Letzten Samstag hatten saarzwerg und ich endlich die Gelegenheit an einer Führung durch die „Kindsbach Cave“, dem verlassenen „Air Defense Operations Center (ADOC)“, teilzunehmen. Dieser Bunker steuerte für die NATO die Luftverteidigung von 1954 bei 1984. Der jetzige Besitzer, Herr Würmell, führte uns mit vielen Erklärungen durch die Anlage.
Mit (sehr) vielen Bildern möchte ich Euch in diesem Artikel die Gelegenheit geben virtuell an dieser Führung teilzunehmen.
„Unser“ Eingang des ehemaligen ADOC ist recht unscheinbar – wir nutzen den Eingang Nummer 4, der früher nur als Notausgang diente.
Davor ist eine recht große Freifläche, auf dem sich die Eventteilnehmer von „Cave Kindsbach II“ treffen.
Zu Beginn bekommen wir zunächst eine nette Begrüßung durch die Event-Owner „WoIstBehle“ (2. u. 3. v. l.), die uns den heutigen Besitzer der „Kindsbach Cave“, Herrn Würmell (rechts), vorstellen.
Dieser erklärt uns in den kommenden 30 Minuten die Geschichte der „Kindsbach Cave“. Dieser Bunker wurde ursprünglich von der Wehrmacht als Korps-Gefechtsstand für den Frankreich-Feldzug gebaut und nach dem zweiten Weltkrieg zunächst vom französischen Militär und anschließend vom amerikanischen Militär genutzt und schließlich auch zum NATO-Bunker ausgebaut.
An der Wand hat Herr Würmel Pläne dieser Anlage aufgehängt.
Nach der Einführung ist es endlich soweit – wir betreten in einer 25-köpfigen Gruppe das ehemalige Air Defense Operations Center. Auf der Karte ist dieser Eingang mit „Standpunkt“ markiert.
Der erste Raum, den wir uns auf der Führung anschauen, ist der Raum mit dem Dieselaggregat – hier konnte der Strom für die komplette Anlage erzeugt werden.
Weiter geht’s zu einem Raum, in dem ein Schützenverein einige Zeit geübt hat. Der Bunker hat lange Gänge und bietet sich (auch wegen der guten Schallisolierung nach außen) als Schießstand an. Dies hat einige Schäden an der Wand und den Türen verursacht.
Da im Sommer warme feuchte Luft in den Bunker eindringt und dort beim Abkühlen kondensiert, gibt es inzwischen an den Wänden Wasserschäden – der Putz bröckelt langsam ab.
Bei der Rückgabe des Bunkers an den früheren Besitzer des Grundstückes wurde alles Bewegliche (z.B. Möbel) entfernt. Die fest eingebauten Dinge wie Generatoren, Heizung, … wurden jedoch in der Anlage gelassen und waren bei der Übergabe noch voll funktionsfähig.
Als Nächstes besuchen wir die Waffenkammer der „Kindsbach Cave“, die komplett leer ist. Beeindruckend ist in diesem Raum die Wandmalerei.
Nun wird’s technisch – wir erreichen auf unserem Rundgang die Fernmeldezentrale. Im Gegensatz zu heute war diese Anlage noch komplett analog.
Einige Verbindungen wurden hier noch gestöpselt.
In den Fernsprech-Raum durft auch nicht mehr Jeder rein…
Darin gibt es große Schreibtische mit viele Knöpfen. Herr Würmell erzählt uns, dass hier über 2000 Telefonate pro Tag abgewickelt wurden.
Sogar die interne Telefonliste ist noch vorhanden.
Wir gehen weiter durch die endlosen Gänge…
Unser nächstes Ziel ist die alte Befehlszentrale. Hier wurde die aktuelle Lage noch händisch auf eine große Glasscheibe gemalt. Die Zentrale besteht aus drei Stockwerken.
Ganz oben saßen die hohen Offiziere, die sich die Lage anschauten und gemeinsam die Befehle ausarbeiteten.
Wir gehen die Treppen in dieses oberste Stockwerk hinauf. Auf dem Boden liegt eine große Europakarte mit blau und rot markierten Staatsgrenzen.
Von hier oben habe ich einen schönen Blick in die große Halle, in der die aktuelle Lage dargestellt wurde.
Im Raum der Offiziere befinden sich auch diese Ventile – keine Ahnung, wofür diese gerade in dem Befehlsraum angebracht wurden? „Lieber mal Dampf ablassen statt einen Krieg anzufangen?“ ;-)
Wir verlassen die alte Befehlszentrale der „Kindsbach Cave“ und gehen zu einem Raum, in dem sich ein hoher Offizier mit seinem Team aufgehalten hat.
Der schönste Raum gehörte natürlich dem Offizier. Er hatte einen Ausblick auf das Matterhorn. Ob „die“ da unten etwa die Sonne und einen Blick aus dem Fenster vermisst haben?
