Geocaching & Sightseeing: La Coupole

Im letzten Teil meiner Artikelserie über die großen Bunkeranlagen im Pas de Calais stelle ich Euch heute “La Coupole” vor. Auch diese Anlage wurde im Zweiten Weltkrieg als V2-Abschussbasis mit eigener Produktion geplant und in einem ehemaligen Bergwerk gebaut. Das Besondere hier ist eine riesige Betonkuppel.

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Heute ist La Coupole ein Museum und ein Mahnmal gegen die Gräuel des Zweiten Weltkrieges. Kommt mit auf die virtuelle Reise durch diese Bunkeranlage!

Wir erreichen kurz vor zwölf Uhr den Parkplatz am Museum zwischen den beiden Ortschaften Wizernes und Helfaut in der Nähe von St. Omer. Die Anfahrt gestaltete sich wegen einer Radveranstaltung etwas schwierig – aber zum Glück durften wir auf der gesperrten Straße bis zum Museum fahren. Schon vom Parkplatz sieht man oben auf dem Hügel die beeindruckende Betonkuppel der ehemaligen V2 Basis.

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Auf der englischen Wikipedia Seite finde ich diese Zeichnung, die – wie ich dort lesen konnte – 1944 von britischen Pionieren angefertigt wurde.

Die Betonkuppel wurde über einem alten Bergwerk errichtet, in welches eine Montagehalle für V2-Raketen einzog. Nach der Montage sollten die Raketen aus dem Berg heraus gefahren werden, um sie anschließend auf London zu schießen.

Neben dem Parkplatz steht heute ein modernes Empfangsgebäude mit Bistro, Shop und 3D-Planetarium. Wir kaufen unsere Eintrittskarten für 10? pro Person. Dafür bekommen wir ein kleines Informationsblatt über die Anlage und einen Audioguide, der auf die deutsche Sprache eingestellt werden kann. Es gibt einen ausgeschilderten Weg zum Museum, welches sich oben in der Kuppel befindet. Wir dürfen uns frei auf den Wegen bewegen.

Nach nur wenigen Schritten erreichen wir den Haupteingangstunnel in die Anlage.

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Wie auch bei dem Hohlgangsystem in der V3-Festung Mimoyecques ist dieser Tunnel betoniert. An der Wand hängen Informationstafeln über den Zweiten Weltkrieg.

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Der Tunnel ist lang. Die Informationstafeln, die hier angeboten werden, sind meist allgemeiner Natur – hier hätte ich mir mehr konkrete Informationen über den Bau und die Planung dieser Anlage gewünscht.

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In einem Seitentunnel ist ein alter Schiffsdiesel ausgestellt, wie er üblicherweise zur Stromversorgung solcher Bunker verwendet wurde.

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An einigen Stellen ist der Tunnel noch nicht betoniert. Wir bekommen hier einen guten Eindruck, wie diese Gänge früher in den Berg gebrochen wurden.

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Mancherorts tropft es etwas von der Decke. Unser Tunnel ist an dieser Stelle nur schwach beleuchtet. Das verleiht der Besichtigung eine besondere Stimmung.

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In einem weiteren Seitentunnel wird dargestellt, wie diese Tunnel damals gebaut wurden. Wir sehen Loren und einen Kompressor.

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Viele Seitengänge, die für uns nicht zugänglich sind, haben noch keine Betonwände. Hier ist gut zu erkennen, dass diese V2-Fabrik in ein ehemaliges Kalkstein-Bergwerk gebaut wurde.

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Ich finde es bedrückend durch diese von Menschenhand gegrabenen Gänge zu gehen. Auch in dieser Anlage kamen Zwangsarbeiter zum Einsatz. Viele verloren dabei ihr Leben. Dieses Museum (wie auch viele andere) möchte dazu beitragen, dass diese Gräueltaten nie vergessen werden und so sich die Geschichte hoffentlich nicht mehr wiederholen kann.

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Am Ende des Ganges erreichen wir den Fahrstuhl. Dieser bringt uns schnell nach oben in die Kuppel. Dort begrüßt uns eine Mitarbeiterin des Museums und weist uns auf die beiden ausgeschilderten Rundgänge im Museum hin. Der eine beschäftigt sich mit der Geschichte der V-Waffen bis hin zur modernen Raumfahrt und der andere ist der deutschen Besatzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg gewidmet. Beide Rundgänge beginnen mit einem je zwanzigminütigem Film zur Einführung in das Thema. Die Audioguides funktionieren während der Filme recht gut, so dass wir den Ton in deutsch hören können.

