Heute stelle ich Euch eine abenteuerliche Kanalwanderung im Anaga-Gebirge, also im Norden von Teneriffa, vor. In die Wände von zwei Schluchten wurden Kanäle in den Fels gehauen, die uns nun als Weg dienen. Unterwegs gibt es etliche Geocaches zu suchen …
Kommt mit auf die virtuelle Reise von Punta del Hidalgo durch den Kanal del Rio in das kleine Bergdorf Batàn und wieder zurück nach Punta delHidalgo durch den Kanal Seco.
Inhaltsverzeichnis
Der Kanal im Barranco del Rio
Das erste Mal war ich 2012 gleich nach dem Flug in Batán – damals sind wir mit dem Auto in das kleine Bergdorf gefahren und nur kurz zum zweiten Kanal abgestiegen, haben eine Dose geloggt und wieder den Rückweg angetreten. Im letzten Jahr haben wir die komplette Tour im Rother Wanderführer unter der Nummer 47 gefunden. Wir sind jedoch durch die Schlucht gewandert, um den Canal del Rio zu umgehen, was laut Wanderführer einfacher sei, aber rückblickend keine gute Idee war. In diesem Jahr habe ich die Tour mit unserer Wandergruppe in umgekehrter Richtung wie im Führer beschrieben geplant. So können wir gleich zu Anfang sehen, ob der Kanal wirklich so schwierig ist wie dort geschrieben wird.Gegen zehn Uhr morgens sind wir in Punta del Hidalgo am Denkmal losgelaufen.
Zunächst folgen wir dem Weg ein Stück in Richtung der Bucht. Dann zweigen wir rechts über eine kleine Bücke in ein Tal ab. Der breite Fahrweg beginnt langsam anzusteigen. An der ersten Abzweigung links geht es anschließend nun wieder Richtung Bucht etwas steiler den Hang hinauf. Nun endet der Fahrweg und der Kanal ist schon zu sehen. Zwischen uns und dem Kanal steht ein Verbotsschild – irgendwie steht das mittlerweile fast an jedem Kanal? Da diese Tour ja aus dem Wanderführer stammt, ignorieren wir das Schild.
Hier oben sind wir schon etwa 100 Höhenmeter über dem Meer. Die Vegetation ist um diese Jahreszeit sehr dicht.
Außer dem Kanal, der im Moment zum Glück komplett trocken ist, gibt es keinen anderen Weg. Es ist breit genug, um bequem gehen zu können. Wir folgen ihm in den Barranco Rio hinein.
Allmählich wird die Wand steiler: Rechts gibt es öfter steile Felsen nach oben und links geht es sehr steil in die Schlucht hinunter. Zum Glück sind wir alle trittsicher und schwindelfrei!
An einigen Stellen drängen uns die Felsen etwas aus dem Kanal. Hier müssen wir schon mal die Hände nutzen, um uns etwas festzuhalten.
An anderen Stellen ist die Vegetation so dicht, dass es einfacher ist oben auf dem Rand des Kanals zu laufen. Er ist breit genug, um darauf stehen zu können – beim Gehen auf der Mauer ist aber der Gleichgewichtssinn gefragt!
Im Kanal gibt es einige Geocaches – alles Tradis. Leider können wir gleich den ersten („El Batán Descent 6 (Canal Extremo )„) nicht finden. Beim zweiten („El Batán Descent 5 (Canal vertiginoso)„) haben wir da schon mehr Glück!
Wir sind so fasziniert von dem Kanal und der Landschaft, dass wir unterwegs immer wieder ein Foto von uns machen.
Die Landschaft ist aber auch atemberaubend. tower27 meint, dass es ihm vorkäme, als ob er durch die Landschaft von Avatar laufe. Von hier oben schaut die Schlucht unten harmlos aus. Aus dem Jahr zuvor (wo wir statt den Kanal zu nutzen durch die Schlucht gelaufen sind) weiß ich aber noch, dass es echt anstrengend war. Sie ist fast weglos und wir mussten uns immer wieder einen Weg zwischen Felsen und Wasser suchen.
Nachdem wir auch den dritten Geocache („Canal Barranco del Rio„) dank ausgedrucktem Spoiler gut gefunden haben, gönnen wir uns auf der nächsten Brücke mal eine kleine Pause für ein Gruppen-Foto!
Gut ausgeruht erreichen wir so die erste der beiden schwierigeren Stellen. Hier haben sich die Kanalbauer wohl das Abtragen des Felses über dem Kanal gespart. Da es links ziemlich steil in die Tiefe geht, ist der anscheinend sicherste Gehstil (zumindest für den Kopf) ein Bein im Kanal und das andere kniet auf der Mauer und so arbeitet man sich wie eine Raupe vor …
Hinter dieser Stelle erkennen wir in den Fels gehauene Stufen. Solche waren mir auch vor der Engstelle aufgefallen. Wahrscheinlich hätten wir diese über die Stufen umgehen können? Aber was soll’s – so ist wenigstens der Adrenalinspiegel etwas angestiegen.
