Geocaching in Schottland: GCF0 – Der älteste Cache auf der Insel!

Der älteste Cache in Großbritannien ist der GCF0 mit dem passenden Namen “Scotland’s First“. Er liegt ca. 100 Kilometer nordöstlich von Edinburgh auf dem Ben More.

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Diesen Geocache zu erreichen ist kein Spaziergang. saarzwerg und ich haben es versucht. Hier ist unsere Geschichte …

 

 

Der Cache GCF0 – “Scotland’s First

Die erste Dose auf der Insel Großbritannien wurde am 15. Dezember 2000 vom Owner Jock Scott gelegt. Dieser Geocache ist ein Traditional mit einer Regular-Dose. Die D/T-Wertung ist für einen Tradi jedoch etwas sonderbar: Difficulty 5 und Terrain 1. Ich nehme an, dass diese Wertung einer Zeit geschuldet ist, in der es noch keine klare Regeln für die Bewertung gab. Heute würde ich diesen Cache mit D1,5 und T5 bewerten.

Die Dose liegt am Hang des fast 1200 Meter hohen Ben More, einem Berg in den südlichen Highlands von Schottland und ca. 100 Kilometer Luftlinie von Edinburgh entfernt.

Im Listing beschreibt der Owner den Weg zum GCF0 mit einer eineinhalbstündigen Wanderung über einen steilen Hang.

 

Die Vorbereitung

Das Listing gibt nicht viele Informationen über die Wanderung zum ältesten Geocache Schottlands und ganz Großbritanniens preis. Ein Blick auf Google Earth verrät mir, dass die Dose nur 1,7 Kilometer Luftline von der Straße nach Crianlarich weg ist. Allerdings liegt die Strasse auf ca. 170 Höhenmeter und die Koordinaten der Dose auf ca. 750 Höhenmeter. Auf der Wanderung ist also Einiges an Höhe auf kürzester Strecke zu überwinden. Schon jetzt kann ich mir vorstellen, was der Owner mit “steil” gemeint hat.

Ich bin kein Freund davon mir in unbekanntem Gelände meinen Weg suchen zu müssen. Deshalb schaue ich, ob es nicht einen Wanderweg gibt, der zumindest in der Nähe des GCF0 vorbei führt. Ich werde fündig bei einem Bericht über die Besteigung des Ben More auf einem Rundweg samt gpx-Track. Fast die gleiche Tour finde ich auch bei alltrails.

Zur Sicherheit plane ich die Tour als Ganztagestour – wenn das Wetter gut sein sollte, wollen wir im Aufstieg den “Scotland’s First” suchen und loggen, anschließend zum Gipfel aufsteigen und auf dem Rundweg wieder zurück zum Parkplatz gelangen.

Auf Google Earth schaut unser Plan dann so aus:

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Der rote Track ist die Rundtour vom Parkplatz zum Gipfel des Ben More und über die rechte Flanke kann man absteigen und wieder zurück zum Parkplatz kommen.

Falls das Wetter die Rundtour nicht zulassen sollte, so wäre der minimal nötige Weg die grüne Spur: zunächst dem Wanderweg bis in eine Höhe von 750 Metern folgen und dann nach rechts einen Steilhang queren und irgendwie zur Dose gelangen.

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Da ich recht spät mit dem Buchen dran bin, finde ich leider das erste freie Hotel in einer Entfernung von fast 20 Kilometer Luftlinie am Loch Earn, wo ich für saarzwerg und mich ein Zimmer für zwei Nächte buche.

 

Unsere Anreise

Wir reisen aus Edinburgh über Stirling an, worüber ich ja schon ausführlich gebloggt habe. Am späten Nachmittag erreichen wir den Loch Earn. Dort haben wir zwei Nächte das Clachan Cottage Hotel (Provisionslink) gebucht. Es liegt sehr idyllisch. Wir nutzten die Gelegenheit für einen kleinen Spaziergang entlang des Sees, zumal an diesem Nachmittag das Wetter echt toll geworden ist.

