Am ersten April wurde wieder einer der besten Geocaches Deutschlands ins Archiv geschickt. Leider handelte es sich dabei nicht um einen Aprilscherz seiner Owner, den „Finkenpiraten“.
Ende Mai 2019 hatte ich selbst die Gelegenheit diesen beeindruckenden Multicache spielen zu dürfen, weshalb es mir heute ein Anliegen ist, einen Nachruf auf diesen besonderen Geocache zu verfassen. Schaut doch mal rein!
Inhaltsverzeichnis
Der Multicache „Akte 69 – ungeklärt!“
Mit aktuell 4946 Favoritenpunkten und einer Quote von 92 % gehörte der Multicache „Akte 69 – ungeklärt!“ meiner Meinung nach zu den top fünfzehn Geocaches in Deutschland. Er wurde von den Ownern „Finkenpiraten“ und ihren Freunden „4Lemminge“ und „der grüne Waldgeist“ ausgedacht und aufgebaut. Dieser Geocache hatte alles, was einen Spitzengeocache ausmacht: Spielspaß über mehrere Stunden, kreative Stationen mit fairen Rätseln, ein kleines, aber feines Lostplace-Gelände, tolle Bastelarbeiten á la Exitroom und das alles eingebettet in eine spannende Geschichte, in der Ihr die Rolle eines Kriminalbeamten übernommen habt, der das Verschwinden der Olga Strapsig aus Waldsolms aufklären soll.
Schnell wird klar, dass Olga im horizontalen Gewerbe gearbeitet hat und dementsprechend ist ihre „Arbeitsstätte“ auch ausgestattet. Der Multi war daher nur für Geocacher über 16 Jahren von den Ownern freigegeben.
Jeder Ermittler sollte mindestens 16 Jahre alt sein.
Am 1. April 2023 wurde dieser beeindruckende Geocache in Archiv geschickt. Auf ihrer Facebookseite haben die „Finkenpiraten“ erklärt, warum sie diesen Schritt gegangen sind:
Die einzelnen Stationen und auch die Location sind in die Jahre gekommen. Alle Stationen müssten mal komplett erneuert oder überarbeitet werden, hierfür fehlt uns aber im Moment einfach die Zeit. Des Weiteren wissen wir nicht, wie lange die Substanz der Location noch in Ordnung ist, sodass wir uns dazu entschieden haben, die Akte zu schließen.
Ich hatte das Glück, die „Akte 69“ Ende Mai 2019 noch spielen zu dürfen und möchte Euch nun ein wenig von unseren Erlebnissen berichten.
Die ersten Stationen
Nachdem unser im Kalender reservierter Termin endlich an den Tag gekommen war, fahren wir aus dem Saarland nach Kraftsolms, einem kleinen Ort mitten im Naturpark Taunus, etwa 40 Kilometer nordnordwestlich von Frankfurt am Main gelegen. Wir parken unser Auto an den vorgegebenen Parkkoordinaten und machen uns auf die Suche nach der ersten Station, die sich in der Nähe des Parkplatzes befindet. Die Dose ist schnell gefunden.
Beim Rätsel dauert es dann etwas länger, bis bei mir der Groschen fällt. Die TÜV-Plaketten (die ich leider nicht fotografiert habe) ergeben die Ziffern, die zu den Buchstaben des Fabrikats gehören.
Nachdem wir die Koordinaten ausgerechnet haben, spazieren wir weiter zur zweiten Station, die wir ebenfalls recht zügig an der Leitplanke finden. Hier ist die Bestimmung der nächsten Station natürlich überhaupt kein Problem.
Anschließend laufen wir über einen kleinen geteerten Weg etwas den Berg hinauf und finden an den Koordinaten ein kleines Häuschen.
Hier beginnt der Indoor-Teil dieses Geocaches.
Im Haus
Wir gehen hinein und werden gleich hinter der Haustüre von dieser schönen Deko begrüßt. Uns wird klar, dass wir nun im Haus der Prostituierten angekommen sind.
Der erste und derzeit einzige Raum, den wir erreichen können, ist die Küche, welche noch richtig toll eingerichtet ist. Man könnte meinen, dass Olga erst vor wenigen Tagen ihr Haus verlassen hat. Auch dort finden wir eindeutige Hinweise auf Olgas Tätigkeit.
