Der neue Burgenklettersteig in Manderscheid

Vor einigen Wochen ist in Manderscheid der “beste deutsche Klettersteig außerhalb der Alpen” mit dem Namen “Burgenklettersteig” eröffnet worden. Am letzten Samstag bin ich mal spontan dorthin gefahren und kletterte diesen neuen Steig!

Für mich als Flach Saarländer war dies eine schweißtreibende und zu meiner Überraschung auch sehr herausfordernde Angelegenheit. Wenn Ihr Spaß an schwierigen Kletteraufgaben habt, dann werft doch mal einen Blick in diesen Beitrag!

 

 

Parken in Manderscheid

Kurz vor zwölf Uhr mittags erreiche ich Manderscheid, eine kleine Stadt nahe Wittlich in Rheinland-Pfalz. Zunächst komme ich am kostenpflichtigen Parkplatz Burgblick vorbei und fahre weiter bis zum Kurhaus, wo sich ein kostenloser Parkplatz befindet. Dort stelle ich mein Auto in der letzten freien Parkbox ab.

Am Eingang vom Kurhaus finde ich zwei Informationstafeln zum Burgenklettersteig. Auf der ersten Tafel erfahre ich, dass sich der Klettersteig in drei Etappen untergliedert und lese die Sicherheitshinweise.

Auf der zweiten Tafel ist eine Topo des Klettersteigs zu sehen. Hier kann ich die Verteilung der Schwierigkeiten erkennen, die sich bei diesem Steig bis zur Kategorie D erstrecken, was schon recht herausfordernd ist.

Nach einer kurzen Orientierung wird mir klar, dass ich in Richtung des Burgenblick-Parkplatzes losgehen muss.

 

Auf dem Weg zum Einstieg in die erste Etappe

Ab der Einfahrt zum Kurhaus ist der Weg zum Einstieg gut markiert. Ich folge den kleinen Burgenklettersteig-Schildern. Mich erwartet nun eine kleine Wanderung von 1,3 Kilometern Länge. Zunächst laufe ich durch den Ortskern …

… und komme an der Kirche vorbei.

Danach biege ich in eine kleine Gasse mit einem schönen Fachwerkhaus ein.

Kurze Zeit später verlasse ich Manderscheid in Richtung des Waldes. Es geht leicht abwärts. Als sich die Bäume etwas lichten, komme ich zum Portal des Burgenstiegs, einem sechs Kilometer langen Wanderweg. Von dort habe ich einen schönen Blick auf eine der beiden Burgen.

Ich folge weiter den Klettersteig-Markierungen über einen kleinen Pfad nach unten.

Nach einiger Zeit komme ich im Tal der Lieser an, die auf einer Holzbrücke überquert werden kann.

Da ich dahinter schon die ersten Kletterer sehen kann, ziehe ich vor der Brücke meine Klettersteigausrüstung an.

 

Die erste Etappe mit dem Namen Lieser

Wie der Name dieser Etappe erahnen lässt, führt sie am felsigen Ufer der Lieser vorbei. Gleich nach dem Einstieg folgt eine kurze und einfache Kletterei und anschließend ein Stück Gehgelände.

Danach steigern sich die Schwierigkeiten: Ich komme zum Schiffsbug, eine kleine Felswand, deren Schwierigkeit schon C erreicht. Für mich ist es aktuell noch gut zu meistern.

In der Wand sind teilweise kleine Metalltritte platziert, auf die genau ein Fuß passt, was bedeutet, dass ich hüpfen muss, wenn ich den Fuß auf dem Tritt wechseln will. Danach wird es für mich wieder gefühlt etwas leichter.

Es folgen hauptsächlich Querungen im A- und B-Schwierigkeitsgrad. Trotzdem komme ich hier schon in den ersten Stau – scheinbar ist heute bei dem guten und vor allem trockenen Wetter viel los. Ich muss immer mal wieder etwas warten bis der Seilabschnitt vor mir frei wird.


