Ein Nachruf auf “Extrem4 -“Stonerose”- Nachtcache”

Als ich vor kurzem mal schaute, welche besonderen Geocaches, die in Festungen oder Festungsstädten spielen, ich schon geloggt habe, ist mir die Letterbox “Extrem4 -“Stonerose”- Nachtcache” wieder in Erinnerung gekommen. Nachdem ich das Listing geöffnet hatte, musste ich leider feststellen, dass dieser beeindruckende Cache schon Mitte 2022 archiviert wurde.

Ich schaute mal, was ich noch alles über die Letterbox in meinem Archiv finden konnte. Danach schreibe ich diesen Nachruf und versuche dabei Euch ein Gefühl zu vermitteln, wie dieser Cache funktioniert hat. Schaut doch mal rein!

 

 

Die Location

Neuf Brisach ist eine Festungsstadt in Frankreich, die auf der anderen Rheinseite ungefähr gegenüber von Freiburg liegt. Sie wurde von Vauban, einem bedeutenden Festungsbaumeister des 17. Jahrhunderts,  errichtet. Die Stadt wurde im Auftrag von König Ludwig XIV. als Festung zum Schutz der Ostgrenze des Königreichs erbaut. Neuf Brisach gilt als herausragendes Beispiel der Festungsarchitektur und wurde aufgrund seines historischen und kulturellen Wertes von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Die Stadt zeichnet sich durch ihren sternförmigen Grundriss aus, der typisch für Vaubans Entwürfe ist. Die gut erhaltenen Festungsanlagen, Bastionen und Gräben können noch heute besichtigt werden. Neuf Brisach ist ein beliebtes Ziel für Geschichts- und Architekturliebhaber, die das Erbe der Festungsstadt erkunden möchten.

Was gibt es Besseres als eine historische Kulisse für einen Nachtcache?

 

Die Letterbox

Am 17. März 2006 veröffentlichten die Owner “Doomritterbande” die Letterbox “Extrem4 -“Stonerose”- Nachtcache“, die mit D5 und T5 in beiden Kategorien die höchstmögliche Schwierigkeit aufwies. In der Zeit bis zu ihrer Archivierung am 16. Juni 2022 wurde dieser besondere Geocache insgesamt “nur” 820 mal geloggt, was für 16 Jahre eigentlich recht wenig ist. Von allen Findern wurden 529 Favoritenpunkte vergeben, was einer Quote von 77% entspricht. Ich glaube, dass sich in dieser Quote ausdrückt, dass man diesen Geocache nur lieben oder hassen kann – doch dazu später mehr!

 

Die besondere Art der Navigation

Da ich beruflich in Freiburg zu tun hatte, wo ich auf dem Rückweg in Neuf-Brisach vorbei, um mir dort den Anfang Letterbox anzuschauen. An einer ehemaligen Kasematte fand ich die Startbox dieses Geocachs.

Darin war eine Karte, ein Winkelwerkzeug und eine Anleitung, wie die Positionen auf dieser Karte mit diesem Werkzeug zu stimmen sind.

Wie bei einer Letterbox üblich benötigt man hierzu kein GPS und kann mit Längen und Winkelangaben die Position der nächsten Station bestimmen. Erst mit diesem Wissen macht die Angabe “Stonewall, S/E  >  N/E, 34° und 38mm” Sinn.

Wieder zurück im Saarland fragte ich meine Freunde, ob sie Lust hätten, diese besondere Lederbox mit mir in Angriff zu nehmen. Im Juli 2011 war es dann so weit. Zusammen mit saarzwerg, tower27, cineris und den beiden 2cachefinder machte ich mich am Nachmittag auf dem Weg nach Neuf-Brisach.

 

Die Aufgaben

Im Kofferraum haben wir unsere komplette T5-Ausrüstung und alles, was wir für eine Nacht draußen benötigen, falls es zu spät werden würde, um in der Nacht noch zurück ins Saarland zu fahren.

Wir beginnen den Abend mit einem Picknick und einer Flasche Sekt, um uns auf diesen besonderen Geocache einzustimmen.

Danach schulden wir unsere Ausrüstung und laufen zwischen den Festungsmauern zur ersten Station.

Zu diesem Zeitpunkt sind wir hoch motiviert und gut gelaunt.

Station 1 – Stonewall

Auf dem Weg zur ersten Station kommen wir an einem der ehemaligen Eingänge Festungsstadt vorbei.

Gleich die erste Station hält für uns eine Kletteraufgabe bereit.

In entsprechender Höhe können wir in einer Mauerritze eine kleine Dose finden. Zu unserer Überraschung ist diese Dose jedoch leer. Zum Glück sind wir gut vorbereitet und haben verschiedene Telefonnummern von diversen Vorfindern. Ohne unsere Telefonjoker wäre an dieser Stelle unser Abenteuer schon zu Ende gewesen, bevor es überhaupt begonnen hätte. Nach kurzer Zeit bekommen wir den Aufgabenzettel, den wir hätten in der Dose finden sollen.

Der Zettel enthält die Angaben, wo die zweite Station zu finden ist und weitere Informationen, die wir noch benötigen werden, um das Final zu finden und zu öffnen.

Station 2 – Big Hole

An der zweiten Station finden wir eine Tunnelöffnung.

Aus unserem Team kriegt jemand hinein und kommt nach kurzer Zeit wieder heraus mit dem Foto des nächsten Aufgabenzettels.

