Bei der Auswahl unseres Reiseveranstalters haben saarzwerg und ich darauf geachtet, dass wir nicht nur im Bus sitzen werden: Uns war wichtig auch ein paar Wandertage genießen zu können. Im Hohen Atlas bietet sich das Tal des M’Goun-Flusses dafür an. Im oberen Bereich gibt es eine enge Schlucht und der untere Abschnitt ist als „Tal der Rosen“ bekannt. Leider ist mir während meiner Vorbereitung aufgefallen, dass es in dieser Region nur einen Geocache zu suchen gibt – der ist dafür landschaftlich sehr reizvoll.
Ich nehme Euch in diesem Artikel mit auf eine kleine und mit vielen Bildern versehene virtuelle Reise in den Hohen Atlas…
Inhaltsverzeichnis
Die Anreise über Boulmalne Dades
Unsere Anreise aus der Wüste verzögert sich – wegen der starken Regenfälle vom Vortag war eine Straße wegen Überflutung unpassierbar – was uns einen Umweg von mehr als 200 Kilometern einbringt, weil es in Marokko südlich vom Hohen Atlas nicht so viele Straßen gibt.
Am späten Nachmittag erreichen wir Boulmalne Dades, eine kleine Stadt am Dades-Fluss. Am Ortseingang stoppt unser kleiner Bus und wir können nach der langen Fahrt endlich mal wieder ein paar Schritte gehen und die tolle Aussicht auf die Stadt und die Berge dahinter genießen.
Der Aussichtspunkt liegt direkt an der Hauptstraße. Da wir noch Proviant für die nächsten Tage einkaufen müssen, laufen wir entlang der Hauptstraße hinunter zum Souk. Ich nutze die Gelegenheit die verschiedenen Transportmittel mal genauer zu betrachten: zunächst ein einfaches Dreirad mit Ladefläche…
Dann ein vollgepackter Mercedes-Transporter ohne Klimaanlage – dafür wird die Tür genutzt!
Und die gelben Überland-Taxis – meistens alte Mercedes Benz 240D – bei uns hätte der TÜV dieses Fahrzeug bestimmt schon stillgelegt… aber hier wird es zum Transport von bis zu sechs (!) Fahrgästen genutzt.
Wir fahren weiter mit unserem Bus. Nach einiger Zeit erreichen wir El-Kelâa M’Gouna, wo das Tal des M’Goun-Flusses vom Dades Tal abzweigt. Ab hier wird die Landschaft bergig und die Straße spannend.
Durch die starken Regenfälle befinden sich viele Steine und oft auch Matsch auf der Piste – äh – Straße heißt das hier! Sie wurde erst vor ein paar Jahren in die Wände dieses Flusstales gebaut.
An manchen Stellen öffnet sich das Tal und am Ufer ist es grün: Bäume und Felder wechseln sich ab. Die Berghänge sind karg und steinig. Bei Regen kommt viel von der Hängen herunter.
Ab und an sehen wir ein kleines Dorf – meistens auf der anderen Seite des Flusses, wo es keine ausgebaute Strasse gibt. Nun haben wir es fast geschafft. Am Ende des Tales kommt das Dorf Bou Thrarar in Sicht – das Ziel unserer heutigen Busfahrt.
Unsere Unterkunft in Bou Thrarar
Direkt am Ortseingang befindet sich unser kleines Hotel mit dem Namen „Hotel Awayou“. Es ist sogar bei booking.com (Provisionslink) buchbar und bietet kostenloses WiFi an. Von seiner Terrasse hat man einen tollen Ausblick auf die umliegenden Berge.
Das Dorf Bou Thrarar liegt im Tal des M’Goun-Fluss und zieht sich noch ein kleines Stück die Hänge hoch. Die Infrastruktur ist bescheiden hier – es gibt einen Bäcker und ein kleines Café – die großen Einkäufe haben wir zum Glück schon vorher erledigt.
Das Essen im Hotel ist recht einfach – es gibt jeden Abend Suppe, Tajine (ein würziger Schmortopf mit Gemüse und oft auch Fleisch) und einen Nachtisch.
Durch die Schlucht des M’Goun-Flusses
Nach dem Frühstück wird unsere Gruppe mit dem Bus nach Alemdoun gefahren. Dort verabschiedet sich der Busfahrer von uns – von hier werden wir durch die Schlucht des M’Goun-Flusses nach Bou Thrarar zurück wandern. Zunächst geht es durch das Dorf, dann zwischen den Feldern hindurch. Der Boden ist noch sehr feucht und schlammig… ich muss aufpassen, dass ich nicht wegrutsche!
Von den Feldern habe ich das erste Mal eine freie Sicht auf die Gipfel des Hohen Atlas. Dort liegt aktuell Schnee – ein traumhafter Ausblick!