Gegen Ende dieser Etappe komme ich zum Ritterschlag, der ersten C/D-Schwierigkeit, wo ich das erste Mal viel Armkraft aufbringen muss und ich realisiere, dass dieser Klettersteig kein Kinderspiel für mich werden wird. Sobald diese Stelle überwunden ist, erreiche ich den Ausstieg aus der ersten Etappe.

 

Die Wäschebachbrücke

Nun wird es wieder gemütlicher: Über einen kleinen Pfad erreiche ich eine Hängebrücke, die hier über die Lieser gespannt wurde.

Die Brücke ist leicht zu überqueren – ein Festhalten am Handlauf ist für mich nicht notwendig.

Allerdings möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass sie beim Überqueren schwankt. Gleich hinter der Brücke weist mich eine Markierung darauf hin, dass ich links dem Pfad leicht bergauf folgen soll.

 

Die zweite Etappe mit dem Namen Oberburg

Zunächst laufe ich gemütlich bergauf über einen kleinen Wanderpfad bis zum Einstieg in die Etappe Oberburg,

Ich komme an die Rittertraverse, einen breiten Quergang der Schwierigkeit A. In den Alpen findet man solche versicherten Passagen öfters auch außerhalb von Klettersteigen, wo diese ohne Sicherung begangen werden.

Kurze Zeit später komme ich zu einer Felswand, durch die nun der Klettersteig führt. In der Topo sind hier Schwierigkeiten bis einschließlich C eingezeichnet.

Da ich gut mit den Füßen stehen und klettern kann, fällt mir diese Passage leicht. Höhenangst sollte man hier freilich nicht haben. Da ich mal wieder warten muss, nutze ich die Zeit, um von oben nach unten dieses Foto zu machen.

Wer die Wand nicht mag – diese Stelle kann auf einer ausgeschilderten Umleitung leicht umgangen werden. Kurze Zeit später erreiche ich schon den Ausstieg an der Oberburg.

 

Mittagspause an der Oberburg

In der Oberburg gibt es eine große Wiese und einige Sitzgelegenheiten. Ich habe Glück und setze mich auf die freie Sinnenbank mit einem herrlichen Ausblick Richtung Manderscheid.

Die Bank steht direkt unter dem großen Bergfried der Oberburg. Ich packe mein Brot aus und gönne mir eine Viertelstunde Pause.

Danach packe ich wieder alles in meinen Rucksack und verlasse die Oberburg über eine kleine Treppe.

Ein letzter Blick zurück und anschließend folge ich wieder den Markierungen des Burgenklettersteigs.

 

Hinunter zur Turnierwiese und weiter zum Einstieg der dritten Etappe

Ich wandere einen kleinen Weg in Richtung des Tals. Dabei komme ich an ein paar Aussichtspunkten vorbei. An einem fällt mir eine lange Seilbrücke unten im Tal auf, die die Lieser überspannt. Das ist das Highlight der Burgenklettersteigs.

Mein Weg geht in einen kleinen Pfad über, der sich um ein paar Felsen kontinuierlich nach unten schlängelt.

Ich erreiche die Turnierwiese und nehme die Treppe zwischen den Bänken der Naturtribüne nach unten. Dort befindet sich der Übungsklettersteig mit Schwierigkeiten bis B/C.

Wer sich nicht sicher ist, ob er den Burgenklettersteig gehen kann, der sollte hier anfangen. Hat man hier schon ein Problem, so ist vom Begehen des Burgenklettersteigs auf jeden Fall abzuraten!

Auf der Turnierwiese finden ab und an mittelalterliche Spektakel statt. Heute zum Glück aber nicht. Es gibt ein großes Holzgebäude, in dem sich laut Topo ein WC befinden soll …

und ein paar gelb-rote Verkaufsstände, die aber heute ebenfalls verwaist sind.

Wenn Ihr an dieser Stelle zum Ufer der Lieser geht, also unterhalb des großen Bergfrieds der Niederburg, so könnt Ihr einen ersten Blick auf die Schwierigkeiten werfen, die Euch nun erwarten.

Der Burgenklettersteig führt durch die steile und zum Teil leicht überhängende Felswand. Eine weitere kleine Seilbrücke ist auch dabei. Ich gehe nun über die Brücke …

… und folge kurz der Straße nach oben, bevor ich rechts in einen kleinen Pfad einbiege, der mich zum Einstieg der dritten Etappe bringt.

