Eine Führung durch das Oppenheimer Kellerlabyrinth

Ende Juni besuchten saarzwerg und ich Oppenheim, mit dem Ziel das historische Oppenheimer Kellerlabyrinth zu besichtigen. Dazu buchten wir eine Führung bei der Tourist-Information.

In diesem Beitrag zeige ich Euch ein wenig von Oppenheim und stelle Euch ausführlich das Kellerlabyrinth vor. Kommt mit auf die virtuelle Tour durch den Untergrund!

 

 

Das Oppenheimer Kellerlabyrinth

Wie ihr ja schon sicher mitbekommen habt, interessiere ich mich für alle Arten von unterirdischen Bauwerken und deren Geschichte. Daher habe ich mit großem Interesse auf der Webseite des Megas “Event am See 2023” bei den Tipps für mögliche Unternehmungen etwas von einer Führung durch ein Kellerlabyrinth gelesen. Die Recherche dazu ergab Folgendes:

Das Kellerlabyrinth von Oppenheim ist ein historisches unterirdisches Labyrinth, das aus einem Netz von Tunneln und Kellern besteht, die ursprünglich im Mittelalter zu Lagerzwecken angelegt wurden.

Die Ursprünge des Kellerlabyrinths reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, als Oppenheim eine blühende Weinstadt war. In den Kellern wurden Wein, Getreide und andere Waren gelagert. Im Laufe der Zeit wurden die Keller erweitert und miteinander verbunden, so dass ein komplexes unterirdisches Netzwerk entstand. Die genaue Ausdehnung des Labyrinths ist nicht bekannt, aber man vermutet, dass es sich über mehrere Kilometer erstreckt.

In Kriegs- und Konfliktzeiten diente das Kellerlabyrinth den Bewohnern der Stadt als Zufluchtsort. Es bot Schutz bei Angriffen und Belagerungen und ermöglichte Flucht und Zuflucht. Das Labyrinth spielte auch eine Rolle bei Schmuggelaktivitäten, da seine versteckten Gänge und Kammern unbeobachtete Operationen ermöglichten.

Über die Webseite der Stadt Oppenheim buchen wir uns zwei Tickets für eine Führung.

 

Durch die historische Altstadt von Oppenheim

Nach meinem ersten Workshop zum Mystery-Wizard fahren wir zur Fähre Kornsand, überqueren den Rhein und fahren nach Oppenheim, wo wir uns für unser Elekroauto einen Parkplatz mit Ladesäule suchen.

Von dort ist es dann ein guter Kilometer bis zur Tourist-Information, wo die Kellerführung beginnen wird. Wir laufen los und kommen am Deutschen Weinbaumuseum vorbei.

Je näher wir der Ortsmitte kommen, desto schöner empfinde ich Oppenheim: Kleine Fachwerkhäuser und Weinreben säumen die Straße.

Wir kommen zu einem Platz an der Bartholomäuskirche, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde.

Da wir noch etwas Zeit bis zu Führung haben, werfen wir einen Blick in die Kirche. Die Marienkapelle gefällt uns besonders gut. Nachdem wir uns umgeschaut haben, gehen wir wieder hinaus und folgen weiter der kleinen Gasse in Richtung des Marktplatzes.

Diesen erreichen wir nach der nächsten Biegung. Hier steppt gerade der Bär: Auf dem Marktplatz stehen einige Verkaufswägen und auf der Terrasse vor dem Rathaus sind alle Tische belegt. Zur Mittagszeit gönnen sich viele Touristen ein Mittagessen.

Wir laufen rechts am Rathaus vorbei und sehen in der Gasse zwei große Aufsteller.

Einer der beiden Aufsteller weist auf die Führungen durch das Kellerlabyrinth hin. Wir haben unser Ziel, die Tourist-Information (TI) in Oppenheim, erreicht.

Wir gehen hinein und werden von einer freundlichen Mitarbeiterin der TI informiert, dass der Treffpunkt für alle Führungen im Innenhof neben der TI sei und wir dort auf den Gästeführer warten sollen.

