Geocaching & Sightseeing: Der Brunnenstollen von Burg Lemberg

Vor einiger Zeit ist mir in Facebook eine Führung durch einen Brunnenstollen einer Burg aufgefallen, die mich sehr interessiert hat. Also habe ich gleich für saarzwerg und mich den nächsten Termin gebucht.

Am vorletzten Wochenende war es dann soweit: Zunächst bekamen wir die Burg anschaulich erklärt und konnten anschließend in den Brunnenstollen “einfahren”. Kommt mit auf die virtuelle Reise ins Mittelalter …

 

 

Die Burgruine Lemberg

Am südöstlichen Rand des Pfälzerwaldes liegt nicht weit von Pirmasens entfernt das knapp 4000-Seelen-Dorf Lemberg. Auf einem Hügel über der Stadt thront die Burgruine Lemberg, die wahrscheinlich um das Jahr 1200 erbaut und vermutlich im Oktober 1689 von französischen Truppen zerstört wurde. Seitdem sind die Reste der Burg immer mehr verfallen und die noch brauchbaren Steine wurden abtransportiert und für andere Bauvorhaben genutzt.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gewann die Burgruine immer mehr an touristischer Bedeutung. 1953 begann der Pfälzerwaldverein die Ruine zu renovieren und baute dort eine Burgschänke. Seit 2001 hat das Burgen-Informationszentrum geöffnet und bietet von Zeit zu Zeit Mittelalter-Veranstaltungen an.

Die Besonderheit der Burg ist eine 94,80 Meter tiefe Schachtzisterne, in die ein fast 200 Meter langer Verbindungsstollen mündet, über den die Zisterne mit Wasser versorgt wurde. Dieser Verbindungsstollen kann auf einer Führung besichtigt werden. Die Termine und Kontaktdaten zur Anmeldung findet Ihr auf der Webseite der Gemeinde Lemberg.

Auf dem Gelände und in der unmittelbaren Nähe der Burg gibt es derzeit nur einen einzigen Geocache: den Tradi Die Burg. Da die Führung so interessant und spannend war, haben saarzwerg und ich leider vergessen nach dieser Dose zu schauen :-(

Mit dem Auto könnt Ihr recht nah an die Burg heranfahren. Unterhalb der Burg befindet sich ein großer Parkplatz, der von Wanderern und Burgbesuchern gleichermaßen genutzt wird. Die Koordinaten des Parkplatzes sind N49° 10.445′ E7° 39.831′. Als wir sonntags nachmittags gegen 15 Uhr dort ankommen, haben wir Mühe einen freien Platz zu finden.

 

Auf dem Weg in die Burg

Vom Parkplatz führt ein geteerter und zum Teil recht steiler Weg zur Burg hinauf. Dort, wo die Straße eine enge Serpentine macht, sehen wir zum ersten Mal den großen Sandsteinfelsen, auf dem die Burg erbaut wurde.

Kurze Zeit später erreichen wir das Eingangstor, von dem heute nicht mehr viel übrig ist.

Neben dem Tor wurde der Eingang zu einer kleinen Kammer renoviert. Ob sich hier die Torwache aufgehalten hat?

Auf unserem Weg in die Burg kommen wir als Nächstes am der ehemaligen Schmiede vorbei. Während unserer Führung erfahren wir, dass beim Burgenbau die Schmiede meist als Erstes errichtet wurde, da dort die Werkzeuge für den Burgenbau gefertigt wurden.

Von der Mauer gleich gegenüber der Schmiede habe ich einen tollen Ausblick auf die bewaldeten Hügel des Pfälzerwaldes.

Wir laufen weiter bis vor die Burgschänke, vor der sich der Treffpunkt für die Brunnenstollenführung befindet. Dort wurde ein großer Raum aus dem Fels geschlagen, der mit Tischen und Bänken ausgestattet ist, also ein idealer Warteraum. Nebenan in der Burgschänke gibt es sanitäre Anlagen und bei einer größeren Wartezeit könnt Ihr Euch dort auch verpflegen.

Dann erscheint die Gästeführerin und fragt die Anmeldungen ab. Nachdem wir vollständig sind, starten wir in die Brunnenstollenführung.

 

Eine Runde durch die Burg

Wie biegen um den Felsen und folgen weiter dem breiten Weg. An den Fels wurde ein kleines Haus angebaut.

Natürlich bin ich neugierig und werfe einen Blick hinein. Gut ist die selbsttragende rundgemauerte Decke zu erkennen.

Wir gehen weiter und ich schaue mir das Haus von außen an. Die Gästeführerin erklärt uns, dass hier auf der Burg in der Vergangenheit Vieles renoviert wurde und in der damaligen Zeit leider kaum auf einen originalgetreuen Nachbau geachtet wurde.

So wurde auch die nächste Mauer mitsamt der dahinter befindlichen Kammer erst nachträglich dort eingebaut.

Gleich daneben zeigt sie uns eine Zisterne mit einem Waschbecken, welches aus dem Fels geschlagen wurde. In der Zisterne konnte das Regenwasser gesammelt und über dieses Waschbecken in den Stall geleitet werden. Damals war Wasser kostbar und wurde zuerst für den Mensch und dann für die Tiere verwendet.

Wir folgen weiter dem Weg und kommen zu den Grundmauern der Kapelle.

Sie ist noch geschmückt von der Hochzeit, die heute morgen hier stattgefunden hat.

Gleich gegenüber der Kapelle befindet sich das 2001 neu errichtete Burgen-Informationszentrum für die Burgen des Pfälzerwaldes und der angrenzenden Nordvogesen.