 

Die dritte Etappe namens Niederburg

Hier muss ich bestimmt eine Viertelstunde warten bis die Seillängen vor mir frei werden. Gerade als ich mich fertig machen will, fällt mir auf, dass ich bei meiner Mittagspause die Kletterhandschuhe habe liegen lassen. Da die eh schon recht alt waren und ich auch keine Lust habe, wieder zur Oberburg hochzulaufen, beschließe ich es ohne zu versuchen, was sich im Nachhinein als keine gute Idee herausstellt.

Mit der ersten Querung kommte ich noch halbwegs gut zurecht, auch wenn ich an einer ungünstigen Stelle schon wieder warten muss. Das Seilsegment vor mir wird einfach nicht frei. Daher hänge ich mich mit einer Bandschlinge ins Sicherungsseil. Ich bin froh, dass ich diese Rastschlinge vorbereitet hatte.

Dann geht’s endlich weiter und ich komme zur ersten Querung der Schwierigkeit C/D und merke, dass meine Kraft allmählich nachlässt. Da die Wand leicht überhängend ist, hänge ich voll in meinen Armen und muss dazu noch recht oft mein Klettersteigset umhängen. Ich quäle mich durch und erreiche eine kleine Seilbrücke, ab der es nun wieder etwas leichter geht.

Nun geht es steil hoch und durch eine Rinne wieder hinunter. Dann noch eine C/D-Querung, namens “Burgwall”, die mir wieder zu schaffen macht.

Anschließend wird es wieder etwas einfacher … und ich bin froh, als ich das Ende dieses ersten Teils erreiche. Auf der kurzen Gehstrecke kann ich durchatmen und mich ein wenig erholen. Am nächsten Einstieg muss ich wieder warten – hier in den schwierigeren Passagen staut es sich recht schnell.

Ich starte in den nächsten Abschnitt. Gleich zu Beginn kommt die für mich schwierigste Stelle, das Dracheneck. Eine längere Querung, die von Schwierigkeit C bis zu einer echten D übergeht und bei der ich oft leicht überhängend in den Armen hänge und damit kämpfe mein Klettersteigset umzuhängen. Irgendwie kämpfe ich mich da durch und bin danach ziemlich kaputt.

Danach kommt nur noch die Eifelplatte, eine fast senkrechte C/D-Passage, die mir überraschend leicht fällt. Jetzt wird’s erholsam, der Klettersteig geht in einen Pfad über, um eine Kurve und ich sehe das erste Mal die Burgenbrücke aus der Nähe.

Mich erwartet eine 60 Meter lange und 20 Meter hohe Seilbrücke mit nur fussgroßen Tritten. Auch hier ist wieder ein Stau. Also warte ich geduldig, bis ich an der Reihe bin.

Dann klinke ich mein Klettersteigset rechts und links in den Sicherungsseilen ein, schaue nach unten und laufe los, Schritt für Schritt …

Je weiter ich in die Mitte komme, um so mehr beginnt die Brücke zu schwanken. Für mich ist das aber alles gut beherrschbar, zumal die Seile recht gut gespannt sind und die Tritte sich so nicht verdrehen. Ich bin zwar voll konzentriert – aber dennoch bereitet es mir Spaß auf diese Art die Lieser zu überqueren.

Auf der anderen Seite folgt dann die letzte schwierige Stelle, eine kleine senkrechte Wand mit U-Eisen, die ich gut durchklettern kann. Danach muss ich nur noch dem Seil steil nach oben folgen. Obwohl es hier nur noch Schwierigkeiten im A/B-Bereich hat, merke ich, dass es mir nicht leicht fällt – meine Kraft ist ziemlich am Ende.

Ich bleibe stehen und schaue nach unten auf die Seilbrücke.

Etwas weiter oben kann ich die Niederburg sehen.

Und dann ist es endlich soweit: Ich erreiche den oberen Ausstieg, wo ein kleines Gipfelkreuz aufgestellt wurde. Wie auch meine Vorkletterer mache ich hier natürlich ein Selfie …

Ich bin platt, aber glücklich den Burgenklettersteig gemeistert zu haben.