Unser Weg verändert sich langsam – er wird steiniger. Wir steigen in das Flussbett des M’Goun ab. Im Hintergrund werden die Berge höher und ich kann schon gut den Eingang zu der engen Schlucht erkennen, die der Fluss in den Berg gegraben hat.
Hier kommt der Patzer des Reiseleiters, über den ich mich heute noch ärgern könnte – er hat am Abend vorher vergessen uns zu sagen, dass wir heute die wasserfesten Trekking-Sandalen brauchen – auch hat er vergessen zu erwähnen, dass es durch die Schlucht geht. Noch hat er die Vorstellung, dass er uns mit Steinen Brücken durch den Fluss bauen kann. Er hat jedoch nicht bedacht, dass wegen der starken Regenfälle der Fluss heute mehr Wasser als üblich mit sich führt.
Hier ist deshalb für mich Schuhe und Strümpfe ausziehen angesagt – ich habe ja leider die schweren Hochgebirgstreter dabei. Danach geht es in die Schlucht. Die Bergwände werden immer steiler: eine atemberaubende Landschaft. Der Weg ist sehr steinig – daher muss ich Schuhe tragen. Anfangs ziehe ich die Schuhe aus und versuche den Fluss zu umgehen – klettere den Hang hinauf und zum Teil wieder auf allen Vieren hinunter. Irgendwann werden meine Kletteraktionen unserem Reiseleiter zuviel und er bittet mich im Tal zu bleiben.
Also lasse ich die Schuhe an und wandere so durch den Fluss, das Resultat: Den Rest des Tages muss ich in nassen Wanderschuhen laufen!
Dadurch vergeht mir auch irgendwie die Lust am Fotografieren – ich packe meine Kamera in den Rucksack, bis wir die Schlucht wieder verlassen.
Direkt am Ausgang fällt uns ein kleines Tier zwischen den Steinen auf: ein Chamäleon. Unser Reiseleiter nimmt es auf die Hand. Wir können gut fotografieren.
Einer aus der Reisegruppe läßt es noch kurz über seinen Kopf klettern und wir setzen es wieder in den Schutz der Steine zurück. Was das Chamäleon wohl über diesen Tag gedacht hat?
Nun wird das Tal breiter. Öfter laufen wir unter Bäumen oder zwischen Feldern hindurch. Durch das Wasser des M’Goun-Fluss ist die Landschaft hier unten grün.
Auf der anderen Seite des Flusses sehen wir eine alte Kasbah. Sie wurde renoviert und ist daher noch gut erhalten. Die Kasbah wurde nur aus Lehm erbaut – nach jedem Regen muss sie renoviert werden.
Am frühen Nachmittag erreichen wir wieder Bou Thrarar. saarzwerg und ich stoppen im kleinen Café und gönnen uns erstmal eine kalte Cola… bevor wir zurück zu unserem Hotel spazieren.
Abendsport: Hinauf zur Dose
Heute habe ich noch keinen Geocache gefunden – also muss ich noch etwas Abendsport veranstalten: Vom Hotel aus die alte unbefestigte Passstraße etwa 200 Höhenmeter hinauf befindet sich der Traditional-Geocache „BOU THRARAR“ und den will ich heute noch heben!
Also trockene Schuhe an und langsam die Berge hinauf. Von hier oben hat man eine tolle Aussicht auf das Dorf. Schon alleine dafür lohnt sich der Aufstieg hier hoch!
40 Meter vor den Zielkoordinaten muss ich den Fahrweg verlassen und etwas den Steilhang hinaufklettern. Die Dose ist schnell und leicht zu finden.
Bis dahin dachte ich – ich sei allein. Kaum habe ich den Geocache wieder versteckt, höre ich, wie jemand nach mir ruft. Ein einheimischer Bergführer kommt mit seiner Gruppe einen Pfad herunter und glaubt, ich hätte mich verlaufen und bräuchte Hilfe…
Nach dem ich das Mißverständnis aufklären konnte, genieße ich noch etwas die Aussicht und den nahenden Sonnenuntergang. Wow – was für ein tolles Licht hier oben.
20 Minuten später bin ich wieder am Hotel… ein schöner kleiner Spaziergang, den ich erfolgreich abschließen konnte!
Durch das Tal der Rosen
Unsere zweite Wanderung im Hohen Atlas führt uns ebenfalls wieder durch das M’Goun-Tal – dieses Mal durch den unteren Abschnitt zwischen Bou Thrarar und El-Kelâa M’Gouna, welcher auch das „Tal der Rosen“ genannt wird. Dort werden sehr viele Rosen angebaut, die dann zu Rosenwasser verarbeitet werden. Die Landschaft rechts und links des Flusses ist grün uns saftig – weiter in Richtung der Talhänge wird es wieder karg und steinig.
Wir starten unsere Wanderung in Tabarkhachte. Zunächst geht es entlang der Felder in Richtung M’Goun-Fluss. Dort, wo der Fluss sich in den Hang gegraben hat, steigt unser Weg etwas an und haben freie Sicht auf die schneebedeckten Atlasgipfel.
