Bei dem Besuch des Megas in Belgien bot sich für saarzwerg und mich natürlich auch ein Besuch am Atlantikwall an. Bevor wir uns an die Erforschung der verlassenen Stellungen an der Küste aufmachen, wollen wir uns über das Leben der Soldaten in ihren Stellungen am Atlantikwall zur Zeit des zweiten Weltkrieges informieren. Nicht weit von Brügge entfernt gibt es den zum Museum ausgebauten Stp Tirpitz.
Uns hat der Besuch des Atlantikwallmuseums Raversyde sehr gut gefallen, da er viel Wissen über die Bunker und das Leben der Soldaten in der damaligen Zeit vermittelt. Im folgenden Artikel nehme ich Euch mit auf eine virtuelle Reise durch den Stp Tirpitz…
Das Atlantikwallmuseum Raversyde beherbergt nach eigenen Angaben zwei der besterhaltensten Stellungen: die Batterie Aachen aus dem ersten Weltkrieg und die Marineküstenbatterie Saltzwedel. Gegen Ende des Krieges wurden beide Stellungen zu dem Stützpunkt (Stp) Tirpitz zusammengefasst.
Unsere Reise in die Vergangenheit beginnt im Informationszentrum, wo auch der Eintritt von 6,50? pro Erwachsenem zu zahlen ist. Dort bekommt man auch den Audioguide, der in der jeweiligen Sprache des Besuchers durch die weitläufige Anlage führt.
Um eine Vorstellung von der Größe dieses Museums zu bekommen, habe ich euch einen Screenshot von Google Earth beigefügt (bitte zum Vergrößern anklicken).
Nun beginnen wir unseren Rundgang durch die Stellung. Wer möchte, kann an diesem Wachposten den Helm aufsetzen und sich fotografieren lassen.
Auf dem Gelände sind einige Waffen ausgestellt – hier eine Flugabwehrkanone (Flak).
An einem Gebäude ist ein Uboot-Torpedo ausgestellt – ich hätte nie gedacht, dass die so groß sind.
Hier der Schraubenantrieb des Torpedos.
Bevor es anschließend zur Batterie Aachen die Dünen hinauf geht, sind hier noch einige Wasserminen ausgestellt.
Innerhalb der Stellung gibt es viele Hohlgänge, die zum Teil überdacht – jedoch nicht verbunkert sind. Die dienten dazu, die Stellungen und ihre Soldaten vor der feindlichen Luftaufklärung zu schützen.
Wir erreichen die erste Geschützbettung der Batterie Aachen. Rechts und links des Einganges befinden sich zwei Räume – einer um die Geschosse aufzubewahren und der andere um die leeren Hülsen zu sammeln.
Die Bettung selbst ist offen und nicht durch einen Bunker geschützt.
Nebenan befindet sich noch ein Luftschutzraum. Was von Außen recht groß und geräumig ausschaut…
… ist Innen sehr beengt. Liebevoll wurde in diesem Luftschutzraum eine Szene aus der damaligen Zeit nachgestellt.
Wir folgen weiter dem markierten Rundweg und kommen zu der Feuerleitstelle der Batterie Aachen. Aus dem unteren Schlitz konnte man das Meer beobachten.
Hier wurde die Entfernung und der Winkel zum dem zu beschießenden Ziel berechnet und an die Kanonen weitergegeben. Die Entfernungen wurden mit einem Gerät, was auf dem Dach des Bunkers aufgebaut war, bestimmt. Wer sich für die Technik dahinter interessiert, sollte mal einen Blick in die Beschreibung des Koinzidenzentfernungsmessers bei Wikipedia werfen.
Hier konnte die Entfernung zum Ziel abgelesen werden…
Im Raum dahinter wird eine Szene in der Feuerleitstelle nachgestellt.
Wir verlassen nun die Batterie Aachen und kommen zu einem Bunker mit einer Panzerabwehrkanone, der die Marineküstenbatterie Saltzwedel flankiert.
Unterwegs gehen wir durch Hohlgänge und kommen an einem Mannschaftsbunker vorbei. Darin ist eine Szene mit dem Waffenmeister nachgestellt. Er ist für die Pflege und Wartung der Feuerwaffen zuständig.
Vor einem weiteren Bunker des Stützpunktes ist eine Panzwerabwehrkanone (Pak) ausgestellt.
Gleich nebenan befindet sich ein Bunker für eine solche Kanone: Eine „Pak-Garage“. Durch die großen Türen konnte die Pak in den Bunker geschoben werden.
Der Bunker ist in Richtung Strand geöffnet und schützt die Stellung vor Angriffen von der Seite.
Wir folgen weiter dem Rundweg und kommen am früheren Haupteingang dieser Stellung vorbei. Hier gibt es rechts ein Wachhaus und links einen kleinen betonierten Schutz für den Wachposten.
Auf dem Hügel dahinter sind eine alte mittlerweile verrostete Radarschüssel und ein Flakscheinwerfer ausgestellt.
Nun kommen wir zu den Bettungen der Geschütze. Die Deutschen erbeuteten belgische 12cm – Kanonen, für die hier spezielle offene Bettungen errichtet wurden.
Mit Fortschreiten des Krieges wurden die Geschützstellungen dann allmählich verbunkert. Hier eine Kanone in einem Geschützbunker zur Seezielbekämpfung.
Zurückgesetzt findet man auf dem Rundweg auch Mannschaftsbunker, die man besichtigen kann. Dieser hier wurde mit Netzen getarnt.
Auch ein Beobachtungsbunker kann besichtigt werden. Unter den Fenstern gibt es Umrisszeichnungen von Flugzeugtypen zur Identifikation.
Hier ein Blatt mit Schattenrissen der <Kriegsflugzeuge „Land“>…
Und wieder folgen wir einem der vielen überdachten Hohlgänge in dieser Stellung…
Die Gänge haben in regelmäßigen Abständen einen Notausgang nach oben, der von einer Betonplatte abgedeckt war. Damit die Touristen besser sehen, wurden diese Platten durch Glasscheiben ersetzt.
Wir erreichen weitere Bunker. Der Bereich dazwischen ist wieder mit Tarnnetzen abgedeckt.
Im Inneren wird hier eine Szene mit einem Feldarzt nachgestellt.
Langsam geht unsere Erkundung in diesem Museum zu Ende. Noch ein letzter Hohlgang…
… und wir erreichen wieder unseren Ausgangspunkt.
Insgesamt waren wir gute zweieinhalb Stunden unterwegs und haben uns viele Erklärungen zu den Bunkern und dargestellten Szenen angehört und angeschaut. Wer sich für den Atlantikwall interessiert und wissen möchte, was er auf eigenen Erkundungen in den Dünen findet, dem lege ich dieses Museum ans Herz.
In einem der nächsten Artikel werde ich noch ausführlich von unserer Erkundung der Atlantikwallstützpunkte Stp Adolf und MKB Malo Terminus berichten…