Der Kanal durch den Barranco Rio hat durch die vielen Biegungen etwa eine Länge von drei Kilometern und steigt dabei nur um 40 Höhenmeter an. Also fast ein richtig bequemer Weg …
Wäre da nicht noch die zweite Engstelle. Kurz vor dem Ende des Kanals kommt es noch mal richtig dicke: Hier drängt uns der Felsen fast komplett aus dem Kanal. Zum Glück ist diese Stelle nicht sehr lang und es scheint uns die beste Strategie zu sein sitzend auf der Mauer und etwas nach außen gelehnt um diese Stelle herum zu rutschen.
Kurz danach erreichen wir schon das Ende des Kanals, wo auch ein Schild den Weg nach Punta del Hidalgo durch die Schlucht weist.
Dort wo eine kleine Mauer einen See aufgestaut hat, machen wir noch eine kurze Rast.
Es gibt diverse Früchte und Müsli-Riegel. Etwas Größeres will ich hier noch nicht auspacken, denn nun kommt der anstrengendste Teil unserer Wanderung.
Der Aufstieg nach Batán
Nun geht es den Berg hinauf: Es sind etwa 350 Höhenmeter zu bewältigen. Ein schmaler Bergpfad schlängelt sich hier in vielen Serpentinen nach oben auf einen Sattel. Je höher wir kommen, um so besser wird die Aussicht. Am Ende des Canyons können wir sogar das Meer sehen. Dort in der Nähe sind wir heute Morgen aufgebrochen.
In diesem Aufstieg gibt es insgesamt drei Tradis zu suchen: „El Batán Descent 3 (Balancing Boulders)„, „El Batán Descent 2 (Vertigo!!!)“ und wenn Ihr oben am Sattel angekommen seid den „El Batan Descent 1 (Black Run)„. Nach den Anstrengungen ist Jeder froh endlich oben zu sein.
Vom Sattel haben wir einen tollen Ausblick zurück in den Barranco del Rio. Die Landschaft ist um diese Jahreszeit saftig grün. Manche Pflanzen sind viel größer als bei uns zu Hause.
Auf dem Weg in das kleine Bergdorf kommen wir noch an dem Tradi „Punta- Batan 3/3“ vorbei, den tower27 signiert. saarzwerg und ich hatten das schon im letzten Jahr erledigt.
Von Batán nach Béija
In Batan machen wir Mittagspause. Dort gibt es die kleine Taverne „Mi Pueblo“, die sich direkt neben der Bushaltestelle befindet. Dort decken wir uns mit kühlen Getränken ein und verzehren vor der Kneipe unser mitgebrachtes Picknick. Nach einer sehr ausgedehnten Mittagspause geht es um viertel vor drei wieder weiter. Ein letzter kleiner Aufstieg bis zum höchsten Punkt unserer Wanderung ist nun noch zu bewältigen. An einer imposanten Felsformation, die wie ein Kamel ausschaut, haben wir es dann geschafft.
Rechts und links vom Weg gibt es noch ein paar Häuser und einige Felder. Ich glaube, es ist sehr mühsam hier Ackerbau zu betreiben.
Nun geht es den Berg hinunter: mal über die Straße, mal durch kleine Gassen zwischen den Häusern hindurch. Manche von denen sind in den Fels gebaut – so spart man beim Bauen ein paar Mauern und ich nehme an, dass es im Sommer dort drinnen auch kühler ist.
Auf dem Weg durch den Ort kann tower27 noch den Tradi „Punta- Batan 2/3“ suchen, den saarzwerg und ich schon letztes Jahr gefunden hatten. Kurz vor dem Abstieg zum nächsten Kanal fällt uns diese „Burg“ auf. Hier hat jemand sein Haus aber recht „individuell“ gestrichen. Ob er sich wohl gesagt hat: „My home is my castle“?
Am Ende der Straße beginnt ein kleiner Bergpfad, der recht steil in den Barranco Seco hinab führt. Unterwegs begegnet uns dieser angebundene Ziegenbock. Was bei uns sicher schon wegen des sehr kurzen Auslaufs Tierquälerei wäre, scheint hier normal zu sein?!
Nach einem kurzen, aber steilen Abstieg erreichen wir den Beginn des nächsten Kanals.
Der Kanal im Barranco Seco
Wieder wurde mit einer kleinen Mauer Wasser gestaut und in den Kanal geleitet. Wir haben Glück: Heute ist er komplett trocken.
