Während unserer Geobergtour 2013 hatten Tower27, Skampy und ich Gelegenheit die 3197 Meter hohe Dreiländerspitze in der Silvretta zu besteigen. Der auf dem Gipfel versteckte Geocache wurde dabei zur Nebensache. Die Tour ist eine T5-Tour, bei der Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung im Umgang mit Steigeisen und Pickel nötig sind!
Von dieser tollen, aber auch anstrengenden Tour möchte ich Euch in diesem Artikel erzählen…
Die Vorbereitung
Man ist das früh – wir haben am Abend zuvor in der Hütte beschlossen, um 6 Uhr frühstücken zu gehen. Irgendwie bin ich noch etwas müde – und auch etwas zu früh dran. Die Essensausgabe wird gerade erst vorbereitet. Das ist für mich die Gelegenheit noch schnell einen Blick vor die Hütte zu werfen. Die Sonne ist gerade dabei aufzugehen und taucht die Spitzen der umliegenden Berge in ein warmes Morgenlicht.
Wie immer schmeckt das Frühstück auf der Hütte besonders gut – ich entscheide mich heute für Müsli – gibt Kraft und hat viel Flüssigkeit, die ich heute noch rausschwitzen kann. Kurz vor Sieben treffen wir uns vor der Hütte und ziehen schon mal die Klettergurte an. Wäre an dieser Stelle zwar noch nicht nötig, spart aber dann am Gletscher etwas Zeit. Götz ist heute dran mit Seilschleppen ;-)
In der Vorbereitung haben mir die Tourenbeschreibungen der Wiesbadener Hütte sehr geholfen – heute laufen wir gemäß dieser Beschreibung. Zunächst geht es immer leicht bergauf über Moränengelände Richtung Obere Ochsenschrarte.
Der Aufstieg zur Dreiländerspitze
Ein letzter Blick zurück zur Hütte bevor wir den ersten etwas steileren Anstieg in Angriff nehmen. Wir laufen zum Glück auf der Schattenseite – so wird es beim Anstieg nicht allzu heiß.
Hinter uns auf dem Ochsentaler Gletscher knallt schon die Sonne. Diesen Gletscher werden wir morgen überqueren müssen, wenn wir auf den Piz Buin wollen.
Von dieser Stelle haben wir auch einen ersten Blick auf die Dreiländerspitze. Ich habe Euch unseren Weg mal in rot eingezeichnet. Zunächst müssen wir den Vermuntgletscher queren und dabei bis zur oberen Ochsenscharte aufsteigen. Von dort (hier beginnt die rote Linie) geht’s dann nach rechts in die Firnflanke der Dreiländerspitze hinein und recht steil nach oben. Hat man das “Schotter und Steinfeld” in der Mitte der Flanke erreicht, geht es wieder weiter nach rechts oben bis man den Grat erreicht. Auf diesem geht es dann mit einigen Kletterstellen nach links auf den Gipfel. Das ist unser Plan…
Allmählich erreichen wir den Vermuntgletscher. Im unteren Teil ist von der Firnauflage nicht mehr viel zu sehen: Blankeis. Nun wird es Zeit die Steigeisen und den Pickel auszupacken; Götz wird auch von Seiltragen erlöst – über den Gletscher gehen wir in Seilschaft.
Die Sonne erreicht nun auch langsam unsere “Schattenseite”. Zeit für ein kleines Fotoshooting – Skampy drückt aus, wie wir uns fühlen: gut gelaunt und froh, endlich mal wieder bei tollstem Wetter in den Bergen unterwegs sein zu dürfen!
Wir queren den Gletscher, welcher – soweit wir sehen können – spaltenfrei ist. In der Sonne ist der Aufstieg anstrengender – wir machen mehrere kleine Pausen. In einer knappen Stunde erreichen wir die Firnflanke der Dreiländerspitze. Nun wird es richtig steil – in kleinen Serpentinen suchen wir uns unseren Weg zum Stein- und Schotterfeld. Dort machen wir bei einer herrlichen Weitsicht mal eine Pause.
Hier genießen wir die Aussicht! Wir sind nun knapp über 3000 Meter Höhe! Wir schmieren uns nochmal mit Sonnencreme ein – hier oben bekommt man einfach zu schnell einen Sonnenbrand.