 

Vor der Führung

Im Innenhof nehmen wir auf einer der Bänke Platz und warten auf unseren Gästeführer. Ein „kleiner Italiener“ (wie er sich selbst vorstellt) erscheint und überprüft in einem rheinhessischen Dialekt, ob die Gruppe vollständig ist. Danach gibt er Baustellenhelme und Hygienehauben aus, die wir für die Führung anziehen sollen. Er informiert uns, dass es sich bei der Besichtigung offiziell um eine Baustellenbegehung handelt. Anschließend sucht er ein Schlusslicht, welches am Ende der Gruppe geht, so dass er sehen kann, dass alle da sind, bevor er mit seinen jeweiligen Erklärungen beginnt. Ich mache das gerne, da ich so besser fotografieren kann.

 

Durch das Oppenheimer Kellerlabyrinth

Dann geht es los: Wir verlassen den Innenhof und gehen die paar Meter bis zu einem der Eingänge in die Keller.

Wir gehen die Treppe hinunter und warten unten in einem größeren Gewölbekeller auf unseren Gästeführer, der oben noch die Tür absperren muss.

Nachdem alle unten angekommen sind, beginnt unser Gästeführer mit seinen Erläuterungen. Er schildert, wie diese Keller nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geraten sind und wie sie wiederentdeckt wurden. Er zeigt uns ein Bild von einem Polizeiwagen, der in den Achtziger Jahren  in der Straße eingebrochen war, was anschließend zur Entscheidung der Stadt geführt hat die Hohlräume genauer zu untersuchen.

Wir folgen einem kleinen Gang über Treppenstufen weiter nach unten.

Der Untergrund von Oppenheim besteht aus Löß, welcher sich leicht bearbeiten lässt und trotzdem eine gute, mit Lehm vergleichbare Stabilität aufweist.

Wir erreichen ein großes Gewölbe, welches sich unter dem Rathaus befindet. Mittlerweile stimmen die Keller nicht mehr mit den Grundrissen der Gebäude an der Oberfläche überein, da Oppenheim im Laufe der Zeit mehrfach zerstört worden ist und die Gebäude an jeweils anderen Stellen neu gebaut wurden.

An den Installationen ist zu erkennen, das hier wohl Veranstaltungen stattfinden.

In dem Gewölbe gleich daneben wurde ein Tresen eingebaut.

An der Wand hängt das Stadtwappen von Oppenheim …

… und eine Nische ist geschmückt mit allerlei Weinflaschen, die vermutlich hier bei den Veranstaltungen verkauft oder ausgeschenkt werden.

Wir folgen weiter unserem Gästeführer in den “Kreisel”, ein besonderes Gewölbe, welches damals genutzt wurde, damit die Fuhrwerke, die die Waren in den Kellern anlieferten, wenden konnten. Dieses Gewölbe ist rot illuminiert. Das Konzept für die Beleuchtung des Labyrinths wurde von einem Künstler entworfen.

Unser Geräteführer weist uns auf einen Riss in der Decke hin, der regelmäßig mittels eines einfachen installierten Geräts überprüft wird. Sollte der Riss sich verändern, so wäre das an der Skala zu erkennen.

Wir gehen weiter. Die Gänge werden jetzt weniger und nun schaut es eher so aus, als würde ein Keller in den nächsten übergehen.

Die Stellen, an denen früher der Löß sichtbar war, wurden im Rahmen der Sanierung mit Spritzbeton ausgekleidet. Das ist eine Technik, die aus dem Bergbau stammt und gewährleisten soll, dass die Decke stabil wird und nicht mehr einbrechen kann.

Auch der nächste Raum, den wir auf unserer Führung besuchen, ist in rotes Licht, welches Feuer symbolisieren soll, getaucht.

Noch einen Raum weiter wechselt die Beleuchtung: Das blaue Licht soll Wasser darstellen. In einer Nische ist hier ein großer Bottich ausgestellt, der früher zum Weinbau genutzt wurde.

Ich gehe in den nächsten Gang hinein. Dort wird in einer weiteren Nische dargestellt, wie die Gänge zwischen den Kellern früher gegraben wurden.

Wir folgen weiter unserem Gästeführer und kommen in einen Bereich mit vielen Abzweigungen. Das schaut hier wirklich wie in einem Labyrinth aus. Wir erfahren, dass sich diese Keller und Gänge über mehrere Ebenen erstrecken und dass vermutet wird, dass sich unter Oppenheim noch wesentlich mehr Gänge und Keller befinden, als die, die heute über die Führung zugänglich gemacht wurden.

