wurde für die Führungen eine Treppe zum Obergeschoss des Bunkers eingebaut. Wir gehen nach oben.

 

Im Obergeschoss des Bundesbankbunkers

Oben angekommen, wartet schon der Gästeführer auf uns. Mit einem Monitor gibt er uns einige Fakten über den Bundesbankbunker.

Auf der nächsten Folie zeigt er uns den Unterschied zwischen den „normalen“ 100er- und den 100er-Banknoten der Ersatzserie. Sie wiesen einen hohen Wiedererkennungswert auf und sind doch mühelos voneinander zu unterscheiden.

Danach erscheinen auf dem Monitor alle Banknoten der Ersatzserie sowie die entsprechenden regulären Banknoten.

Mit Einführung der neuen D-Mark-Noten, die als wesentlich fälschungssicherer galten, war die Ersatzserie, die nicht über diese Merkmale verfügt, überholt.

Somit wurden die in Cochem eingelagerten Banknoten im Winter 1988/89 geschreddert.

Nach dieser sehr interessanten Präsentation schauen wir uns die übrigen Räume im Obergeschoss des Bunkers an. Durch die Mitte verläuft ein langer Gang, von dem die einzelnen Räume abzweigen.

Das Obergeschoss konnte als Lagezentrum verwendet werden. Es gab einen Kommunikationsraum mit Fernschreibern.

Gleich gegenüber ist ein Büro mit einer Übersichtskarte von Deutschland.

Es gibt mehrere Büroarbeitsplätze mit Schreibmaschinen …

Die Stühle sehen jedoch recht unbequem aus.

Etwas weiter gibt es die Möglichkeit zu schlafen oder zumindest sich auszuruhen.

Manche Betten sind mit Decken ausgestattet. Natürlich darf die Aufschrift Bundesbank-Eigentum nicht fehlen. Schließlich muss in Deutschland alles seine Ordnung haben.

Etwas weiter den Gang entlang befindet sich eine kleine Krankenstation, …

… die mit allerlei medizinischen Dingen ausgestattet ist.

Noch etwas weiter kommen wir zu einem großen Speise- und Aufenthaltsraum.

Praktischerweise befindet sich gleich gegenüber die große Küche.

Ganz am Ende ist noch der Sanitärbereich zu finden.

Am Ende des Ganges kommen wir zum Treppenhaus, das uns wieder nach unten zum Verbindungsstollen bringt.

 

Der kleine Tresorraum

Unsere Gruppe geht nun zurück in Richtung des Eingangs. Gleich neben der Treppe, über die wir vom Eingang nach unten gelaufen sind, befindet sich ein weiterer Tresorraum.

Nachdem die Bundesbank den Bunker aufgegeben hat, wurde er von der ortsansässigen Volksbank gekauft, die im vorderen Tresorraum einen Bereich für Schließfächer eingerichtet hat.

Um es den Kunden angenehmer zu machen, wurde der komplette Raum umgestaltet und „wohnlicher“ gemacht.

 

Das Ende der Führung

Damit ist die Führung zu Ende. Nachdem ich mich noch etwas im kleinen Tresorraum umgeschaut habe, gehe ich wieder zurück ans Tageslicht. Mir hat diese Führung sehr gut gefallen. Unser Gästeführer hat auf eine unterhaltsame Weise anschaulich die Fakten und die Geschichte rund um dieses ehemals streng geheime Bauwerk vermittelt. Natürlich habe ich in diesem Beitrag nur einen ganz kleinen Teil dieser Informationen wiedergegeben. Wenn Euch das Thema interessiert, solltet Ihr auf jeden Fall selbst den Bundesbankbunker in Cochem besuchen und an der Führung teilnehmen. Es lohnt sich!

 

Transparenzhinweis

Ich besuchte den Bundesbankbunker in Cochem im Rahmen einer Einladung durch die Tourist-Information Cochem zum #instameetcochem. Das private Museum Bundesbankbunker Cochem hat mir als Blogger die Eintritts- und Fotogebühren erlassen – ich bekam sogar ein Freiticket mit der Aufschrift „Blogger“ und ein kleines Büchlein mit Daten und Fakten über den Bundesbankbunker. Daher sind mir bei diesem Besuch keine Kosten entstanden. An der Stelle meinen herzlichen Dank an Antonia Mentel für das nette Entgegenkommen.

Wer mich kennt, weiß, dass diese Einladung meine Objektivität nicht beeinflusst und ich meine ehrliche Meinung über den Besuch hier schreibe!

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Wie hat Euch diese virtuelle Führung gefallen? Habt Ihr selbst schon mal den Bundesbankbunker besucht? Wie hat es Euch dort gefallen? Wie immer freue ich mich über Eure Kommentare unter diesem Beitrag!

Saarfuchs

Jörg (Saarfuchs) betreibt Geocaching seit 2008. Sein besonderes Interesse galt zunächst Mysteries, dann den T5-Caches und mittlerweile den Lostplaces. Zu seinen Hobbies gehören Reisen, Fotografieren, Bergwanderungen und Hochtouren. Er geht weltweit auf Dosen-Suche und berichtet in seinem Blog regelmäßig mit vielen Fotos über sein “Geocaching” und damit verwandte Themen.

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