Als Nächstes sehen wir die große Air-Conditioning-Anlage.
Gleich daneben befindet sich die Heizungsanlage. Frischluft und Wärme waren im Bunker sehr wichtig.
Leider ist auch hier schon so Einiges kaputt. Zum Einen hat der Eigentümer nicht das Geld die Anlage in Stand zu halten und zum Anderen gab es in der Vergangenheit schon den ein oder anderen Einbruch.
Dieser Bunker bietet keine Übernachtungsmöglichkeiten. Nach ihrem Dienst haben die Soldaten die Anlage wieder verlassen. Daher gibt es hier unten nur eine große Toilettenanlage mit Duschen – aber keine Schlafräume, so wie man sie von den Bunkern der Maginotlinie kennt.
Nun kommen wir an einem der Haupteingänge vorbei – hier gibt es eine Sicherheitsschleuse. Jeder Soldat hatte nur Zugang zu dem Bereich, in dem er arbeitete.
Wir folgen wieder einem langen Gang…
… und erreichen das „neu“ gebaute Befehlszentrum. Hier in diesem Raum wurde schon mit der elektronischen Rechenmaschine „System 412L“ gearbeitet, die in der Lage war, alle Flugbewegungen, die von den Radarstationen entlang des „Eisernen Vorhangs“ gemeldet wurden, auf einen großen „Bildschirm“ darzustellen. Die dazu nötige Technik wurde hier gesteuert.
Im Raum hängt ein Foto, wie es hier früher einmal ausgesehen hat.
Auf der anderen Seite des Flurs befindet sich die „neue“ dreistöckige Befehlszentrale. Hier erklärt uns Herr Würmell, was sich früher an dieser Stelle abgespielt hat. Ich fand seinen Vortrag sehr interessant.
Beim Verlassen der Zentrale macht mich saarzwerg auf eine Wandbemalung aufmerksam. Man kann leicht erkennen, dass den Soldaten hier unten schon ein wenig der Blick nach draußen gefehlt hat.
Gegen Ende unserer Führung kommen wir in den Speisesaal. Er war gemütlich eingerichtet.
Von dort zweigt das Offizierscasino ab. Auch hier befindet sich an der Wand ein großes Gemälde von einer Alpenandschaft. Es ersetzt den Blick aus dem Fenster.
Gleich daneben besuchen wir die Küche. Außer einem Boiler, ein paar Waschbecken und Abluftanlagen ist hier nicht mehr viel vorhanden.
Nun wird es spannend: Wir erreichen den Crypto-Raum. Hier wurden von der „Signal-Group“ die geheimen Nachrichten empfangen und entschlüsselt.
Dieser Raum war doppelt mit zwei Zugangssystemen geschützt – nur zwei Soldaten zusammen konnten mit ihren Zugangscodes diesen Raum betreten – für einen alleine war das unmöglich. Auf dem Schreibtisch am Ende des Raumes liegen noch einige Nachrichten und ein paar Spulen für Magnetbänder…
Mit diesem Raum geht unsere fast zweistündige Führung zu Ende.
Herr Würmell, unser Führer, verabschiedet sich von uns und kassiert noch die 5? Eintritt von den Erwachsenen. Für diese Anlage und seine ausführlichen Erklärungen finde ich das einen fairen (fast günstigen) Preis.
saarzwerg und mir haben die Führung und die Eventidee super gefallen! Im Profil der Owner habe ich gesehen, dass es schon einige Cave-Events gab – ich freue mich schon auf das nächste…
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Wie hat Euch der virtuelle Rundgang durch diese Anlage gefallen? Wer noch mehr Bilder davon sehen möchte, findet sie im zugehörigen Webalbum. Wie immer freue ich mich auf Eure Kommentare zu diesem Blogbeitrag.
Das klingt nach einer faszinierenden Erfahrung! Es ist beeindruckend zu sehen, wie ein Ort mit so geschichtsträchtiger Bedeutung wie das ehemalige Air Defense Operations Center durch Führungen wieder zum Leben erweckt wird. Die Bilder vermitteln einen guten Eindruck von der Atmosphäre vor Ort. Danke für das Teilen dieser spannenden Einblicke!
Hallo, Ist ja riesig interessant. Ich war 1982 als OA 6 Monate im KUF. Gibt es noch Besichtigungen oder Besuche? Wuerde mich wirklich mal interessieren. Viele Gruesse
Hallo, war Ende der 70er bis Anfang der 80er im Cave Kindsbach als Fernmelder stationiert.
Zufällig über diese Seite „gestolpert“ und habe auf vielen Bildern etliches wieder erkannt. War für mich sehr
interessant.
Thanks for sharing! Great photos and very informational. I was very curious to what this looked like and plan on walking there to visit it. How did you get in touch with the guide to plan a visit?