Im nächsten Raum nehme ich eine Beleuchtung mit wechselnden Farben wahr. Unter einem Glasboden sind weitere Gänge zu sehen, die zu einer anderen Ebene gehören.

Wir setzen unseren Rundgang fort und kommen in einen Bereich, wo ursprünglich nur viele kleine Keller vorhanden waren, die im Laufe der Zeit durch Entfernung der Mauern zu größeren zusammengefasst wurden.

Hier gefällt es mir  besonders gut – die Stelle ist sehr fotogen. Ich mache unzählige Fotos.

Im nächsten Raum gibt es eine Treppe, die nach oben führt. Das Besondere an der Treppe ist, dass die einzelnen Stufen alle eine unterschiedliche Höhe haben. Jemand, der sich hier nicht gut auskennt, kann auf dieser Treppe leicht stürzen. Man könnte vermuten, dass dies Absicht war, um feindliche Soldaten, die die Eingänge gefunden haben, hier zum Sturz zu bringen. Ob das stimmt, lässt sich natürlich nicht belegen.

Wir gehen die Treppe hinunter und kommen in eine Sackgasse. Am Ende des Ganges ist Müll und Schrott aufgetürmt. Es soll veranschaulichen, wie es in den Kellern vor der Sanierung ausgeschaut hat.

Anschließend gehen wir wieder zurück zu den großen, zusammenhängenden Kellern.

Von dort nehmen wir jetzt einen anderen Weg, an dessen Wänden wieder gut der Spritzbeton zu sehen ist.

Auch in diesem Gang wird eine Szene aus der Geschichte dieser Keller dargestellt: So könnten sich die Einwohner von Oppenheim vor plündernden Soldaten versteckt haben.

Am Ende des Ganges steigen wir ein paar Stufen hinauf …

… und gelangen so in einen riesigen Raum, der im Zweiten Weltkrieg als Behälter für Löschwasser benutzt wurde. Die Verbindung zum Gang wurde nachträglich geschaffen, um den Rundgang durch das Labyrinth zu ermöglichen.

Langsam neigt sich die Führung ihrem Ende entgegen: Wir erreichen das letzte Gewölbe auf unserem Rundgang.

Hier stehen einige Tafeln, die über die Geschichte der Keller informieren.

Über die große Treppe, die sich in der Mitte des Gewölbes befindet, verlassen wir das Oppenheimer Kellerlabyrinth.

 

Mein Fazit

Mir hat diese Führung sehr gut gefallen. Obwohl wir nur mehrere hundert Meter durch den Untergrund laufen, finde ich die einzelnen Keller und Gänge sehr abwechslungsreich. Der Gästeführer schafft es auf eine unterhaltsame Weise die Geschichte dieser Keller zu vermitteln.

Die komplette Strecke, die wir durch das Labyrinth gelaufen sind, habe ich auch auf dem folgenden Plan eingezeichnet.

Es hat mir großen Spaß gemacht, hier unten zu fotografieren und den Geschichten des Gästeführers zu lauschen. Wenn Ihr Euch – so wie ich – für besondere unterirdische Orte interessiert, so lege ich Euch eine Führung durch das Oppenheimer Kellerlabyrinth ans Herz.

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Wie hat Euch diese virtuelle Tour durch das Oppenheimer Kellerlabyrinth gefallen? Seid Ihr selbst schon mal dort gewesen? Was sind Eure Empfehlungen für diese Region? Wie immer freue ich mich auf Eure Kommentare unter diesem Beitrag!

Saarfuchs

Jörg (Saarfuchs) betreibt Geocaching seit 2008. Sein besonderes Interesse galt zunächst Mysteries, dann den T5-Caches und mittlerweile den Lostplaces. Zu seinen Hobbies gehören Reisen, Fotografieren, Bergwanderungen und Hochtouren. Er geht weltweit auf Dosen-Suche und berichtet in seinem Blog regelmäßig mit vielen Fotos über sein “Geocaching” und damit verwandte Themen.

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