Gleich zu Beginn ist der Kanal so arg zugewachsen, dass wir einem kleinen Pfad neben dem Kanal folgen müssen. Einige Zeit später führt dieser wieder zum Kanal und wir wandern anschließend wieder darin. Als Erstes durchqueren wir einen längeren Tunnel. Dort ist eine Taschenlampe hilfreich. Will man sich an einigen niederen Stellen nicht den Kopf stoßen, so wäre auch ein Helm von Vorteil. Im Vergleich zum ersten Kanal wurde dieser hier wesentlich mehr in den Fels gehauen.
An mehreren Stellen verläuft er auch komplett im Fels. Auch in diesem Kanal gibt es für uns drei Tradis zu suchen: Bei dem ersten „Punta- Batan 1/3“ müssen wir leider schon wieder einen DNF loggen. Die beiden anderen („Adventure in the channel TENERIFE“ und „El Batan„) hingegen können wir gut finden!
An einer Stelle ist nun wieder etwas „Gelenkigkeit“ gefragt: In gebückter Haltung müssen wir unter einem Felsen hindurch.
Dieser Teil ist für mich der schönste des ganzen Kanals: Er schlängelt sich durch die Felsen, in der er eindrucksvoll geschlagen wurde. Immer wieder kommt ein kleiner Tunnel. Dazwischen geht es rechts steil nach unten und links steil nach oben.
Ich frage mich, unter welchen Mühen dieser Kanal damals angelegt wurde.
Noch ein letzter Blick in die Schlucht und der Kanal nähert sich dem Meer. Nun wird der Hang weniger steil. Insgesamt sind wir fast zwei Kilometer im Kanal Seco unterwegs. Gegen Ende scheint der Kanal nicht fertig gebaut worden zu sein: Er wurde zwar gegraben, aber nicht mehr gemauert oder betoniert. Anschließend geht er in einen Bergpfad über und trifft wieder auf den offiziellen Wanderweg nach Batàn.
Nun wird unser Weg immer breiter, zunächst ein unbefestigter Fahrweg, dann ein geteerter. Schon sind die ersten Häuser von Punta de Hidalgo zu erkennen. Dennoch zieht sich unser Abstieg durch den Ort in die Länge – so sind doch noch gute 200 Höhenmeter sehr steil abwärts zu bewältigen. Kurz vor 18:00 Uhr erreichen wir wieder unser Auto. Mit ausgedehnten Pausen waren wir also acht Stunden unterwegs.
An dieser Stelle noch vielen Dank an tower27 für die Möglichkeit einige seiner tollen Bilder für diesen Bericht nutzen zu dürfen!
Die gpx-Datei unserer Kanalwanderung
Auf der folgenden interaktiven Karte könnt Ihr nochmal den Verlauf unserer Kanalwanderung von Punta del Hidalgo nach Batàn sehen. Die zugehörige .gpx-Datei könnt Ihr hier herunterladen.
Mein Fazit
Wer eine raue Natur mit üppiger Vegetation erleben möchte, dem lege ich diese Wanderung ans Herz. Im Rother Wanderführer ist die Tour mit der Nummer 47 schwarz (also schwierig) gekennzeichnet. Beim Wandern in den beiden Kanälen sollte man trittsicher und schwindelfrei sein. Von Punta del Hidalgo nach Batàn und wieder zurück bin ich inzwischen schon zwei Mal gewandert. Beide Touren waren für mich ein Erlebnis.
Falls Ihr Euch für diese Tour interessiert, so möchte ich Euch empfehlen sie in umgekehrter Reihenfolge zu gehen (also nicht so wie wir, sondern so wie sie im Wanderführer beschrieben ist). Dann habt Ihr den steilen Aufstieg auf Teer durch den Ort – denn im Abstieg am Ende der Tour zieht der sich echt in die Länge. Der Abstieg von Batan in die Schlucht ist gut zu machen. Am kleinen Stausee möchte ich Euch auf jeden Fall den Weg durch den Kanal del Rio empfehlen – der ist weit weniger anstrengend als sich den Weg durch die Schlucht zu suchen …
Auf dieser Tour wurde Geocaching (auch wenn einige Dosen am Wegesrand liegen) zur Nebensache – die Wanderung für sich genommen war schon ein Abenteuer für uns!
Einen Überblick über alle unsere Touren auf Teneriffa aus 2017 findet Ihr in dieser Übersicht und die Touren aus 2012 findet Ihr hier.
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Möchtet Ihr mehr Bilder von dieser Tour sehen? Dann werft doch mal einen Blick in das zugehörige Webalbum. Wie hat Euch diese virtuelle Wanderung durch die alten Kanäle im Norden der Insel gefallen? Wie immer freue ich mich auf Eure Kommentare unter diesem Artikel!