Als klar wurde, dass saarzwerg und ich das Mega in Brügge besuchen würden, wollte ich natürlich auch einen Tag am Atlantikwall verbringen. Von unserem Besuch in Raversyde habe ich ja schon ausführlich berichtet. Für den Rest des gleichen Tages wollte ich noch zwei weitere Stellungen in Richtung Dünkirchen besuchen, die auf den Satellitenbildern mein Interesse geweckt hatten: die Stp Adolf und die MKB Malo Terminus.
In diesem Artikel möchte ich Euch von unserer Erkundung des Stützpunkts Adolf (Stp Adolf) berichten …
Die Vorbereitung
Inzwischen habe ich mir angewöhnt, meine Lost-Place-Touren mit Google und Google Earth vorzubereiten:
- Über Google findet man leicht kml-Dateien, in denen die ehemaligen Stellungen markiert sind: Ich bevorzuge dazu die Webseite „relikte.info„, auf der aktuell sehr viele militärische Relikte dokumentiert sind.
- Über Google Earth kann man sich dann die ausgewählten Stellungen näher betrachten. Die Satellitenbilder sind in vielen Regionen richtig detailliert geworden. So kann ich schnell eine erste Einschätzung geben, was es dort noch zu finden gibt.
Im folgenden Satellitenbild habe ich mal die interessanten größeren Strukturen, die gut zu erkennen sind, rot eingerahmt.
Die Erkundung der Stp Adolf
Diese Atlantikwall-Stellung befindet sich nördlich von Dünkirchen in unmittelbarer Nähe der Ortschaft Bray-Dunes am Meer. Vom Museum in Raversyde ist es kaum eine Viertelstunde Fahrt mit dem Auto. Parkplätze sind am Strand außerhalb der Badesaison genügend vorhanden.
Nachdem wir das Auto abgestellt haben, sind es nur wenige Minuten zu Fuß, bis wir den ersten Bunker erreichen: den Regelbau 637 „Messstelle für Heeresküstenbatterien (HKB)“. Leider stellen wir fest, dass ein Großteil dieses Bunkers unter Sand begraben ist. An eine Erforschung im Inneren ist nicht zu denken.
Direkt daneben finden wir noch einen schusssicheren Beobachtungsstand (VG6b). Dieser ist noch mehr von der Düne bedeckt. Auf den Panoramio-Bildern vor ein paar Jahren ist noch ein MG-Pilz zu sehen – dieser ist inzwischen wohl vollständig im Sand versunken.
Wir laufen weiter den Stand entlang. Etwa 150 Meter weiter finden wir einen 2-Schartenstand (R219). Dessen Innenraum ist noch in gebückter Haltung begehbar – jedoch nicht sehr interessant.
Die noch freien Seitenwände wurden bedauerlicherweise von Sprayern missbraucht. Dieser Regelbau 219 hat in beide Richtungen des Strandes je eine Scharte zur Verteidigung der Stellung.
Von dort laufen wir etwas in Richtung der Dünen und bemühen uns den Hang hinauf zu kommen. Im Hang befindet sich eine offene Bettung für eine Kampfwagenkanone (OB 5cm KwK), die langsam dabei ist, sich ihren Weg nach unten zu suchen.
Mühevoll erreichen wir den Scheitel der Düne – auf der anderen Seite zeigt mein GPS einen weiteren Bunker an. Leider ist auch hier die Enttäuschung groß: Der Doppelgruppenunterstand (R502) ist bis auf seine Decke im Sand versunken. Auch hier besteht für uns keine Möglichkeit mehr, das Innere zu erforschen.
Wir entschließen uns diese Stellung zu verlassen. Auf unserem Rückweg kommen wir an einer weiteren offenen Bettung vorbei, dieses Mal für einen schweren Granatwerfer (OB sGrWfr).
Kurz bevor wir wieder die Häuser erreichen, finden wir noch einen letzten Bunker in den Dünen. Von außen schaut er recht unscheinbar aus – außer einem Eingang – keine weiteren Öffnungen.
Hierbei handelt es sich um einen feldmäßig verstärkten Toilettenbunker (Vf WC). Im Inneren gibt es dazu noch den passenden Schriftzug an der Wand. Ungünstigerweise wird dieser Raum wohl auch heute noch von den Standbesuchern für ihre Notdurft genutzt – daher sind wir schnell weiter spaziert …
Die Geocaches
Für die Geocacher unter uns liegen in den Dünen hinter der Stp Adolf noch zwei Tradi-Serien:
- la dune du calvaire (15 Caches)
- la dune du perroquet (17 Caches)
Die Nachbereitung
Um ehrlich zu sein, habe ich mir von diesem Besuch mehr erhofft. Leider sind die meisten Bunker inzwischen fast vollständig unter den Dünen begraben – oft sieht man nur noch die Betondecken. Die Eingänge der Bauwerke und die benachbarten Laufgänge sind mit Sand gefüllt und nicht mehr zugänglich. Die einzigen Ausnahmen waren hier der feldmäßig verstärkte (Vf) Toilettenbunker und der Regelbau R219 2-Schartenstand.
Weitere Informationen über diese Stellung habe ich auf der Webseite zum Atlantikwall der 15ten Armee gefunden: Es handelt sich hier um eine Infanteriestellung, die auch Beobachtungsaufgaben für die landeinwärts liegende Heeresküstenbatterie Blei übernahm. Ferner war hier ein Hauptquartier untergebracht.
Der Ausblick
Auch wenn diese Erkundung nicht so wie erwartet verlaufen ist, so hat es doch Spaß gemacht am Meer entlangzuspazieren und diese Relikte aus vergangenen Zeiten näher betrachten zu können. Ich hätte mir gewünscht eine Wühlmaus zu sein, um den ein- oder anderen Bunker auch von innen sehen zu dürfen.
Mein anschließender Besuch bei der HKB Malo Terminus war dafür sehr viel besser als erwartet: mein bisheriger Favorit am Atlantikwall! Aber das ist eine andere Geschichte für einen anderen Artikel …