Als ich heute etwas im Netz gesurft habe, bin ich wieder auf einen der für mich eindrucksvollsten Lostplaces, die ich bisher besuchen durfte, aufmerksam geworden: Das Tau – ein verlassenes ehemaliges Kloster…
Darüber hatte ich hier im Blog auch schon berichtet. Was ich dort heute in den Logs lesen konnte, wollte ich zunächst nicht glauben! Doch der Reihe nach…
Nachdem am 13.11.2012 ein Geocacher berichtet hatte, dass wohl aktuell Bauarbeiter im Gebäude mit ihrer Arbeit begonnen hätten, hat der Owner am 26.11.2012 den Cache mit der folgenden Note vorübergehend disabled:
Werde die Woche mir mal ein Bild von der Lage machen, und mich dann wieder hier melden, bis dahin bleibt er erst mal zu….
Danach sollte man doch annehmen, dass der Wunsch des Owners im Interesse dieses tollen Lostplaces respektiert wird? Doch weit gefehlt – der Cache wurde munter weiter gesucht?!
In der Zeit von Ende November bis Anfang Januar des folgenden Jahres wurde dieser Cache – obwohl immer noch disabled – sage und schreibe 29 Mal geloggt.
In einigen dieser Logs wurde von der Station in der Kapelle berichtet, die wegen der, von den Bauarbeitern eingebauten Tür, nun nicht mehr gesucht werden konnte…
Natürlich gab es auch so manche Rechtfertigung, warum trotz gesperrtem Cache dieser nun unbedingt gemacht werden musste:
Trotz der Unzugänglichkeit der Kapelle, habe ich mích heute mit Martin1435 und Angela4582 nach dem Motto „besser der Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach“ an diesen Cache gewagt, bevor noch mehr dicht gemacht wird.
Klar – dann muss man natürlich schnell handeln (*)!
… oder auch Ausreden, so wie diese ca. drei Wochen, nachdem der Owner den Cache disabled hatte:
Ich habe leider erst jetzt gesehen, dass der cache gesperrt ist. Er wurde mir vor langem von befreundeten cachern empfohlen und der trip war schon ziemlich lange geplant.
… und natürlich immer mit der Angst, dass der Cache archiviert werden könnte, wurde auch Ende Dezember immer noch munter weiter gesucht:
zusammen in der gruppe diese schöne intressante lostplace erkundet bevor sie eventuel archivirt wird
Scheinbar ist keinem dieser Cacher mal der Gedanke gekommen, dass genau dieses Verhalten, eine Archivierung vorantreiben könnte??? – „Aber was soll’s – Hauptsache ICH habe den Cache noch erleben dürfen !“(**), wird sich sicher der ein oder andere dabei gedacht haben?
Auch könnte man glauben, dass es nur Newbies waren, die noch nichts von den Problemen bei Lostplace-Caches wissen? Wenn ich mir jedoch die Logger genauer anschaue, dann finde ich dort auch Cacher mit mehreren Tausend Funden – sollten gerade DIE es nicht besser wissen?
Bei den Namen der „unverbesserlichen“ Logger ist mir auch Barbie&Bruettler aufgefallen – über diese Cacher hatte ich mal einige Blogbeiträge gelesen, als sie ihrem Frust nachgaben und sich als Owner (vieler bekannter Lostplaces) zurückgezogen und ihre Caches archiviert haben. JR849 hatte damals auch einen Blogbeitrag über sie verfasst. Die kennen doch die Problematik – warum gefährden auch SIE diesen Lostplace?
Anfang Januar wurde dann dieser Cache das letzte Mal geloggt – auch wieder mit einem bemerkenswerten Satz im Logtext:
Wir hoffen nicht, das wir die „DEPPEN“ (O-Ton Kennyone10) sind, wegen denen der Cache geschlossen wird – glaube ich aber nicht denn man hat uns nicht gesehen oder gehört und wie es sich für echte Cacher gehört, haben wir außer ein paar Fußspuren nichts hinterlassen und schon gar nichts mitgenommen außer einem tollen Erlebnis!
Ja – und was passierte danach? Natürlich ist ein Reviewer auf die Sache aufmerksam geworden und hat Ende Januar um Aufklärung des Sachverhaltes gebeten. Da bis März nichts aufgeklärt wurde, ist dieser fantastische Cache am 15.3.2013 ins Archiv gewandert!
Der Owner hat sich inzwischen auch zu Wort gemeldet und ausführlich erklärt, warum er den Cache nicht mehr retten wollte.
Ich kann seine Gründe vollständig nachvollziehen!
Und ich möchte Euch alle bitten, wenn ein Cache disabled ist, kontaktiert vorher wenigstens den Owner, wenn Ihr glaubt, dass eure Gründe den Cache doch suchen zu müssen, so schwerwiegend sind, dass Ihr den Owner überzeugen könnt, doch den Cache suchen zu dürfen! Aber in jedem Fall muss die Entscheidung des Owners respektiert werden.
MACHT DOCH BITTE DIE LOSTPLACES NICHT KAPUTT!
Danke & Gruß,
Euer Saarfuchs!
