Besuch beim weltweit einzigen noch verbliebenen APE-Cache

Im zweiten Teil meiner Artikelserie über meine kleine Brasilienreise berichte ich Euch von meinem Besuch bei Mission 4: Southern Bowl, dem letzten noch verbliebenen A.P.E. Cache. Dabei informiere ich Euch auch über die Hintergründe dieser besonderen Cacheserie.

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Der weltweit einzige noch aktive Project A.P.E.-Cache liegt im Intervales State Park in Brasilien, ca. 200 Kilometer südwestlich von São Paulo.

 

Die Geschichte der APE-Caches

Bei den APE-Caches handelt es sich um eine Geocache-Serie, die in Zusammenarbeit mit den 20th Century Fox Filmstudios zwischen Mai und August 2001 gelegt wurde, um die Neuauflage des Kinofilms „Planet der Affen“ zu promoten.

Banner der ursprünglichen Webseite http://projectape.com

 

Die Bezeichnung „A.P.E.“ steht dabei nicht nur für Affe, sondern auch für die englische Abkürzung „alternative primate evolution“, also die alternative Entwicklung der Primaten. Die Möglichkeit, dass die Affen sich besser entwickelt haben könnten als die Menschen, bildet den Rahmen der Filmreihe „Planet der Affen“.

Am 26. Mai 2001 begann die Promo-Aktion und hatte eine Laufzeit von insgesamt dreizehn Wochen. Die APE-Caches wurden nacheinander versteckt. Jeweils freitags wurde die Position eines Versteck bekannt gegeben. In jeder Dose war ein Requisit des Films, das der Erstfinder behalten durfte. Der Original-Cachebehälter war eine große Munitionskiste.

Insgesamt wurden während der Aktion dreizehn Mission-Geocaches (Mission 10 teilt sich in 10a und 10b auf) versteckt. Davon wurden neun in den Vereinigten Staaten, zwei in  Australien und je eine in Großbritannien, Japan und Brasilien platziert.

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Zum Premiere des Films wurde eine Spezial-Mission in New York mit zwei Premieren-Tickets ausgelegt. Dieser Cache wurde insgesamt lediglich vier Mal erfolgreich geloggt und hatte eine Lebenszeit von nur wenigen Tagen. Leider gibt es bei diesen alten Caches meist kein Archivierungs-Log, so dass ich die Lebensdauer nur über den letzten erfolgreichen Log schätzen kann.

Die APE-Caches der Missionen 1, 2, 5, 6, 8 und 11 hatten ebenfalls eine sehr kurze Lebensdauer – sie sind noch im selben Jahr zum letzten Mal gefunden worden. Diese Caches waren wohl eher als „temporäre“ Geocaches zu verstehen. Ein Jahr später, Mitte 2002, wurden dann die Missionen 10a und 10b zum letzten Mal gefunden.

Am 16. Januar 2003 wurde die „Mission 3: Grahm?s Link“ in einen Traditional Cache umgewandelt und nach „Return of the Planet of the Apes“ umbenannt. Ich vermute, dass Alle, die den APE bis dahin gefunden hatten, damit das APE-Icon verloren haben. Aber was bedeuten schon Icons für die Geocacher aus dieser frühen Zeit?! Damals ging es noch darum Dosen zu finden…

Die Missionen 7 und 12 (beide in den Vereinigten Staaten) haben sich immerhin noch bis 2006 am Leben gehalten – bis die Cache-Container auch dort entwendet wurden.

Als vorletzter APE-Cache verabschiedete sich „Mission 9: Tunnel of Light“ im Bundesstaat Washington Mitte 2011 ins Archiv, als auch dort die Munitionsbox gestohlen wurde. Damit hat bis heute nur ein APE-Cache – so wie ursprünglich gelegt – überlebt: „Mission 4: Southern Bowl“ im Atlantischen Regenwald von Brasilien, 200 Kilometer südwestlich von São Paulo.