Hier ein paar Impressionen von unserem Spaziergang:

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Leider gibt es am See keinen Rundwanderweg. Wir müssen über die Straße laufen. Als die den kleinen Ort verlässt, drehen wir um und spazieren zurück zum Hotel.

Das Hotel können wir empfehlen: Die Zimmer sind sauber und geräumig. Leider lässt das WLAN hier arg zu wünschen übrig – aber es geht ja auch ohne. Im Hotel gibt es einen Pub und ein Restaurant, in beiden kann man gut essen.

 

Unsere Wanderung zum GCF0

Am nächsten Morgen läßt uns leider das Wetter im Stich: In der Nacht hat es schon geregnet und im Moment hängen dunkle Wolken über dem See. Nach dem Frühstück brechen wir auf Richtung Crianlarich. Nach einer guten halben Stunde haben wir die Ben More Farm erreicht. Dort können wir an der Straße parken. Wir ziehen unsere Wanderschuhe an.

Um 9:34 Uhr starten wir bei 168 Höhenmetern und einer Temperatur von 14.2°C. Es regnet leicht.

Der gpx-Track ist ziemlich genau: An der Stelle, wo er die Strasse verlässt, steht ein kleiner Holzwegweiser zum Ben More. Ohne GPS hätte ich ihn sicher übersehen. Es geht ein kurzes Stück den Hang hinauf und wir stehen auf einem Landwirtschaftsweg.

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In einem Gatter sind ziemlich viele Schafe zusammengepfercht. Neugierig schauen sie uns an. Wir folgen zunächst dem Fahrweg bergauf.

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Allmählich gewinnen wir an Höhe. Von hier haben wir schon einen schönen Ausblick ins Tal.

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Um 10:00 Uhr erreichen wir die Abzeigung vom Fahrweg. Inzwischen haben wir laut GPS eine Höhe von 308m erreicht. Die Temperatur ist leicht auf 13.1°C gefallen. Es nieselt immer noch.

Wir folgen dem schmalen Pfad, der sich nun den Hang hinauf windet. Der Untergrund ist feucht – ich meine, sehr feucht. Wir laufen durch eine Moorlandschaft. Obwohl wir durch einen Hang wandern, ist der Untergrund richtig nass. Der Pfad ist eine Schlammspur. Bei fast jedem Schritt sinkt unser Schuh zwei bis drei Zentimeter in den Boden ein. Wir sind sehr langsam. Uns wird so langsam klar, dass das hier ein sehr mühsames Unterfangen werden wird.

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Auf meinem  GPS nimmt die Höhe nun schneller zu. Leider nimmt der Regen auch eher zu als ab. Der Gipfel des Ben More ist nicht zu sehen, die Wolken hängen zu tief und hüllen ihn ein. So macht auch die große Rundwanderung keinen Sinn – wir wollen heute nur noch die Dose suchen und den “Scotland’s First” loggen.

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Der Hang wird steiler. Mühsam kämpfen wir uns voran. Im oberen Teil gibt es ab und zu mal etwas Geröll statt Schlamm. Dort ist der Pfad etwas besser zu gehen.

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Inzwischen sind wir schon recht weit nach oben gekommen. Das Wetter wird immer schlechter. Wäre da keine Dose, die mich so magisch anzieht, so wäre ich bei einer “normalen” Wanderung schon lange umgekehrt.

Trotz der Anstrengung bei diesem steilen Aufstieg wird mir langsam richtig kalt. Dann beginnt es noch stärker zu regnen. Ich packe meinen Fotoapparat in den Rucksack und ziehe bei dieser Gelegenheit meine warme Daunenjacke an.

Um 11:41 Uhr erreichten wir den Wegpunkt, mit dem ich mir die Abzweigung vom Wanderpfad markiert habe. Wir haben eine Höhe von 740m erreicht und inzwischen regnet es so richtig. Auch die Temperatur fällt weiter – es sind nur noch 6.1°C.

saarzwerg und ich schauen uns den Steilhang an, den wir nun weglos bis zum Cache queren müssten. Obwohl sich sich bis hier hoch gequält hat, entscheidet saarzwerg, dass die Querung unter diesen Wetterbedingungen zu heftig für sie ist. Sie setzt sich unter einen großen Stein, um etwas Schutz vor dem Regen zu haben und signalisiert mir, ich solle gehen.