In der Küche suchen wir die Hinweise (dabei folgen wir den Angaben der Kriminaltechniker in der Fallakte) und so nach und nach finden wir alle benötigten Informationen, die es uns ermöglichen, die Zahlenschlösser an der Tür des Wohnzimmers zu öffnen.
Wow – auch das Wohnzimmer ist wirklich sehr stimmig eingerichtet. Wir tauchen immer tiefer in diese Kriminalgeschichte ein.
Auf dem Wohnzimmertisch finden wir diverse Hefte, die den Kunden wohl „Appetit“ auf Olga machen sollten und natürlich eine kleine Arbeitsanweisung, was in diesem Raum zu tun ist.
Auch in diesem Raum geht es wieder darum, Buchstaben und Zahlen zu finden, die uns die Zahlenschlösser der nächsten Tür öffnen lassen.
Nachdem wir alle gefunden haben, können wir die verschlossene Tür zu dem letzten Raum auf dieser Ebene öffnen und wir gelangen ins Schlafzimmer von Olga, was natürlich wieder sehr passend eingerichtet wurde.
Besonders spannend fand ich zu sehen, dass nach so vielen Besuchen der Geocacher dieser Puppe immer noch nicht die Luft ausgegangen ist!
Wir suchen nach weiteren Informationen. Nachdem wir auch die Rätsel in diesem Raum gelöst haben, müssen wir das Haus wieder verlassen.
Der Wohnwagen im Garten
Im Garten des Anwesens geht es weiter: Wir werden zu einem Wohnwagen geleitet, in dem wir nun ermitteln dürfen.
Im Inneren müssen wir recht vorsichtig sein, da der Wohnwagen schon in die Jahre gekommen ist und alles einen nicht mehr wirklich stabilen Eindruck macht. Dennoch kommen wir gut voran und können die uns gestellten Rätsel gut lösen.
Im Keller
Das Ergebnis unserer Ermittlungen im Wohnwagen leitet uns jetzt zum Keller des Hauses, wo wir – nachdem wir die Zahlenschlösser geöffnet haben – das spezielle „Behandlungszimmer“ von Olga vorfinden.
Hier dreht sich alles um das Thema SM.
Auch hier finden wir alle notwendigen Informationen, die es uns ermöglichen Zugang zu einem geheimen Raum hinter der Bondage-Wand zu finden.
Endlich geschafft: am Final
Nachdem wir den geheimen Raum betreten haben, ist schnell klar, wir sind am Final angekommen. Wir haben die Leiche, oder vielmehr das Skelett, der Olga Strapsig gefunden.
Nach guten zwei Stunden Spielzeit tragen wir uns ins Logbuch ein. An der Wand finden wir diesen Brief der Owner, der uns erklärt, wie dieser besondere Geocache entstanden ist.
Uns hat die Story und die Ausstattung der verschiedenen Stationen sehr gut gefallen, weshalb ich mich an dieser Stelle gerne bei den „Finkenpiraten“, 4Lemminge“ und „der grüne Waldgeist“ bedanken möchte! Solche besonderen Geocaches gibt es leider viel zu wenig. Dass sie mit einem Kalender beschränkt werden, kann ich zwar nachvollziehen, das führt aber leider auch dazu, da man oft sehr lange auf einen Termin warten muss oder im schlimmsten Fall gar keinen ergattern kann. Außerhalb von Deutschland habe ich diese Art von Geocaches noch nirgends gefunden.
Anschließend finden wir noch diese Urkunde, die „Akte 69 – ungeklärt!“ als Gewinner des LostPlaceCaches 2016 ausweist, was ich persönlich als mehr als gerechtfertigt empfinde!
Schade, dass er nun ist Archiv geschickt wurde!
Weiterer Geocache vom gleichen Owner
Ein weiterer Spitzengeocache der Finkenpiraten befindet sich nur knapp zehn Kilometer weiter und ist derzeit noch spielbar: der Multicache „Der falsche Major!„, bei dem Ihr ebenfalls in die Rolle eines Kriminalbeamten schlüpft und in einem Lostplace einen Fall zu klären habt.