Von einem der APE-Cache Owner, Markwell, gibt es eine Bookmarkliste, die alle APE-Caches enthält. Markwell betreibt auch eine Webseite, auf der er (in englischer Sprache) die Geschichte der APE-Caches erzählt und davon berichtet, wie er „seinen“ APE-Cache gelegt hat.

Im Internetarchiv der Wayback-Machine sind noch einige Seiten der alten Project-APE-Website vorhanden. So sah damals der erste Hint für den APE-Cache in Brasilien aus:

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Nachdem für diesen Geocache alle Hints gegeben worden sind, schaute seine Beschreibung auf der projectape.com Webseite so aus:

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Unter dem Text befand sich noch eine portugiesische Übersetzung, damit auch die brasilianischen Geocacher (wenn es denn 2001 schon welche gab) eine faire Chance hatten, die Box zu finden.

Wer den APE-Cache gefunden hat, bekommt neben dessen – seltenen – Icon auch das folgenden Souvenir von Groundspeak.

Project APE Souvenir

 

Auf der Webseite dieses Souvenirs ist noch von weltweit zwei verbliebenen APE-Caches die Rede. Hier sollte mal der Text aktualisiert werden.

 

Die letzten 30 Kilometer zum Intervales State Park

Da wir keine Unterkunft im Nationalpark bekommen hatten, war unser Hotel ca. 30 Kilometer entfernt in der Kleinstadt Capão Bonito. Von dort führt zunächst eine Staße nach Ribeirão Grande.

Hinter der Ortschaft beginnen dann die letzten 22 Kilometer bis zum Park, die über eine Sandpiste führen. Ich war überrascht, dass unsere Gruppe mit einem „normalen“ 40-sitzigen Reisebus über diese Piste gefahren wurde – scheinbar sind diese Straßenverhältnisse für Einheimische nichts Besonderes.

Wäre ich hier mit dem Mietwagen unterwegs gewesen, so hätte ich mir sicher ein Allrad-Fahrzeug gewünscht, auch wenn ich mehrere Kleinwagen über diese Piste „heizen“ gesehen habe…

Für die Strecke kann man eine gute Stunde Fahrzeit einrechnen. Damit es mit dem Fahren nicht ganz so „stressig“ wird, haben die beiden Owner ankhesenamon und camoura einen Powertrail ausgelegt. Die Dosen mit der Nummer 1 bis 26 befinden sich zwischen dem Flughafen São Paulo und Capão Bonito. Die Dosen #27 bis #61 auf unserem Weg vom Hotel zum Nationalpark. Der Trail hat den passenden Namen „Em busca do APE„, was übersetzt soviel heißt wie „Auf der Suche nach dem APE“.

Unterwegs werden dann die Nerven noch etwas gefordert: Unser Reisebus muss eine Holzbrücke passieren, die für Europäer vielleicht etwas „provisorisch“ anmuten mag. Aber alles kein Problem, der vollbesetzte Bus schafft das mühelos. Hier einige Impressionen davon…

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Ein Blick unter die Brücke stärkt nicht gerade das Vertrauen!

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Aber der Busfahrer macht sich keine Sorgen – für ihn ist es Alltag. Auch glaube ich, konnte er nicht wirklich verstehen, warum er von uns allen so intensiv beim Befahren der Brücke fotografiert wurde.

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Auf dem Rückweg nutzen wir diese Stelle für ein Gruppenfoto auf der Brücke mit dem Bus.

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Es war eins der vielen Erlebnisse auf dieser Reise, an die ich mir immer wieder gerne zurückerinnere!

 

Die Anmeldung im Park

Vor dem Pförtnerhäuschen steht ein großes Schild, das die Einfahrt in den Intervales State Park markiert. Ab hier beginnt der Nationalpark.

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Die Pförtner müssen für jedes einfahrendes Fahrzeug die Schranke von Hand öffnen. Gerne haben sich diese beiden auf Nachfrage von mir fotografieren lassen. Im Mai (also dem südamerikanischen Winter) ist im Park nicht viel los und sie waren wohl für die Abwechslung dankbar.