Ich bin froh, dass ich mich für meine Alpinstiefel entschieden habe. Die Kanten finden im Steilhang auf dem nassen Gras gut Halt und ich komme gut voran. Es sind noch ca. 300 Meter Luftline bis zur Dose.

An zwei Stellen muss ich eine Felsrippe queren, was bei nassen Fels auch etwas tricky ist. Dann erreiche ich eine kleine Wiese – das Gelände wird allmählich flacher. Ich nutze die Gelegenheit mich etwas zur orientieren. Es regnet immer noch. Noch einen Hang hinunter und über einen Bach – dann bin ich schon recht nahe an den Koordinaten.

Da ist er! Ich erblicke einen einzelnen Felsbrocken, der mit einem Steinmännchen geschmückt ist. Das muss es sein!

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Ich habe Glück. Unter dem Felsen, geschützt durch ein paar Steine, kann ich eine Plastikdose herausnehmen.

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Geschafft! Ich habe den GCF0 “Scotland’s First” erreicht. Der Regen nimmt zu. Ich nehme den Stift in den Mund und das Handy in die Hand. Wenigstens ein Beweisfoto mit dem iPhone muss her!

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Ich trage mich ins Logbuch ein und verstaue wieder alles unter dem Stein. Es ist 12:00 Uhr und mein GPS zeigt eine Höhe von 745m und eine Temperatur von 7.8°C an.

Der Weg zurück zu saarzwerg geht schneller – ich weiß ja nun so ungefähr, wo es lang geht und muss nicht mehr so oft auf’s GPS schauen. Ich entscheide mich an einer Stelle einen anderen Rückweg zu nehmen – statt noch einmal die Felsrippen zu queren, steige ich in einer Felsrinne über Gras nach oben und bin so etwas eher (aber auch höher) auf dem Wanderpfad zurück.

Um 12:15 Uhr erreiche ich wieder saarzwerg, die inzwischen ziemlich durchnässt ist. Das GPS zeigt eine Höhe von 730m und wieder 7.7°C an. Wir steigen gemeinsam über den steilen Bergpfad nach unten. Auch der Schlamm kommt wieder …

Um 13:37 Uhr erreichen wir die Abzweigung zum Fahrweg in 304m Höhe. Die Temperatur ist inzwischen wieder auf 10.5°C gestiegen. Egal. Meine Nasse Jacke behalte ich an. Es regnet ja auch immernoch!

Geschafft: um 14:00 Uhr erreichen wir wieder unser Auto. Die Temperatur hier unten ist auch nicht viel besser geworden: 12.1°C.

Später zeigt mir die Auswertung am Laptop, dass unser Track eine Länge von nur 5.4 Kilometern hat. Dabei haben wir 640 Höhenmeter überwunden. Bei schönem Wetter wäre das sicher eine tolle Tour geworden.

 

Das Nachmittagsprogramm

Da wir trockene Klamotten im Auto haben, wollen wir noch nicht ins Hotel zurück. Wir entscheiden uns für einen Besuch einer Whiskey-Destillerie. Eine halbe Stunde entfernt vom Loch Earn liegt die Glenturret Destillerie.

Auf dem Weg dorthin halten wir an einem kleinen Hotel, das Werbung für den Nachmittagstee macht. Wir nehmen in einem großen Wohnzimmer mit Blick auf den Loch Earn Platz und genießen jeder eine Portion Scones.

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Richtig lecker nach dieser anstrengenden Tour!

Um 15:45 Uhr erreichen wir die Glenturret Whiskey-Destillerie.Auf dem Parkplatz begrüßt uns der “famous grouse” – der Name eines Blend Whiskeys, zu dem diese Destillerie ihren Beitrag leistet.

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Wir haben mal wieder Glück. Die letzte Führung ist heute um 16:00 Uhr und wir dürfen noch mit! Leider ist es verboten auf der Führung Fotos zu machen. Nur draußen ist es erlaubt.

