Leap Day CleanUp – Das Interview mit der Organisatorin

Am Schalttag fand im Saarland das CITO “Leap Day CleanUp” statt. Die Organisatorin war Nicole, die den Geocachern unter dem Nickname “na_gluecklich” bekannt ist. Grund genug für mich ein Interview mit Ihr zu führen.

Wir sprechen über Ihr CITO und das CleanUp-Netzwerk Deutschland, bei dem sie sich engagiert. Auch Geocacher können helfen! Schaut mal rein …

 

 

Das Interview

Wie bist Du auf die Idee zum CITO „Leap Day CleanUp“ gekommen?

Ich engagiere mich jetzt seit etwas mehr als einem halben Jahr im CleanUp Network Deutschland und habe auch ein eigenes Netzwerk im Kreis Ottweiler gegründet. Da liegt die Idee, Geocaching und Müllsammeln zu verbinden, natürlich nahe. Dass das Event ausgerechnet auf den 29. Februar fiel, war ein wenig Berechnung – es gab an diesem Tag ein Souvenir zu ergattern und so war die Motivation bei manchen vielleicht ein bisschen höher.

Was ist deine Motivation zum Müllsammeln?

Man tut der Umwelt damit etwas Gutes. Das sollte eigentlich Motivation genug sein. Inzwischen wird man auch gar nicht mehr komisch angeschaut, sondern erhält meist positives Feedback. Die Hemmschwelle zwischen gut finden, wenn es jemand anders macht, und selbst Müll zu sammeln, ist jedoch bei vielen offenbar immer noch sehr hoch.

Benötigst Du für das CITO Unterstützung oder Genehmigungen von Behörden? Welche Behörden haben sich engagiert?

Ja, beim Einreichen eines CITOs muss man den Ansprechpartner beim zuständigen Wertstoffhof nennen. Dieser muss über die Aktion natürlich informiert sein und es müssen Abholpunkte für den gesammelten Müll ausgemacht werden, damit dieser zügig abtransportiert wird. Bei uns war der Bauhof in St. Ingbert zuständig und das funktionierte alles reibungslos.

Gab es von der Idee bis zur Umsetzung irgendwelche Schwierigkeiten und wenn ja, wie bist Du damit umgegangen?

Ich hätte mir gewünscht, dass die Unterstützung nicht einzig aus dem Abholen des Mülls bestanden hätte. Man hätte uns für diesen Tag z.B. eine einzige Rolle Mülltüten bereitgestellt. Da ich selbst nicht in St. Ingbert wohne, hätte die Fahrt zum Bauhof letztlich mehr gekostet, als eine Rolle Müllsäcke selbst zu kaufen. Handschuhe und Müllgreifer wurden uns nicht zur Verfügung gestellt und mussten aus unseren Privatbeständen an die Teilnehmer verteilt werden. Das war zwar kein Problem, ein bisschen schade fand ich es aber schon. Immerhin haben wir an diesem Tag mit ca. 20 Teilnehmern 250 Kilogramm Müll in zwei Stunden gesammelt.

Stellst Du diese Aktion ganz alleine auf die Beine oder hast Du ein Team hinter Dir, das dich unterstützt?

Bei unserem CITO wurden wir von den CleanUp-Gruppen aus St. Ingbert (4Forest) und Illingen (Illingen engagiert gegen Müll) unterstützt.

Wie ist die Organisation bisher gelaufen? Was war dabei das größte Problem, das Du schon lösen konntest?

Das größte Problem beim Müllsammeln ist natürlich immer, andere für das Thema zu begeistern. Zusammen mit Arno Meyer vom CleanUp-Netzwerk in Illingen machen wir regelmäßig Vorträge (nun auch virtuell) und tauschen uns aus. Am Tag des CITO wurde durch einen der teilnehmenden Geocacher aus dem Bliesgau ein neues Netzwerk (Pro-Biosphäre – Aufräumen im Bliesgau) ins Leben gerufen. Das ist ein tolles Ergebnis des Events!

Wie wirbst Du für deine Aktion? Was hat gar nicht funktioniert?

Über die Webseite von geocaching.com haben die Geocacher in der Umgebung natürlich von dem Event erfahren. Die CleanUp-Gruppen sind gut vernetzt untereinander, vor allem über Facebook und Instagram, so dass wir dort ebenfalls einige motivieren konnten, daran teilzunehmen. Am Tag des Events selbst merkt man natürlich, dass manche lieber noch den „Beifang“ auf dem Weg einsammeln, aber das ist schon okay. Alle waren bis zum Schluss dabei und haben mitgeholfen.

Soweit ich von Dir gehört habe, fand im letzten Jahr recht wenige „richtige“ CITOs im Saarland statt, bei denen tatsächlich auch Müll aus der Umwelt gesammelt wurde. Was denkst Du, woran es liegt, dass diese Events besonders im Saarland so unbeliebt sind?

Leider steht der Naturschutzgedanke bei vielen Cachern nicht so sehr im Vordergrund – das ist jedenfalls mein Eindruck. Ich erinnere mich an so manches Versteck, das dermaßen zertrampelt war, dass wir gar nicht erst gesucht haben, und manche Strecke, die querfeldein durch ein Naturschutzgebiet führte, so dass wir abgebrochen haben. Ich hoffe, dass die Hürden inzwischen höher sind, um Caches in Naturschutzgebieten auszulegen.