Der Weg zurück zum Parkplatz

Gleich hinter dem Kreuz verläuft ein kleiner Wanderpfad. Dort ziehe ich meine Klettersteigausrüstung aus und verstaue sie im Rucksack. Ich folge wieder den Markierungen und komme zum Kaisertempelchen, einem tollen Aussichtspunkt mit Blick auf die Oberburg …

… und die Niederburg.

Von dort sind es nur noch wenige hundert Meter bis zu den beiden Parkplätzen.

 

Mein Fazit

Ich kenne ja schon einige Klettersteige außerhalb der Alpen, wie z.B. den Rabennacksteig oder den Mittelrhein-Klettersteig. Mit denen ist diese Unternehmung jedoch nicht zu vergleichen. Ja sogar den Mindelheimer Klettersteig im Allgäu finde ich einfacher, obwohl er viel länger ist.

Der Burgenklettersteig ist mir im Bereich der C/D- und D-Stellen vor allem gegen Ende recht schwer gefallen. Gerade die längeren Querungen, bei denen ich mich leicht überhängend fortbewegen muss, haben mir zugesetzt. Hier müsste ich mal dringend das Verhältnis von meinem Gesamtgewicht zu meiner Armmuskulatur etwas optimieren ;-)

Rückblickend sind mir die ersten beiden Etappen am leichtesten gefallen, wahrscheinlich, weil da meine Kraft noch da war. Die dritte Etappe war für mich eine echte Herausforderung und hat mich an meine Grenzen gebracht. Wer in der ersten Etappe große Probleme hat, sollte in die dritte meiner Meinung nach nicht mehr einsteigen.

Auch ist es keine gute Idee ohne Handschuhe unterwegs zu sein, die dritte Etappe ohne hat mir Blasen und offene Hände eingebracht :-(

Für mich ist der Burgenklettersteig definitiv der beste deutsche Klettersteig außerhalb der Alpen, den ich bisher geklettert bin!

 

Ein LabAdventure auf dem Burgenklettersteig

Da ich auf der Strecke keinen einzigen Geocache suchen konnte, habe ich aus meinen Bildern mal schnell ein LabAdventure, welches auf fünf LabCaches besteht, erstellt. Da ich selbst auf dem Klettersteig keinen Empfang hatte, habe ich die Radien, um die Fragen beantworten zu können auf 2 km eingestellt. Wenn ihr das LabAdventure “Manderscheider Burgenklettersteig” spielen möchtet, so schaut Euch alle Fragen und Bilder vor der Tour an und schreibt Euch die Antworten auf, so dass Ihr – sobald ihr wieder Empfang habt – loggen könnt.

Falls Ihr den spielt, gebt mir bitte Feedback, wie es geklappt hat und was ich an den Labs noch verändern sollte …

 

Interaktive Karte des Burgenklettersteigs

Auf der folgenden Karte könnt Ihr den genauen Verlauf meiner Begehung über den Burgenklettersteig in Manderscheid sehen. Die Karte ist interaktiv: Ihr könnt hinein- und herauszoomen und die Marker anklicken. Alle wichtigen Wegpunkte, die ich in diesem Beitrag erwähne, habe ich Euch in der Karte markiert.

Falls Euch unsere Tour interessiert, so könnt Ihr hier meine gpx-Datei herunterladen.

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Wie hat Euch dieser Beitrag gefallen? Interessiert Ihr Euch für Klettersteige? Was sind Eure Klettersteigempfehlungen? Wie immer freue ich ich auf Eure Kommentare unter diesem Beitrag!

Saarfuchs

Jörg (Saarfuchs) betreibt Geocaching seit 2008. Sein besonderes Interesse galt zunächst Mysteries, dann den T5-Caches und mittlerweile den Lostplaces. Zu seinen Hobbies gehören Reisen, Fotografieren, Bergwanderungen und Hochtouren. Er geht weltweit auf Dosen-Suche und berichtet in seinem Blog regelmäßig mit vielen Fotos über sein “Geocaching” und damit verwandte Themen.

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