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Kurz hinter dem Pförtnerhäuschen befindet sich auf der rechten Seite das Besucherzentrum des Nationalparks.

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Hier müssen wir uns alle anmelden und ein Formblatt ausfüllen.

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Der Park kostet 12 R$ Eintritt pro Person (entspricht ca. 4?) und hat Öffnungszeiten von 8:00 Uhr morgens bis 17:00 Uhr am Nachmittag. Es gibt sogar eine Facebook-Seite für den Park. Eine Webseite ist auch vorhanden, sie ist leider nur auf portugiesisch.

 

Auf dem Weg zum APE

Nachdem die Formalitäten erledigt sind, kann man sich auf den Weg zum letzten APE-Cache machen. Zunächst geht es bequem ca. 700 Meter über einen breiten Forstweg am Fußballplatz und dem Restaurant vorbei.

Die letzten 1,3 Kilometer bis zur APE-Dose jedoch führen über schmale Pfade immer tiefer in den Regenwald.

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Der Weg zum Geocache ist auf der OSM-Karte eingezeichnet. Da der Pfad nur zu dieser Dose führt, nehme ich an, dass er von einem Geocacher gemappt wurde.

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Nach und nach wird der Regenwald immer dichter – hier kommt bei mir das erste Mal ein richtiges Urwald-Feeling auf. Unterwegs kann man noch die beiden Tradis „along THE trail“ und „Solitary Tinamou“ sowie den Earthcache „A ocorrência do Filito na Serra do Mar„, der sich an dieser bewachsenen Wand befindet, suchen.

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Mich fasziniert die dichte Vegetation  nahe dem Weg. Überall gibt es Was zu entdecken und zu fotografieren. Das macht den Weg durch den Regenwald sehr kurzweilig.

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Kurz vor dem APE wird der Pfad immer schmaler. Jetzt liegt auch mal ein Baum quer oder die Pflanzen rechts und links vom Weg drängen immer mehr auf diesen. Was wäre, wenn hier die Geocacher nicht regelmäßig unterwegs wären? Sicher wäre der Pfad in kürzester Zeit zugewachsen.

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Dann springt das GPS auf 10 Meter. Der letzte APE ist nun fast erreicht…

 

An der letzten APE-Dose „Mission 4 – Southern Bowl“

Der Pfad hört plötzlich mitten im Regenwald auf. Ich blicke nach rechts und kann die große Munitionsbox gleich sehen – sie steht hinter einem recht großen Baum.

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Ich schaue gleich mal in die Box – es gibt darin mehrere gefüllte Tüten und Plastikboxen zu finden. In einer Tüte befindet sich eine Affenmaske. Auf vielen Logfotos dieses Caches sind Geocacher mit dieser Maske zu sehen.

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In einer Plastikbox befindet sich das Logbuch. Die Titelseite ist mit einem Affen und dem Schriftzug „Project A.P.E.“ schön gestaltet.

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Eigentlich sollte sich dieser Schriftzug auch auf der Munitionsbox befinden – dort habe ich ihn aber nicht mehr gefunden. Nun ist es soweit – auch ich kann mich in dieses Logbuch eintragen. Damit habe ich es geschafft – auch ich konnte endlich einen dieser „legendären“ APE-Caches loggen. *freu*

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Im Container ist in einer weiteren Box noch ein Stempel vom APE nebst Papier zu finden, damit man sich einen Stempelabdruck mitnehmen kann.

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Wir stempeln, was das Zeug hält: auf das Papier in der Box, auf Cache-Listings und auf T-Shirts. Später höre ich, dass einer aus der Gruppe sogar in seinen Reisepass gestempelt hat – und ja, er konnte wieder aus Brasilien ausreisen!

Das obligatorische Logfoto, das dem Owner beweist, dass ich an der Dose war, darf nicht fehlen: Saarfuchs mit dem Container, der Affenmaske und dem Logbuch.