Von der Kuppel selbst sehen wir – bis auf die Decke – im Museum kaum etwas. Gleich zu Beginn des Rundganges hängt eine große V2 Rakete.

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Ein wenig später kommen wir an einer V1-Rakete vorbei.

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Interessant finde ich hier, dass – mit deutscher Gründlichkeit – an allen möglichen Stellen auf der Rakete Texte mit Anweisungen und Hinweisen angebracht sind.

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Auch ein Modell einer Tallboy-Bombe ist im Museum ausgestellt. Dies war die effektivste Waffe der Alliierten gegen die deutschen Bunkersysteme im Zweiten Weltkrieg.

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Auch gegen diese V2-Basis wurden Tallboy-Bomben eingesetzt. Mitte Juli 1944 wurde die Anlage mit diesem Bombentyp angegriffen und schwer beschädigt. Die beiden betonierten Ausgänge mit der Bezeichnung “Gretchen” und “Gustav”, durch die die Raketen zur Abschussplattform gebracht wurden, sind dabei komplett verschüttet worden. Wenige Wochen später wurde diese V2-Basis von den Deutschen verlassen ohne dass sie jemals in Dienst gestellt wurde.

Wir kommen an mehreren kleinen Modellen von V-Waffen-Bunkern vorbei. So etwas habe ich doch schon mal gesehen? Ich erkenne die V2-Basis von Éperlecques, über die ich in dieser Artikelserie ja auch schon berichtet hatte.

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Gleich daneben steht das Modell von diesem Bunker. Die Kuppel und die vielen Tunnel, zum Teil mit Eisenbahnschienen, sind gut zu erkennen.

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Nachdem wir uns beide Rundgänge angeschaut haben, fahren wir wieder mit dem Fahrstuhl nach unten. Dieses Mal werden wir jedoch ein Stockwerk über dem Erdgeschoss zum Verlassen des Aufzuges aufgefordert.

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Hier schauen wir noch eine kleine Animation, die uns zeigt, wie an dieser Stelle die Raketen montiert und wie sie dann durch die hohen Gänge (die V2-Rakete hatte aufgestellt eine Höhe von 14 Metern) nach draußen auf die Startplattform gefahren werden sollten.

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Hier unten ist es recht eng – wenn auch hoch. Mir scheint es, als wäre diese Stelle noch nicht komplett ausgebaut worden. Dennoch vermittelt sie einen guten Eindruck, wie groß hier unten alles geplant wurde …

Damit neigt sich unser Besuch dem Ende. Gute zweieinhalb Stunden haben wir im Museum verbracht. Die aktuellen Öffnungszeiten und Eintrittspreise findet Ihr auf der Webseite des Museums “La Coupole“.

Da ich vor unserer Fahrt nach Hause noch meinen Tagescache erledigen möchte, schaue ich mal, was für Geocaches sich in der Nähe befinden. Ich werde fündig: In dieser Ortschaft liegt ein Letterbox-Powertrail mit 103 Dosen. In unmittelbarer Nähe von “La Coupole” liegen die beiden Letterboxen “#078 Air Postal” und “#079 Air Postal“. Ich verlasse den eingezäunten Museumsbereich und folge einem kleinen Wanderpfad nach oben auf den Hügel. Dabei komme ich der Kuppel etwas näher und mache zum Abschluss dieses Foto.

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Leider habe ich an diesem Tag kein Glück: Ich kann beide Letterboxen nicht finden. Schade – so muss eben ein Tradi auf einem Rastplatz während der Rückfahrt herhalten …

Damit geht unser verlängertes Wochenende mit Besichtigungen der großen Bunker im Pas de Calais zu Ende.

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Wie hat Euch dieser virtuelle Rundgang gefallen? Wie immer freue ich mich über Eure Kommentare unter diesem Artikel!

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Falls Euch dieses Thema interessiert, dass schaut doch mal in den Artikel “Geocaching & Sightseeing: Die großen Bunker im Pas de Calais“, dort findet Ihr alle Links zu verschiedenen Bunkern, die ich Euch vorstellen möchte.

Saarfuchs

Jörg (Saarfuchs) betreibt Geocaching seit 2008. Sein besonderes Interesse galt zunächst Mysteries, dann den T5-Caches und mittlerweile den Lostplaces. Zu seinen Hobbies gehören Reisen, Fotografieren, Bergwanderungen und Hochtouren. Er geht weltweit auf Dosen-Suche und berichtet in seinem Blog regelmäßig mit vielen Fotos über sein “Geocaching” und damit verwandte Themen.

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