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(*) Ironie, (**) Mutmaßung
Und wenn ich dann bei LPCs in den Logs noch lese: „in der großen Gruppe“ oder „mit mehreren Teams“ gefunden, verstehe ich das alles noch weniger. Genau so wenig verstehe ich wie man Kinder auf solche Touren mitnehmen kann. So in etwas stell ich mir das manchmal vor, eine sehr „schöner“ Bericht über eine Familien-Lost-Place-Caching-Tour: http://www.9gradost.de/geocaching/familienfrieden/
Ich cache noch nicht so lange, besuche aber schon jahrelang LPs (ohne Begriffe wie Lost-Places oder Urbex gekannt zu haben). Ich wäre/würde niemals auf die Idee kommen solche Locations in einer großen Gruppe aufzusuchen: zu auffällig und zu wenig Thrill-Faktor ;-)
Ich muss sagen, daß ich auch lange überlegt hatte „noch schnell“ ins Kloster zu fahren bevor es komplett dicht ist. Um mir ein sauberes Gewissen vorzugaukeln hätte ich an dem Tag „vergessen“, daß ich ein Cacher bin (und das ein Besuch im Kloster nicht erwünscht ist). Ich hätte ein paar Fotos gemacht und den Cache weder gesucht noch geloggt. Aber mir wurde dann doch klar, dass ich dadurch nicht wirklich viel besser bin als die respektlosen LP-Besucher über die ich mich zu oft aufrege.
Und zu den „alten Hasen“ unter den Cachern: mir sind schon an mehreren sensiblen Locations Cacher unangenehm aufgefallen (auf verschiedenste Weise), die sich wie „noobs“ verhielten, aber trotzdem 2000+ Founds hatten. Ich denke das ganze hat nichts mit unerfahren oder erfahren zu tun, sondern mit Respekt, Weitsicht und Fairness.
Gruß Thorsten
Auch ich besuche hin und wieder eimal den einen oder anderen LP aus Înteresse. Darüber findet man nur in sehr begrenzem Umfang etwas in meinen Logs zu entsprechenden Caches, oft suche ich vor Ort nicht einmal die möglicherweise versteckte Dose, sondern lasse ganz gerne den Ort einfach für sich wirken.
Auch in meinem (Geocaching-)Blog wird man dazu selten etwas finden. Genießen und schweigen ist da eher mein Motto.
Das man sich über die Wünsche der Owner hinwegsetzt und dem auch (Zwangs-)Archivierungen nicht im Wege stehen, war schon 2011 nichts Neues mehr. (http://www.daslangesuchen.de/archivierte-lost-places-geniessen-und-schweigen/).
Beste Grüße
DasLangeSuchen
Ich hab die Logs jetzt nur überflogen. Aber sagen wir mal so: Wenn da Bauarbeiter zur Renovierung da sind, ist ja eh absehbar, dass eine Folgenutzung erfolgt, es somit kein Lost Place mehr sein wird und die Dose nicht mehr zu machen sein wird. Der Satz „Achtet bitte beim reingehen, und natürlich auch im Inneren darauf nicht gesehen zu werden.“ und die Aufforderung sich wegen Terminen abzusprechen im Listing läßt ja eh darauf schließen, dass man sich nur illegal auf dem Gelände aufhalten darf. Von daher passts es doch eh, wenn der archiviert wird.
Abgesehen davon war das Disablelog vom Owner wenig aussagekräftig und von daher braucht man sich nicht wundern, dass weiter Cacher vor Ort waren.
Gerade hier möchte ich jetzt einmal meinen Senf dazu geben: wir haben im Dezember letzten Jahres den Owner kontaktiert und bis heute keine Antwort erhalten. Wir haben dann darauf verzichtet, die Location zu besuchen und waren erstaunt über diejenigen, die es trotzdem getan haben. Im Nachhinein: warum haben wir dem LP und der Disabelung Tribut gezollt, wenn der Owner es noch nicht mal für nötig hielt, auch nur einen Zweizeiler zu schreiben ?
Schöne Grüße, U.
Ähm der LostPlace ist nicht kaputt …. Nur der Cache … Ich persönlich fahre auch geniale Locations ohne Dose an. Auch wenn ich dann nicht jedem erzählen kann wie genial eine Tupperdose oder ein Bunter Mayonaise Eimer am Final war …..
Hallo,
Weil es gerade passt will ich mal auf GAV – Geocacher against vandalism hinweisen.
http://www.geocaching-franken.de/allgemein/aktion-geocacher-against-vandalism-mach-mit/
Ich kann dein Anliegen verstehen und finde die Vorgehensweise der Geocacher, die mit aller Gewalt weiter den Lost Place betreten fast schon normal. Es wird so oft mit keinerlei Respekt gegenüber den Eigentum anderer umgegangen, dass einem schlecht werden kann.
Was aber auch bei deinem Artikel herauskommt ist die etwas andere Sichtweise der Geocacher. Eigentlich geht es überhaupt mich um den Owner des Geocaches. dem gehört nämlich der Lost Place genauso wenig wie den anderen Geocachern, die den Ort besuchen. Es sollte endlich mal in die Löpfe rein, dass man an diesen Orten einfach nur ein Gast ist, ein uneingeladener noch dazu. Deshalb sollte man sich auch so verhalten, nämlich als Gast. Respektvoll und so, dass man eigentlich gar nicht merkt, dass man da war.