 

Das Burgen-Informationszentrum

Wir laufen über eine kleine Holzbrücke in das Zentrum hinein. Die Brücke überspannt eine große Zisterne, in der Wasser gesammelt wurde.

Drinnen sind behauene Steine ausgestellt, die hier in der Burgruine gefunden wurden.

Es ist schon beeindruckend zu sehen, was die Steinmetze des Mittelalters nur mit Hammer und Meisel schon zustande bringen konnten.

Danach gehen wir die Wendeltreppe nach oben. Das Zentrum wurde an die ehemalige Burgmauer der Oberburg angebaut.

Im Obergeschoss finde ich diese Übersichtskarte vom Pfälzerwald. Dort sind alle ehemaligen Burgen der Südwestpfalz und der angrenzenden Nordvogesen eingezeichnet. Das sind doch schon recht viele, findet Ihr nicht?

An der Seitenwand sind die wichtigsten Burgen noch einmal im Detail erklärt und dargestellt.

Viele von ihnen konnte ich schon auf meinen bisherigen Wanderungen besuchen. Einige fehlen mir aber noch.

 

Am Brunnen in der Oberburg

Wir verlassen das Informationszentrum und stehen nun in der Oberburg. Neben einer tollen Aussicht …

… befindet sich hier oben im bestgeschütztesten Bereich der Burg der Brunnen – oder genauer gesagt die Schachtzisterne, denn als Brunnen hat er nie getaugt, da bei der Grabung kein Wasser gefunden wurde.

Die Tafel an der Mauer dahinter erklärt den Sachverhalt genau.

Unsere Gästeführerin erläutert uns, wie damals ein Brunnen angelegt wurde und was dabei zu beachten war. Die Baumeister der damaligen Zeit waren schon recht einfallsreich, um genügend Sauerstoff in die Tiefe zu den Arbeitern zu bekommen.

 

Die Führung durch den Brunnenstollen

Dann ist es soweit, wir wollen den Brunnenstollen besichtigen, der etwa 60 Höhenmeter unter uns liegt. Dafür machen wir zunächst einen kleinen Spaziergang und verlassen die Burg. Zunächst laufen wir die Straße hinunter bis links ein Schotterweg abzweigt. Diesem folgen wir bis zum Eingang des Brunnenstollens.

Dort werden wir informiert, wie beschwerlich der Bau von Stollen in der damaligen Zeit gewesen sein muss. Unsere Gästeführerin zeigt uns Repliken der damaligen Werkzeuge. Beim Bau dieses Stollens wurde kein Schwarzpulver benutzt, er wurde von Menschenhand aus dem Fels geschlagen.

Danach wird unsere Gruppe geteilt und jeweils 6-7 Personen dürfen mit der Gästeführerin in den Stollen hineingehen.

Zunächst ist der Stollen recht breit und ich kann mühelos aufrecht stehen.

Unterwegs kommen wir an dieser kleinen Kammer vorbei. Sie wurde wahrscheinlich zum Ausweichen genutzt. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Arbeiter sich hier ausgeruht oder gar übernachtet haben.

Von Meter zu Meter wird der Gang schmaler. ich muss meinen Fotoapperat nach vorne nehmen, um nicht an den Wänden anzustoßen.

Heute ist der Gang elektrisch ausgeleuchtet. Es ist mir kaum vorstellbar, wie das damals mit kleinen Grubenlampen ausgesehen haben muss.

Der Gang wird nun noch enger und hat einige kleine Kurven.

Gegen Ende ziehe ich instinktiv meinen Kopf ein und passe auf, dass ich nicht allzu sehr mit meinen Schultern an den Wänden vorbei reibe.

Dann erreiche ich eine Öffnung im Fels: Dahinter befindet sich der Brunnenschacht, der heute mit Gitterrosten abgedeckt ist. Unsere kleine Gruppe stellt sich nun darauf. Nach unten sehe ich den restlichen Schacht. Ein Kind darf einen kleinen Stein hineinfallen lassen und es dauert gefühlt eine Ewigkeit bis der Stein unten ankommt. Dort unten wurde das Wasser gesammelt, welches über den Stollen hier hinein geleitet wurde.

Anschließend blicke ich nach oben: Ganz am Ende des ca. 60 Meter langen Brunennschachtes kann ich den Himmel erahnen.

Wir verlassen den Stollen wieder und bekommen davor von unserer Gästeführerin noch einen selbstgebrannten Schnaps.Danach sammelt sie die Eintrittsgelder ein, pro Erwachsenen kostet die Brunnenstollenführung 6€.

Die Führung hat uns großen Spaß gemacht und Jedem, der gerne in die Unterwelt geht, möchte ich sie empfehlen!

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Wie hat Euch diese Tourempfehlung gefallen? Seid Ihr selbst schon im Pfälzerwald unterwegs gewesen? Was sind Eure Empfehlungen für diese Region? Wie immer freue ich mich auf Eure Kommentare unter diesem Beitrag!

Saarfuchs

Jörg (Saarfuchs) betreibt Geocaching seit 2008. Sein besonderes Interesse galt zunächst Mysteries, dann den T5-Caches und mittlerweile den Lostplaces. Zu seinen Hobbies gehören Reisen, Fotografieren, Bergwanderungen und Hochtouren. Er geht weltweit auf Dosen-Suche und berichtet in seinem Blog regelmäßig mit vielen Fotos über sein “Geocaching” und damit verwandte Themen.

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