Nun ist es soweit – wir erreichen den Grat. Da es nun felsig wird, ziehen wir die Steigeisen aus und packen Seil und Pickel wieder ein. Laut Beschreibung sind die Kletterstellen bis zum Gipfel nur UIAA I – also das leichteste, was noch als “Klettern” bezeichnet wird. Ich frage mich, ob wir den richtigen Weg haben oder ich mir das Klettern unnötig schwer mache? Hier oben wird meine Psyche gefordert…
Gegen 10:30 erreichen wir das Gipfelplateau. Hier suchen wir zunächst den Tradi “Dreiländerspitze ? 3.197 m“, jedoch erfolglos.
Das Gipfelerlebnis
Nun wird es Zeit, auch das Gipfelkreuz zu besuchen. Eine “etwas” ausgesetzte Kletterei am Grat. Trotz UIAA I entscheiden wir uns am Seil zu klettern – wir als Flachlandtiroler wollen einfach kein Risiko eingehen – Sicherheit geht vor. Ich mache den Vorstieg – es geht überraschend gut. Der Fels ist kompakt und gut griffig. Ich erreiche das Kreuz und mache daran “Stand”.
Vom Kreuz hat man natürlich eine tolle Aussicht. Heute ist Kaiserwetter. Die Dreiländerspitze hat ihren Namen von den drei Regionen, die hier aufeinander treffen: der Schweizer Kanton Graubünden auf die beiden Österreichischen Bundesländer Tirol und Vorarlberg. Das Ganze ist auch an einer Plakette nahe des Gipfelkreuzes zu sehen.
Natürlich lassen wir auch ein Gipfelfoto von uns machen. Inzwischen ist hier richtig viel los – einige Gruppen haben heute morgen schon den Gipfel erreicht.
Da ich als Erster am Kreuz war, mache ich mich auch als Erster auf den Rückweg – dieses Mal nutze ich das Seil als Fixseil – und klettere wieder über den Grat zurück zum Plateau, wo inzwischen eine andere Gruppe den Geocache gefunden hat – Glück muss man haben – Vielen Dank an Helhesten, war schön Euch getroffen zu haben!
Tower27 ist der Letzte am Kreuz – er muss dann im Nachstieg den Stand am Kreuz abbauen und wieder über den Grat zum Plateau zurück klettern. Da Skampy sichert, habe ich Gelegenheit, von dieser Aktion ein paar Bilder zu machen.
Fast hat er es geschafft.
An einer Stelle, wo er sich etwas ausruhen kann, schießt er dieses Bild von Skampy beim Sichern und mir beim Fotografieren. In dieser Perspektive sieht man schön, wie hoch oben wir doch sind!
Der Abstieg zur Wiesbadener Hütte
Wir machen eine frühe Mittagspause und treten so gegen 11:30 den Rückweg an. Hier sieht man deutlich den “Pfad”, der den Westgrat hinunter läuft und von mehreren kleineren Kletterstellen unterbrochen wird.
Der Abstieg geht schneller und ist bei weitem nicht so kräftezehrend. Nach unten nehmen wir den direkten Weg durch die Flanke; da der Firn noch fest ist, lässt sich dort gut gehen. Gegen 13:00 Uhr erreichen wir wieder den Gletscherrand und können die Steigeisen und den Pickel wieder einpacken. Da wir früh dran sind, machen wir noch eine ausgiebige Pause. An dieser Stelle gibt es einen kleinen See, wohin auch einige Wanderer von der Wiesbadener Hütte aufgestiegen sind. Bis zum Gletscherrand ist der Bergpfad unschwierig.
Ich genieße die Pause und die Sonne! Wow – was für eine Tour. Es war anstrengend! Aber es hat Spaß gemacht. Ich liebe die Berge – schade, dass sie vom Saarland einfach so weit weg sind.
Von hier hat man auch einen guten Blick auf den Weg von morgen – wir wollen auf den Piz Buin. Dazu müssen wir den Ochsentaler Gletscher überqueren.
Die Erholung danach
Am frühen Nachmittag erreichen wir wieder die Wiesbadener Hütte. Dort essen wir erst mal was. Die Kaspressknödelsuppe ist sehr zu empfehlen! Auch das ein oder andere Radler lässt uns die Strapazen vergessen. In der Wiesbadener Hütte gibt es gegen kleines Geld die Möglichkeit zu duschen, was wir gerne nutzen. Danach ist man wieder ein neuer Mensch!
Den Abend lassen wir in der Hütte mit einigen Würfelspielen ausklingen und gehen zeitig ins Bett…
… denn für morgen haben wir die Besteigung des Piz Buin geplant, wovon ich Euch im nächsten Teil dieser Artikelserie über unsere Geobergtour 2013 berichten werde.