Nach dieser tollen Aussicht führt uns unsere Wanderung wieder etwas abwärts durch ein altes Dorf. Dort gibt es noch eine alte, schon etwas baufällige Kasbah. Ein Storch hat hier auf einem der vier Türme sein Nest gebaut. Mittlerweile hat es schon mehrere Stockwerke…
Auch von Weitem ist diese Kasbah samt „Storchen-Nest-Hochhaus“ gut zu erkennen. In diesem Dorf gibt es auch noch restaurierte und bewohnte Kasbahs.
Die Wanderung ist sehr abwechslungsreich: Felder, Bäume, Steilhänge und Siedlungen bilden immer wieder andere Naturkulissen. Das Fotografieren macht hier richtig Spaß!
Auch gibt es ab und an interessante Gebäude: Dieses hier ist einer Kasbah nachempfunden – aber schon modern aus Beton gebaut. Das erspart die arbeitsintensive Renovierung nach jedem längeren Regen.
Die Arbeit, eine Kasbah aus Lehm zu pflegen, will heute wohl kaum noch Jemand auf sich laden. So können wir auf unserer Wanderung durch das Tal der Rosen recht viele verlassene und inzwischen auch verfallene Kasbahs bewundern.
Gegen Ende der Tour kommen wir noch durch eine größere verfallene Kasbah. Ich kann nicht verstehen, warum hier noch Keiner eine Box in diesem tollen Lost Place versteckt hat? Leider habe ich keinen Petling dabei…
Unsere Wanderung endet etwas oberhalb von El-Kelâa M’Gouna an einem Aussichtspunkt. Wir genießen hier noch etwas den Ausblick auf die Schneegipfel des Hohen Atlas und verbringen noch ein wenig Zeit auf der Aussichtsterrasse eines Cafés.
Mit diesem letzten Blick geht unsere Zeit im Hohen Atlas zu Ende und es geht weiter Richtung Ouarzazate – aber das ist eine andere Geschichte.
Zum Schluss…
Wart Ihr auch schon im Hohen Atlas zum Sightseeing oder Geocaching? …oder habt Ihr gar schon die hohen Atlas-Gipfel bestiegen? Wie hat es Euch gefallen? Wie immer freue ich mich über Euer Feedback!
Eine Übersicht über alle Geocaching- und Sightseeingziele unserer Marokko-Tour findet Ihr in meinem Blogartikel „Geocaching in Marokko: Berge, Meer und Wüste„.
Während unserer Marokko-Rundreise waren wir zwar nicht in der M’Goun-Schlucht, dafür aber in den beiden benachbarten Schluchten des Dades (ab Boulmalne Dades) und des Todgha (von Tinghir aus befahrbar). Beide haben den „Vorteil“, mit dem Auto befahrbar zu sein. Und spektakulär sind diese beiden ebenfalls. Steil aufragende Hänge und an der engsten Stelle gerade mal 10 m breit. Es gibt dort viele Motorradfahrer, die ihre Fahrt mit Helmkamera filmen.
Auf der Strecke von Marrakech nach Ouarzazate durch den hohen Atlas gibt es 2-3 Tradis direkt an der Straße. Der interessanteste ist aber „Tizi n’Tichka – MG10“ (GC1YT1G). Vom Pass Col du Tichka läuft man noch eine Viertelstunde hinein ins Gebirge zu einem kleinen Gipfel (bis heute noch immer mein höchstgelegener Cache). Dabei kam ich (im März) sogar an einigen Schneefeldern vorbei. Tolle Aussichten gab es dabei – die umliegende Gegend ist allerdings ziemlich kahl. Meine beiden am Pass auf mich wartenden Mitreisenden mussten sich in der Zwischenzeit der aufdringlichen Händler erwehren – wären sie mal mitgekommen.
Wo die Sprache gerade aufs Essen kam: Tajines sind zwar eigentlich ganz lecker – nach zwei Wochen konnte ich aber keine mehr sehen. Das ist so ähnlich wie mit den Schnitzeln in Deutschland: man kriegt überall dieselben. Da war die Atlas-Forelle, die ich in Midelt gegessen habe, eine sehr leckere Abwechslung.
Über den Col du Tichka sind wir auch gefahren – ich hab‘ inzwischen sogar ein kleines Video in meinem Google+ Konto veröffentlicht… leider haben wir auf dem Pass nur für fünf Minuten angehalten – so konnte ich die Dose dort leider nicht mehr suchen – ist der Nachteil einer Gruppenreise!
Dein Kommentar zu de Tajines kann ich nachvollziehen – irgendwann hängen sie einem zum Hals raus…
Wow, da habt Ihr richtig was gesehen und erlebt. Ich denke mal, da kann man es mal verknusen, dass nur ein Döslein erreichbar war!
Liebe Grüße aus Limburg! Jörg