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Damit ist auch für mich das Hauptziel dieser Reise erreicht, ich habe mir einen meiner Träume mit diesem besonderen Geocache erfüllt.

 

Mein Fazit

Zu diesem Erlebnis ein Fazit zu schreiben fällt mir irgendwie schwer… Seit 2008 betreibe ich Geocaching. Ich habe mir Ziele gesetzt und versucht diese für mich persönlich zu erreichen. Nach einiger Zeit sind mir die verschiedenen Cachetypen aufgefallen und ich habe versucht, möglichst jeden mindestens einmal „erlebt“ zu haben. Bei dem Cachetyp „Reverse Cache“ habe ich dieses Ziel schon nicht mehr erreichen können, da alle diese Geocaches ins Archiv geschickt wurden.

Als ich das erste Mal von den APE-Caches gehört habe, gab es noch zwei aktive: den „Tunnel of Light“ und den „Southern Bowl“. Da beide sehr weit von Saarland entfernt sind, habe ich dieses Projekt zunächst ad acta gelegt.

Mit der Ausschreibung eines professionellen Geocaching-Reisen-Anbieters hat sich die Situation geändert: Ich würde – ohne selbst viel organisieren zu müssen – gemeinsam mit einer Gruppe „Gleichgesinnter“ diesen besonderen Cache angehen können. Plötzlich ist die APE-Dose wieder in greifbare Nähe für mich gerückt!

Kurz nach meinem Geburtstag habe ich mir daher selbst ein Geschenk gemacht und mich mit der Reise zu Southern Bowl beschenkt.

Und ich habe es nicht bereut!

Zurück bleibt für mich ein kleiner Punkt in meiner Statistik und ein großes Erlebnis im Herzen!

* * *

Hier geht’s zur Übersicht über alle Touren, die wir in Basilien unternommen haben.

Wie schauen Eure Pläne aus? Habt Ihr besondere Caches als Ziele? Wie immer freue ich mich über Eure Kommentare…

Saarfuchs

Jörg (Saarfuchs) betreibt Geocaching seit 2008. Sein besonderes Interesse galt zunächst Mysteries, dann den T5-Caches und mittlerweile den Lostplaces. Zu seinen Hobbies gehören Reisen, Fotografieren, Bergwanderungen und Hochtouren. Er geht weltweit auf Dosen-Suche und berichtet in seinem Blog regelmäßig mit vielen Fotos über sein “Geocaching” und damit verwandte Themen.

7 Kommentare:

  1. Danke für diesen schönen Bericht – am 10.05. geht’s für uns zum APE-Cache … Going A.P.E. 2016

    VG, Martin

  2. Dein Fazit sagt alles aus. Glückwunsch zur Umsetzung dieser mehr verrückten Idee!

  3. Unterm Strich ist Cachen dann doch, was man selber draus macht.
    Weil: mal ganz nüchtern betrachtet – es ist eine Mun-Kiste im Wald mit Logbuch drin. Gib’s öfters.
    War bei meinem Besuch bei GC28 (dem 3. ältesten, noch existierenden Cache) auch so – das ist auch „nur“ ’ne Mun-Kiste im Wald. Allerdings einfacher zu erreichen als der APE-Cache und auch problemlos per Eigenanreise machbar ;-)

    • Natürlich ist das im Endeffekt nur eine Munbox, die seit 14 Jahren im Wald liegt. Aber halt die Kirsche auf der Sahne des Gesamtpaketes bestehend aus Mitreisenden, Land und natürlich auch Caches. Und klar, der Cache war der Aufhänger uns Auslöser der Reise. Es wird dort aber niemand hinreisen, um sich nachher an einem Icon und einem Souvenir aufzugeilen, auch wenn das manche gerne hätten :)

  4. Kleinzschachwitzer

    Ach ja, diesen Tag wird keiner der Beteiligten wohl je vergessen können… :)

  5. Schöner Bericht. Es war ein schönes Erlebnis und ich hatte richtig Spaß.

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