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Die Führung dauert über eine Stunde und am Ende dürfen wir noch zwei Whiskeys probieren. Hier wurde auch die größte Whiskey-Flasche der Welt aufgestellt. saarzwerg und ich nutzen die Gelegenheit uns mal fotografieren zu lassen.

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Damit geht für uns wieder ein anstrengender und erlebnisreicher Tag zu Ende.

 

Interaktive Karte

Auf der folgenden Karte seht Ihr die Strecke, die saarzwerg und ich gelaufen sind.

Falls Ihr die Tour selbst machen möchtet, so biete ich Euch an, meinen gpx-Track von dieser Wanderung herunterzuladen. Auf jeden Fall wünsche ich Euch besseres Wetter als wir hatten.

 

Mein Fazit

Ich habe in Europa schon einige Geocaches aus dem Jahr 2000 besucht und geloggt. Dieser hier war mit Abstand der bisher anstrengendste und aufwendigste. Leider hat bei unserer Wanderung das Wetter nicht so gepasst – aber es war ja noch so gut, dass die Tour machbar war. Ich glaube, wenn es hier schneit oder Gewitter, kann man schnell ernste Probleme bekommen. Auch ist der Weg, den ich durch den Steilhang gewählt habe, nicht einfach – hier sollte man sehr trittsicher sein. Das Wandern durch den Schlamm erschwert den Aufstieg. Hier sind sicher Gummistiefel besser geeignet als Wanderschuhe.

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Interessiert Ihr Euch für die ältesten Geocaches in Europa oder sogar weltweit? Welche habt Ihr schon besucht und wie haben sie Euch gefallen? Wie immer freue ich mich über Eure Kommentare unter diesem Artikel.

Saarfuchs

Jörg (Saarfuchs) betreibt Geocaching seit 2008. Sein besonderes Interesse galt zunächst Mysteries, dann den T5-Caches und mittlerweile den Lostplaces. Zu seinen Hobbies gehören Reisen, Fotografieren, Bergwanderungen und Hochtouren. Er geht weltweit auf Dosen-Suche und berichtet in seinem Blog regelmäßig mit vielen Fotos über sein “Geocaching” und damit verwandte Themen.

8 Kommentare:

  1. Ein sehr detaillierter Bericht, der Interesse an dieser Herausforderung geweckt hat. Gerade erst entdeckt. Nicht leicht, aber machbar, genau nach meinem Geschmack. :) Vielen Dank für die Einblicke!

    • Ich danke Dir für Dein Feedback und wünsche Dir vor allem gutes Wetter am Ben More – von zwei Versuchen hat bei uns nur einer bei leichtem Regen gepasst … die Wiederholung ist wegen schlechtem Wetter ausgefallen.

  2. Pingback:Ein Besuch bei allen europäischen Geocaches aus dem Jahr 2000 – Geocaching Feluko

  3. Gerade mal wieder auf deiner Seite gestöbert und festgestellt das ich 2004 auf einer Rundreise durch Schottland die selbe Destillerie besichtigt habe. Aber was mich daran jetzt am meisten ärgert ist das ich 2004 noch Muggel war… Die Runde wäre perfekt gewesen zum cachen, auch wenn es seinerzeit sicher nicht so eine “Dichte” gab wie heute.
    So war ich in Schottland bisher nur in Edinburgh und näherer Umgebung cachen. Dabei warte ich sehnsüchtig auf ein eigenes Schottland Souvenir. Danke für deine tollen Berichte, macht immer wieder Spaß sich die Zeit hier zu vertreiben.
    Viele Grüße sendet Jan (Facebook Jan Schliewe/ Instagram @simplygeocaching)

  4. Schoener Bericht – macht Lust darauf, selber mal die Gegend zu besuchen

  5. Wir haben damals den direkten Weg genommen, wie so oft halt. Glücklicherweise hatten wir gutes Wetter und Wanderstöcke dabei. Die Frau war trotzdem alles andere als begeistert vom Aufstieg :D

  6. Schön, dass ihr es geschafft habt. Ich war ja nur wenige Wochen vor euch dort und musste mangels passender Ausrüstung vor der Herausforderung kapitulieren. Ich freue mich für euch.
    Thomas

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