Wie ist deine Einschätzung zu: Wie sieht es bei den Geocachern selbst aus? FTF oder Naturschutz, was ist wichtiger?

Eindeutig FTF. Es gab ja sogar diese „16 Bundesländer in 24 Stunden“-Challenge. Muss man dazu noch etwas sagen? Leider wird Geocaching immer mehr von Statistiken beherrscht, was bedeutet: Quantität statt Qualität.

Bekommst Du Feedback von den Teilnehmern vom CITO „Leap Day CleanUp“ ? Wenn ja, was sind so die typischen Fragen und Anliegen?

Es kamen überraschend mehr Geocacher zum Event, als sich ursprünglich angemeldet hatten. Die meisten hatten natürlich schon vorher einmal an einem CITO teilgenommen, aber selbst noch nie einen organisiert. Die meisten Fragen drehten sich daher um den Ablauf – wer säubert welchen Bereich, wo wird der Müll gesammelt und wie funktioniert die Abholung?

Gibt es ein Netzwerk oder eine Internetseite für die (kommenden) Müllsammelaktionen?

Ja, über die Webseite www.cleanup.saarland kann man sich über Aktionen im Saarland informieren. Dort gibt es auch eine Statistik über die bisherigen Aktionen und wie viel Müll gesammelt wurde. Zudem gibt es viele Fotos und sogar ein kleines Müllmuseum, das die kuriosesten Stücke zeigt, die wir bisher im Wald gefunden haben.

Wie können interessierte Geocacher helfen?

Für dieses Jahr hatten wir uns vorgenommen, regelmäßig CITOs zu veranstalten, an denen interessierte Geocacher hätten teilnehmen können. Leider lässt die aktuelle Lage das ja nicht zu. Aber natürlich kann jeder etwas tun: Wenn man zum Cachen rausgeht und eine Mülltüte mitnimmt, kann man einfach alles einsammeln, was nicht in den Wald gehört und dies (bei einer kleinen Menge) in einem öffentlichen Mülleimer entsorgen. Sollte eine größere Menge zusammenkommen, kann man auch eine kurze Notiz an die Tüte heften, dass es sich dabei um ehrenamtlich gesammelten Müll handelt und diesen über die MÜLLweg!de App melden. Die kann man vorher bequem auf dem Smartphone installieren und dann wird automatisch das zuständige Ordnungsamt oder der zuständige Bauhof informiert.

Nun noch zu Dir – ganz kurz, wie bist Du zum Geocaching gekommen und was machst Du so, wenn Du nicht gerade eine Dose suchst?

Ich geocache seit 2009. Lustigerweise bin ich durch ein anderes Hobby zum Geocachen gekommen: Ende 2008 schrieb mich ein Geocacher aus Hessen (ergodragonegg) in meiner Funktion als Vorsitzende der Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft an, ob ich ihm wohl bei der Beantwortung von Fragen für einen Geocache helfen könnte. Ich fand das sehr spannend und wagte mich bald an die Suche nach einem Geocache in unserem Dorf. Wenn ich nicht cache oder Müll sammele, arbeite ich als Mediengestalterin & Webdesignerin.

Nicole, ich danke dir für dieses Interview. Hast Du noch einen Schlusssatz für mich? Etwas, was Du den Lesern mit auf den Weg geben willst?

Es gibt ja einen Satz, den man häufig bei Lost Place-Caches liest: Take nothing but pictures, leave nothing but footsteps – das gleiche gilt auch, wenn man sich in der Natur bewegt.

 

Die Bilder

Dir folgenden Bilder wurden mir von der Organisatorin zur veröffentlichung zur Verfügung gestellt:

Cleanup-Aktion entlang der L121 – auf 300 Metern haben wir über 90 Kilogramm Müll gesammelt.

Beitrag in der SZ anlässlich einer unserer Cleanup-Aktionen mit unseren Aufklebern zum markieren des ehrenamtlich gesammelten Mülls und „Taschen-Cleanups“ – eine Idee, die Geocachern bekannt sein dürfte.

Vortrag anlässlich der Gründung eines Cleanup-Netzwerkes in Spiesen-Elversberg mit Bürgermeister Bernd Huf

Arno Meyer (links) vom Cleanup-Netzwerk Illingen, Nicole und Björn Dettenhofer (rechts) vom Cleanup-Netzwerk St. Ingbert beim CITO am 29. Februar 2020

 

Die Links

Im folgenden findet Ihr die Links zu den im Interview erwähnten Dingen:

Saarfuchs

Jörg (Saarfuchs) betreibt Geocaching seit 2008. Sein besonderes Interesse galt zunächst Mysteries, dann den T5-Caches und mittlerweile den Lostplaces. Zu seinen Hobbies gehören Reisen, Fotografieren, Bergwanderungen und Hochtouren. Er geht weltweit auf Dosen-Suche und berichtet in seinem Blog regelmäßig mit vielen Fotos über sein “Geocaching” und damit verwandte Themen.

Ein Kommentar:

  1. Pingback:Geocaching und Umweltschutz – CleanUp Saarland

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