Gut gefällt mir, dass der Zettel zumindest einen kleinen Tipp enthält, wo wir vor Ort suchen müssen.

Station 3 – Smoking Meat Chamber

Hier kommt nun richtig Lostplace Feeling auf. Durch eine Öffnung klettern wir ins Innere und befinden uns in einer ehemaligen Kasematte.

Hier ist absolute Ruhe gefragt, da wir uns direkt hinter den Kellern von Wohnhäusern befinden.

Durch eine Schießscharten können wir hinaus in den Festungsgraben schauen.

Nach kurzer Suche finden wir die nächsten Aufgabenzettel.

Nach dem Ermitteln der Position stellen wir fest, dass wir jetzt etwas laufen müssen.

Station 4 – Shooting Star

Auf dem Weg zur Station kommen wir an einem weiteren ehemaligen Eingang zur Stadt vorbei.

Mittlerweile ist es dunkel geworden, und die historischen Gebäude von Neuf-Brisach sind toll angeleuchtet.

An der Station angekommen, stellen wir fest, dass wir uns an einem aktiven Schießstand befinden, an dem zum Glück um diese späte Zeit nichts mehr los ist.

Hier suchen wir uns den Elch bevor wir endlich den Aufgabenzettel finden können.

Station 5 – Locomotivbreath

Die nächste Station befindet sich unter einer Eisenbahnbrücke. Hier verbringe ich fast 3 Stunden in meiner Kletterausrüstung. Obwohl wir nach etwa eineinhalb Stunden den roten Reflektor finden können, ist es uns nicht möglich, die gesuchte Information selbst zu finden. Auch hier müssen wir wieder unseren Telefonjoker bemühen, wir uns nach kurzer Zeit diese beiden Bilder schickt.

Auch heute frage ich mich noch, wie wir diese aufgemalten Informationen übersehen konnten.

Wir machen uns auf zur nächsten Station.

Station 6 – Crawler Lane

Wie der Name der Station schon sagt, ist hier wieder Kriechen angesagt.

An dieser Stelle erklärt sich tower27 bereit, in den engen Gang hineinzuklettern.

Nach kurzer Zeit kommt er gut gelaunt heraus mit einem Foto des nächsten Aufgabenzettels.

Langsam komplettieren sich die Angaben, die wir für das Final benötigen.

Station 7 – Woodlouse

An dieser Station ist wieder Klettern angesagt.

Auch hier läuft es gut und wir können ein Foto des Aufgabenzettels zu machen.

Anschließend laufen wir weiter durch den Festungsgraben zur nächsten Station.

Station 8 – Doomsday

An der von uns bestimmten Position findet sich ein hoher Baum.

Nach kurzem Suchen entdecken, wie weit oben in den Ästen eine Box.

Auf diese Station ist wieder eine Kletterstation. Wir installieren unser Seil im Baum und tower27, macht sich auf den Weg zur Dose.

Danach setzen wir uns zusammen und ermitteln aus allen Aufgabenzettel die Informationen, die wir benötigen das Final zu bestimmen.

Am Final

Dort angekommen, trauen wir unseren Augen nicht und rechnen noch mal alles nach.

Wir befinden uns vor einem der ehemaligen Eingänge in die Stadt, an dem wir heute schon einmal im Hellen vorbeigekommen sind.

Die Finalbox befindet sich in dieser Kunstinstallation. Der Zugang ist sehr eng. Mit viel Motivation gelingt es, jemand aus unserem Team an die Box zu gelangen. So nimmt dieses besondere Abenteuer ein glückliches Ende, und wir tragen uns ins Logbuch ein.

Danach suchen wir uns ein schönes Plätzchen für ein Gruppenfoto. Durchgang des ehemaligen Stadttores werden wir fündig.

Erschöpft, aber glücklich, machen wir dieses Foto von uns.

Auf der anderen Seite des Durchgangs befindet sich dieses tolle beleuchtete historische Gebäude.

Gegen 3:20 Uhr in der Nacht laufen wir zurück zu unserem Auto. Da wir keine Lust haben, hier eine Nacht in Schlafsäcken im Festungsgraben zu verbringen, fahren wir zurück ins Saarland. Damit geht ein besonderes T5-Abenteuer für uns zu Ende!

 

Interaktive Karte der Letterbox

Auf der folgenden Karte könnt Ihr die von mir noch rekonstruierbaren Wegstrecken und Wegpunkte dieser Letterbox sehen. Die Karte ist interaktiv: Ihr könnt hinein- und herauszoomen und die Marker anklicken. Bei der Letterbox öffnet ein Klick auf den Namen das zugehörige Listing auf geocaching.com.

Falls Ihr Euch die Tour gefällt, so könnt ihr hier die gpx-Datei herunterladen.

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Wie hat Euch dieser Nachruf gefallen? Habt Ihr selbst diesen Geocache besuchen können? Wie hat er Euch gefallen? Wie immer freue ich mich auf Eure Kommentare unter diesem Beitrag!

Saarfuchs

Jörg (Saarfuchs) betreibt Geocaching seit 2008. Sein besonderes Interesse galt zunächst Mysteries, dann den T5-Caches und mittlerweile den Lostplaces. Zu seinen Hobbies gehören Reisen, Fotografieren, Bergwanderungen und Hochtouren. Er geht weltweit auf Dosen-Suche und berichtet in seinem Blog regelmäßig mit vielen Fotos über sein “Geocaching” und damit verwandte Themen.

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