Auch diesen Geocache durfte ich schon spielen. Unsere komplette Geocaching-Tour, auf der wir die beiden hier genannten Multicaches und noch einige andere gespielt habe, stelle ich Euch im Blogbeitrag „Geocaching-Tour durch den Taunus und seine Umgebung“ vor.
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Wie hat Euch dieser Nachruf gefallen? Habt Ihr selbst diesen Geocache besuchen können? Wie hat er Euch gefallen? Wie immer freue ich mich auf Eure Kommentare unter diesem Beitrag!
Moin!
Da soll es ja auch unveröffentlichtes Videomaterial einer Suche geben…
VG
TJ.
Als ich im März sehr kurzfristig vor der Archivierung ab 1. April 2023 eben von derselbigen erfuhr, setzte ich „alle Hebel“ in Bewegung, nahm allen Mut zusammen und fragte frech alle Glücklichen, die noch einen Termin im Kalender stehen hatten, an, ob Sie nicht noch Teamunterstützung bräuchten.
Ich hatte ein Riesenglück, da ich eine Geochacherin kontaktierte, die ihren Termin nicht mehr wollte – sie trat diesen an uns ab! Was für ein Glück! Ein Rätsel-Team war fix zusammengestellt, zu Dritt zogen wir los und nahmen die weite Anfahrt aus dem Enzkreis an.
Du hast im Wesentlichen schon alle Wichtige zum Cache gesagt. Einzig in der Küche war es wirklich schwierig, alle Hinweise fix zu finden, da ein Wesentlicher „abgenutzt“ war…. doch war es nicht unmöglich, weiterzukommen.
Es war ein sehr schöner Cache an interessanter Location und das Spielen und Rätseln und der Owner-Humor machte wirklich Spaß und ludt mehr als einmal zum Schmunzeln ein!
Am Ende trafen wir noch den Grundstücksbesitzer (4Lemminge) und erfuhren, warum der Cache ins Archiv wandern muss. Es geht hier auch um Gebäude-Instandhaltungs- und Haftungsfragen.
Wir hoffen, dass bald ein Nachfolge-Werk entsteht.
Trotzdem ist es schade, dass solch ein „Kult“-Geocache ins Archiv wandern musste. Aber so ist das Leben: immer wieder eine Übung im Loslassen. Und davor macht auch Geocaching nicht halt.
Was ich sehr schade fand: Als wir am 26.03.2023 den Geocache noch spielen durften, waren beide Schlüsselbund-Schlüssel intakt. Ich hatte die letzten Tage den Cache uner Beobachung – und leider war 2 Tage später einer der Schlüssel verbogen bzw. auseinandergebrochen?… Ein Nachfolge-Cacher erzählt auch, dass eine der Visitenkarten aus dem Schlafzimmer in die Küche gewandert war und dort liegen geblieben war…
Solche Dinge sind sehr schade – ärgerlich und teuer für die Owner und es verdirbt die Freude für die nachfolgenden Geocacher.
Nun ja, vielleicht war da jemand auch sehr müde? Aber ist das wirklich eine Entschuldigung? …
Wie auch immer, wir sind sehr froh und dankbar, dass wir das Glück hatten, noch einen Termin zu bekommen. Danke an daisyundlinus an dieser Stelle! Vielen Dank an die finkenpiraten & friends für dieses unvergessliche Geocaching-Abenteuer.
Übrigens: einer der Owner ist oder war wohl im Polizeidienst. Zwar ist die Geschichte rein fiktiv und erfunden, jedoch an einen tatsächlichen, ähnlichen Fall angelehnt, welcher hier als Inspiration diente.
Always happy caching
Team Mauzbärle
Ach herrje, wieder ein Meisterwerk, das den Weg alles Irdischen geht. Ich kann mich noch gut erinnern als ich den Cache vor einigen Jahren besuchte und mich mit viel Mühe bis zum Finale vorarbeitete. Ich habe mich nach diesem eindrucksvollen Erlebnis bemüht, die anderen Kreationen der Finkenpiraten zu besuchen, was bei vielen gelungen ist. Solche Owner sind es, die mit ihrem selbstlosen Einsatz und ihrer scheinbar grenzenlosen Kreativität das Geocachen immer wieder zum Erlebnis machen.
Vielen Dank, Saarfuchs, für den tollen Nachruf, der diese Erinnerung wieder wachrief.
Ich danke Dir für Dein Feedback!